Die Brueder des Kreuzes
nicht kommen hören, Almania, sagt die Wahrheit.«
André nutzte die Gelegenheit, den Assassinen von Kopf bis Fuß zu betrachten. Er hatte recht gehabt mit seiner Vermutung, dass der Mann vollständig schwarz gekleidet sein würde, doch über seinem langen Übergewand trug Ibrahim eine knielange Tunika aus dem feinsten Kettengewebe, das André je gesehen hatte. Darüber trug er einen Brustharnisch, dessen Stahl genauso glänzte wie sein Helm, und an seiner Taille hing ein prachtvoller langer Säbel.
Der Mann sah Alec nach wie vor herausfordernd an, doch dieser neigte nur den Kopf und tat die Frage als unwichtig ab.
»Ich brauchte Euch gar nicht kommen zu hören, mein Freund, denn ich konnte Euch riechen , als wir die Höhle betreten haben. Ich habe Euch doch schon einmal gesagt, dass Euch die Mengen von Zimt, die Ihr verzehrt, ein leicht erkennbares Aroma verleihen. Ihr merkt gar nicht mehr, wie kräftig Ihr danach riecht, doch es könnte einmal Euer Tod sein.«
Ibrahim hörte ihm nicht länger zu, denn er hörte das offenbar nicht zum ersten Mal. Stattdessen musterte er nun seinerseits André von Kopf bis Fuß. Dann nickte er und hob die Hand.
»Ich werde Euch helfen, ihn wie einen Mann anzuziehen.«
Wieder wandte er sich André zu.
»Sagt ihm, er soll seine Kleider ausziehen.«
»Sagt es ihm doch selbst. Er spricht Eure Sprache.«
Ibrahim richtete sich überrascht auf.
»Ihr sprecht Arabisch?«
»Nicht besonders gut, aber ich spreche es«, erwiderte André in derselben Sprache.
»So sei es. Nun zu unserer Aufgabe. Bitte legt Eure Kleider ab.«
André entledigte sich seiner Rüstung und seiner Kleidung, und Ibrahim unterwies ihn in der Kleidungsweise der Moslems und zeigte ihm, wie man die einzelnen Stücke so anlegte, dass sie bequem saßen und ihren Träger nicht einengten. Zum Schluss zeigte er dem Templer, wie man die fließende Kopfbedeckung anlegte, die Kufiya genannt wurde, und wie man sie befestigte. Schließlich warf er noch einen kritischen Blick auf sein Werk und nickte zufrieden.
»So sollte alles sitzen«, brummte er. »Habt Ihr es heraus?«
»Jetzt ja, aber ich weiß nicht, ob ich es behalten kann.«
André hätte nicht sagen können, warum er beschlossen hatte, sich nicht anmerken zu lassen, dass er diese Art der Kleidung bereits kannte.
»Ich werde Euch dabei helfen, bis wir die Männer treffen, zu denen unsere Reise geht. Bis dahin solltet Ihr wissen, wie Ihr Eure Kleidung tragen müsst. Es ist ja nicht schwer – unsere Kinder können es auch.«
Er richtete den Blick auf Alec, der ihnen zugesehen hatte.
»Kommt, Almania, wir sollten schon unterwegs sein.«
Während sie ihre Pferde sattelten, sprach André Alec auf Französisch an.
»Was ist das für ein Name, mit dem er Euch anspricht? Almania?«
»Es ist der Name eines Germanenstamms, der Alemannen. Er glaubt, es bedeutet Engländer, und er nennt mich seit Jahren so. Ich habe versucht, ihn zu korrigieren, aber er will nichts davon hören, also akzeptiere ich es einfach. Für Schottland oder die Schotten gibt es anscheinend kein arabisches Wort.«
»Wohin gehen wir jetzt?«, fragte Alec. Ibrahim verließ die Höhle als Erster.
»Wir erledigen ein paar Botengänge. Eigentlich ist es nicht nötig, dass Ihr mitkommt, aber ich glaube, es ist Zeit, dass ich Euch den Männern vorstelle, mit denen wir zusammenarbeiten müssen. Vielleicht ist sogar der Alte dabei, denn er ist unser eigentliches Ziel, aber ob er Euch empfängt oder nicht, werden wir erst erfahren, wenn es so weit ist. Betrachtet dies als Erkundungsreise, um diese Menschen kennenzulernen, zu sehen, wie sie leben, und festzustellen, wie sie uns begegnen.«
Ibrahim war vorausgeritten und plötzlich hinter den Felsen verschwunden, doch jetzt sahen sie, dass er wieder auf sie zukam und etwa hundert Schritte von ihnen entfernt auf sie wartete. Alec fuhr fort.
»Es wird gewiss interessant für Euch, denn es wird ganz anders werden als alles, was Ihr hier sonst erleben werdet. Sie würden uns am liebsten die Kehlen aufschlitzen, aber sie wagen es nicht, denn sie wissen, dass wir unter Rashid al-Dins Schutz stehen. Sie haben zwar keine Ahnung, warum, aber sie akzeptieren es. Und da wir keine Sunniten oder Christen sind, dulden sie uns, ganz gleich, wie wenig sie unsere Anwesenheit verstehen. Sie wissen auch, dass wir zwar Templer sind, uns aber von den anderen Templern unterscheiden, mit denen sie zu tun haben.«
Er winkte Ibrahim zu, als sie ihn jetzt einholten,
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