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Die Brueder des Kreuzes

Die Brueder des Kreuzes

Titel: Die Brueder des Kreuzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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zu.
    »Wer seid Ihr, und was hattet Ihr dort oben zu suchen? Überlegt Euch gut, was Ihr sagt.«
    André versuchte erst gar nicht zu lächeln.
    »André St. Clair. Ich habe versucht, wieder zu meiner Einheit zu gelangen. Unser Großmeister hat mir gestern Abend aufgetragen, Arsuf auszukundschaften und sicherzugehen, dass es nicht besetzt worden ist. Er hat mich geschickt, weil ich Arabisch spreche und mich als Moslem ausgeben kann. Die Kleider und Waffen, die ich zur Tarnung getragen habe, sind in den Taschen des Packmulis. Ihr könnt gern nachsehen.«
    »Und habt Ihr Arsuf besetzt vorgefunden?«
    »Nein. Aber das spielt jetzt keine Rolle mehr. Saladins Männer werden erst aufhören zu rennen, wenn sie Arsuf weit hinter sich gelassen haben.«
    »Hmm.« Der Hospitalritter wies kopfnickend auf das Maultier. »Zeigt mir Euer Gepäck.«
    Sekunden später war sein stirnrunzelnder Blick auf den runden Sarazenenschild in seiner Hand gerichtet.
    »Nun gut. Ich muss Euch wohl glauben, St. Clair, aber ich werde Euch dennoch zu meinem Vorgesetzten Sir Pierre de Julien schicken. Ihr würdet mit mir auch nicht anders verfahren.«
    »Das stimmt. Wo finde ich ihn?«
    Der Hospitalritter wandte sich an den Mann zu seiner Rechten, der die Armbrust schon lange hatte sinken lassen.
    »Bringt ihn zu St. Julien.«
    Er richtete den Blick noch einmal auf St. Clair.
    »Gott sei mit Euch, St. Clair. Viel Glück.«
    Er hob die Hand und hatte sich kaum abgewandt, als er schon wieder einige Männer in seiner Nähe anschrie.
    Der Ritter namens St. Julien glaubte St. Clair sogar noch schneller als der andere Mann. Während er den Inhalt von Andrés Packtaschen überprüfte, kamen einige Männer herbei, die fünf verwundete Hospitalritter auf improvisierten Bahren an ihnen vorbeitrugen.
    »Wie viele Männer habt Ihr verloren?«, fragte André den Mann.
    St. Julien verzog den Mund.
    »Nicht annähernd so viele, wie ich gedacht hätte. Unser Großmeister hat Richard angefleht, uns ausbrechen zu lassen, doch Richard hat sich geweigert. Dass es dann doch zum Ausbruch gekommen ist, lag daran, dass ein oder zwei unserer Ritter wohl die Nase voll hatten und schlichtweg losgeritten sind … und dann sind ihnen alle anderen gefolgt. Es ist einfach geschehen und hat alle mitgerissen. Ich weiß nicht, wie es auf dem restlichen Schlachtfeld aussieht, aber es würde mich überraschen, wenn wir mehr als fünfzig Mann verloren hätten.«
    »Dann müsst Ihr für jeden Toten zehn Feinde getötet haben.«
    »Oh, mehr sogar, denn zum Zeitpunkt des Ausbruchs waren die Männer völlig in Rage und kannten keine Gnade. Alles, was sich vor ihnen bewegte, war dem Untergang geweiht. Ah! Man hat dort drüben etwas gefunden. Lebt wohl, Templer.«
    Danach wurde St. Clair nicht mehr behelligt. Während des gesamten Weges staunte er über die unverhältnismäßig große Zahl der getöteten und verletzten Moslems, die teilweise mannshoch aufeinandergestapelt an der Straße lagen. Die Männer, denen die Aufräumarbeiten zufielen, hatten sich und ihm nichts zu sagen. Stumpfen Blickes gingen sie ihrer grauenvollen Arbeit nach, sprachlos angesichts der verstümmelten Körper und des Gestanks und der Geräusche unsagbaren Leidens.
    Hin und wieder kam er an einem Toten vorbei, der durch seine Kleidung und seine Insignien als Würdenträger ausgewiesen wurde, doch vor allem bedrückte ihn die Anonymität und Würdelosigkeit der aufeinandergestapelten Leichen. Nach einer Weile hatte er so viele kopflose Körper und abgetrennte Gliedmaßen gesehen, dass er schon glaubte, er könnte nie wieder in den Sattel steigen und ein Schwert schwingen.
    Er näherte sich schon dem Wald, als er etwas aufflackern sah und erstarrte. Er wusste, was es war, konnte aber nicht sagen, warum es ihm bedeutsam erschien.
    Es war die Flagge einer Sarazeneneinheit, ähnlich der Banner, die die fränkischen Formationen vor sich her trugen. Doch während jede fränkische Division ihr eigenes Wappen hatte, kannten die Sarazenen nur einheitliche gelbe Standarten, lange, zweischwänzige Banner, die sich nur durch die verschiedenen Symbole der jeweiligen Anführer unterschieden.
    Jetzt bewegte sich die Flagge wieder, und als sie sich entfaltete, wurde ihr Abzeichen sichtbar, eine Anzahl schwarzer Halbmonde, deren Spitzen nach rechts zeigten.
    André spürte eine Faust in seiner Magengrube, als ihm der Abend in den Sinn kam, an dem ihm Alec Sinclair die Standarte seines Freundes Ibn al-Farouch beschrieb.
    »Wenn Ihr in

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