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Die Brueder des Kreuzes

Die Brueder des Kreuzes

Titel: Die Brueder des Kreuzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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der Schlacht unterlegen seid, sucht nicht den Tod, denn der Tod bringt nur den Narren das Vergessen. Sucht stattdessen das Leben. Haltet Ausschau nach der Schwadron, deren Banner fünf Halbmonde trägt, und ergebt Euch ihrem Anführer. Das ist Ibn. Sagt ihm, dass Ihr mich kennt, und er wird eine angenehme Kette finden, um Euch zu fesseln.«
    Fünf schwarze Halbmonde hatte Sinclair gesagt. Er hatte nicht genau genug hingesehen, um die Halbmonde zu zählen, und es hätten genauso gut sechs oder sieben sein können. Jetzt jedoch trieb ihn die Neugier dazu, sein Pferd zu wenden und es auf das gelbe Banner hinzulenken, das jetzt wieder reglos herabhing.
    Zwischen vielen gemetzelten Pferden lagen drei tote Templer weithin sichtbar am Boden. Ihre verschlungenen, weiß gekleideten Körper mit den roten Kreuzen waren von vielen toten Sarazenen umringt. Er trieb sein Pferd noch dichter heran, um nachzusehen, ob sich Bekannte unter den Toten befanden, und spürte, wie sich seine Nackenhaare sträubten, als er sah, dass der oben liegende Tote nicht durch einen Sarazenensäbel gestorben war, sondern von einer Christenklinge durch den Hals gestochen worden war. Die Waffe steckte noch in der Kettenkapuze, die den Kopf des Toten bedeckte. Warum, so fragte sich André St. Clair, würde ein christlicher Ritter im Todeskampf gegen die Sarazenen zu einem solchen Hieb gegen einen Mitbruder ausholen?
    Der Ritter war in die Knie gesunken und so gestorben, weil die beiden Männer, die unter ihm lagen, verhinderten, dass er ganz zu Boden ging.
    Hämmernden Herzens stieg André vom Pferd und trat an die Seite des knienden Ritters. Er zog seinen Kopf zurück, doch er kannte den Mann nicht. André schob ihn fest zur Seite, sodass er auf den Boden rollte.
    Der nächste Mann lag mit dem Gesicht nach unten auf dem unteren Toten, und dieser war es gewesen, der die Waffe geschwungen hatte, die ihm erst aus der Hand gerissen wurde, als André den Toten beiseitestieß. Er fasste den zweiten Ritter unter den Achselhöhlen und drehte ihn auf den Rücken, doch auch dieser Mann war ein Unbekannter. Er war von drei Armbrustbolzen getötet worden, die ihm noch aus der Brust ragten.
    Nun wandte sich André dem dritten Ritter zu und stieß einen lauten Jammerlaut aus, denn zwischen seinen ausgestreckten Händen blickte ihm das tote Gesicht seines Vetters Alec entgegen.
    Er hätte nicht sagen können, wie lange er dort verweilte und sich ungläubig hin und her wiegte, während er zusah, wie das Blut langsam aus einem brutalen Riss in der linken Brusthälfte seiner Rüstung quoll.
    Nur sehr, sehr langsam kam ihm dann zu Bewusstsein, dass ein toter Mann nicht blutet. Als ihn diese Erkenntnis traf, schluchzte er erneut auf und nahm Alecs Gesicht in beide Hände. In diesem Moment öffnete Alec die Augen.
    »Vetter«, flüsterte Alec Sinclair. »Wo kommt Ihr denn her?«
    André saß einfach nur vornübergebeugt da und betrachtete das blasse Gesicht seines Vetters, das von bläulichen Linien durchzogen war. Er wusste, dass er die Begrüßung seines Vetters hätte erwidern sollen, doch seine Zunge schien erstarrt zu sein.
    »Wo ist al-Farouch?«
    Diese Frage war so seltsam, dass St. Clair schlagartig wieder zu Bewusstsein kam.
    »Was habt Ihr gesagt? Wo ist wer? «
    »Ibn al-Farouch. Gerade war er noch hier. Wohin ist er gegangen?«
    »Alec, wovon redet Ihr? Al-Farouch ist nicht hier.«
    »Natürlich ist er das. Was ist das denn sonst?« André folgte Sinclairs Blickrichtung und sah das gelbe Banner mit den fünf Halbmonden.
    »Schnell, André. Hebt mich hoch, schnell. Hebt mich hoch.«
    St. Clair reagierte sofort auf Alecs drängenden Ton. Er kniete sich hinter seinen Vetter, fasste ihn vorsichtig unter den Armen und stützte ihn, so sanft er konnte.
    »Geht das?«, fragte er. »Tut es weh?«
    »Aye, aber nicht schlimm. Ich glaube, ich liege auf al-Farouch, und wenn es so ist, bekommt er keine Luft, also legt mich bitte zur Seite, und dann kümmert Euch um ihn –«
    Alec hielt inne und rang nach Luft, doch dann fuhr er fort.
    »Ganz vorsichtig, Vetter. Hebt mich noch etwas höher und tretet dann nach links. Könnt Ihr das tun?«
    »Aye, das kann ich«, erwiderte St. Clair, doch als er versuchte, sich mit Alecs bewegungsunfähigem Körper im Arm zentimeterweise aufzurichten, entfuhr der Kehle des Verletzten ein gequälter Aufschrei. André erstarrte, bevor er sich ganz aufrichten konnte, sodass er halb in der Hocke verharrte. Alec schien mit jeder Sekunde schwerer

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