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Die Brueder des Kreuzes

Die Brueder des Kreuzes

Titel: Die Brueder des Kreuzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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Pferde, die sich dort türmten, verrieten ihm, dass der Angriff der Moslems von dort gekommen war.
    Alles sah von hier oben so klein aus, dass er sich ins Gedächtnis rufen musste, dass das winzige Frankenheer dort unten das größte fremde Heer war, das sich seit Römerzeiten hier gesammelt hatte. Die Franken befanden sich derart eng auf einem Platz, dass einzelne Kontingente wie Farbkleckse aussahen – am auffälligsten die rot gefleckte weiße Masse der Templer zu seiner Rechten, die einmal die Vorhut gewesen waren, und die schwarzen Hospitalritter der Nachhut, die nun die linke Flanke bildeten. Dazwischen leuchtete das Blau und Gold der französischen Ritter, doch es waren die Mönchsritter, deren Farben am auffälligsten waren.
    Fast pausenlos hatte Richard unterwegs betont, dass er die Irrtümer nicht wiederholen würde, die das Schicksal seiner Vorgänger besiegelt hatten. Er hatte großen Respekt vor Saladin und war fest entschlossen gewesen, diesem keinen unnötigen Vorteil zu lassen. So hatte er allen Ambitionen der Templer und Hospitalritter zum Trotz darauf bestanden, dass der Vormarsch langsam vonstattenging, und seine Ritter mit eiserner Faust in kompakte Defensivformationen gezwungen, von denen er geglaubt hatte, dass sie jedem Moslemangriff widerstehen würden.
    Jetzt jedoch hatte es den Anschein, als hätte der König sie zu sehr zurückgehalten, denn seine Kavallerie drängte sich auf so spärlichem Raum, dass sie keinerlei Platz zum Manövrieren hatte. Auf allen Seiten von ihrer eigenen Infanterie eingeschlossen und unter konstantem Beschuss von den Berghängen blieb ihnen nichts anderes übrig, als reglos zu verharren, bis man sie fällte. Sie trugen die besten Rüstungen der Welt, doch jede Rüstung hatte Schwachstellen im Hagel der Pfeile.
    Dann näherte sich eine breite Phalanx jener schwarz gekleideten Wüstennomaden, die man Beduinen nannte – es mussten mindestens fünfhundert sein –, und attackierte die Hospitalritter der Nachhut. Ungläubig sah St. Clair zu, wie die Hospitalritter noch enger zusammengedrängt wurden und sich die schützenden Infanteriereihen auflösten.
    »Greift sie an! Brecht aus, sonst seid ihr alle tot!«, rief er, so laut er konnte, doch natürlich konnten ihn die Belagerten weder hören noch sehen, und er begriff, dass er nichts tun konnte. Das Blutbad war unvermeidlich. Die vordere Front der Beduinen näherte sich der Formation der Nachhut, und sie sprangen vom Pferd und griffen als geschlossener Block dort an, wo sie offenbar die Schwachstelle des Gegners sahen. St. Clair konnte sich ihre dunklen Raubtiergesichter vorstellen, als sie nun ihre gefährlichen Säbel schwangen und vorpreschten. Niemanden fürchteten die Franken so sehr wie die Krieger der Beduinen.
    Ihm war gar nicht klar, dass er abgestiegen war, doch jetzt zerrte er an seinen Araberkleidern, bis er nur noch im weißen Lendenschurz der Tempelritter dastand. Er trat zu seinem Maultier und kleidete sich wieder wie ein Templer, rasch jetzt, da er sich entschlossen hatte, mit seinen Kameraden zu sterben. Während er damit beschäftigt war, sein Kettenhemd und seinen Brustpanzer anzulegen, entgingen ihm die ersten bedeutsamen Momente der Ereignisse im Tal. Erst als er sich aufrichtete, um sich den Schwertgurt über die Schulter zu legen, sah er, dass sich etwas verändert hatte. Plötzlich hellwach, verstaute er seine Moslemkleidung und die Waffen in den Ledertaschen des Maultiers, dann trat er eilig zu seinem Pferd und sprang wieder auf. Sein Blick war auf die Szene im Tal geheftet, und er sah eine Veränderung, die ihn erstaunte.
    Was auch immer geschehen war, er konnte sehen, dass es seinen Anfang bei den Hospitalrittern genommen hatte, denn die Ritter hatten den Ausbruch gewagt und durchstießen nun die Reihen der Infanteristen, um die Beduinen anzugreifen, von denen die meisten nun zu Fuß waren. Doch nicht nur die Hospitalritter brachen aus; auch die fränkische Kavallerie war auf ganzer Breite vorgestoßen, und gemeinsam mit den Templern überrollten sie den Feind, der auf so etwas nicht vorbereitet war. St. Clair war klar, dass sich das Schicksal plötzlich vollständig gewendet hatte.
    Die Sarazenen, die noch vor wenigen Minuten so selbstsicher gewesen waren, dass sie bereits jubelten, irrten nun verwirrt umher und waren nicht in der Lage, sich angesichts der gewaltigen Explosion der Kavallerie neu zu formieren. Die fränkischen Truppen waren nicht aufzuhalten. Dann zerbrach die Phalanx der

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