Die Brueder des Kreuzes
Beduinen, und die Männer rannten in alle Richtungen davon, um den Pferden der angreifenden Hospitalritter zu entfliehen. Deren unbändige Angst schlug nun in eine Orgie des Blutvergießens um. Sie metzelten die Männer zu Tausenden, und als sich der Wahnsinn über das ganze Tal ausbreitete, ergriffen die Sarazenen in Panik die Flucht, und ihr Sultan konnte sie nicht aufhalten.
Nun stiegen andere Geräusche zu St. Clair auf, und er wusste, dass er aus der Vogelperspektive den größten Sieg mit angesehen hatte, der je von einem Christenheer ausgefochten worden war. Die Kavallerie formierte sich neu, um die Flüchtenden zu verfolgen, doch am Rand des Waldes hielten sie inne.
Später sollte er erfahren, dass es Richard selbst war, der die Verfolgung abbrechen ließ, weil er seine Lektion aus der Geschichte doch gelernt hatte.
Dann begriff er, dass das Heer im Begriff war, den Vormarsch auf Arsuf fortzusetzen. Von einer für ihn ungewöhnlichen Hochstimmung erfüllt, gab er seinem Pferd die Sporen und begann den Abstieg, um sich seinen Kameraden wieder anzuschließen.
EINE HALBE STUNDE SPÄTER nahm seine Ungeduld zu, weil er sich immer noch weit oberhalb der Armee befand, in die falsche Richtung unterwegs war und nichts dagegen tun konnte. Er hatte festgestellt, wie wahr die alte Bergsteigerweisheit war, dass der Abstieg aus großer Höhe immer viel schwieriger ist als der Aufstieg. Der Verlauf des Bergkamms zwang ihn, sich weiter in Richtung Norden zu bewegen; alles andere wäre zu gefährlich gewesen. Die beiden Tiere, die er jetzt wieder führte, ließen nicht den geringsten Zweifel daran und weigerten sich standhaft, sich den steilen Klippen im Süden auch nur zu nähern. Also biss er die Zähne zusammen und konzentrierte sich darauf, vorsichtig vorwärtszukommen und seine Wut im Zaum zu halten, indem er die Szenerie unter sich beobachtete.
Irgendjemand musste den Entschluss getroffen haben, den Großteil der Armee auf der Straße nach Arsuf weitermarschieren zu lassen – eine kluge Entscheidung, denn wären sie länger dort geblieben, wären sie nur wieder angreifbar gewesen, und nach den Schrecken der vergangenen Stunden war es kein Wunder, dass niemand länger dort verweilen wollte. So wand sich nun fast die gesamte Armee in neuer Formation über die Straße, viel schneller als zuvor und in dem sicheren Wissen, dass sie von den Sarazenen vorerst keinen Angriff mehr zu erwarten hatten.
Die Straße war bis zu der Stelle, an der sie im Wald verschwand, voller marschierender Männer. Der Abzug ging geordnet vor sich, doch je näher er dem Schlachtfeld kam, desto deutlicher fiel ihm die Masse der Toten, vor allem unter den Sarazenen, ins Auge.
So weit das Auge reichte, lag alles voller toter oder verletzter Moslems, und wieder stieg vor seinem inneren Auge das Bild von der Kornernte auf, von den gemähten Halmen, die in Büscheln zu Boden gingen und in langen Reihen auf dem Feld liegen blieben.
Zu seiner Überraschung sah er nur wenige Franken unter den Toten, doch für jeden Hospitalritter oder anderen gefallenen Franken konnte er mindestens zehn Moslems zählen.
Er erreichte einen grasigen Hang, der es ihm erlaubte, wieder in den Sattel zu steigen und sich auf das Schlachtfeld zuzubewegen. Und dann fand er sich endlich in Rufweite der Straße wieder, wo sich die Laienbrüder der Hospitalritter um die Verwundeten kümmerten. Mehrere auf und ab reitende Mönche koordinierten die Bemühungen der Infanteristen, die Lebenden von den Toten und die Christen von den Moslems zu trennen. Sie trugen die fränkischen Verletzten zu einer freigeräumten Stelle an der Straße und die Moslems zu einer anderen Stelle, die näher am Meer lag. Auch dort sah er Hospitalbrüder, die sich um die Ungläubigen kümmerten, als seien es ihre eigenen Männer.
»Ihr da! Templer! Bleibt, wo Ihr seid.«
St. Clair parierte durch und sah, dass der Rufer ein Hospitalritter war, der von zwei Armbrustschützen flankiert wurde, deren schwere Waffen auf ihn zielten. Er legte die Zügel auf den Hals seines Pferdes und hob beide Hände.
»Steigt ab. Langsam.«
André ließ die Hände sinken und trieb sein Pferd das letzte Stück zur Straße hinunter, ohne die beiden Schützen aus den Augen zu lassen. Wahrscheinlich hielt ihn der Ritter für einen Deserteur, der sich auf den Berg geflüchtet hatte, um dem Tod zu entrinnen. Wenn er das glaubte, konnte er St. Clair ohne Gnade erschießen lassen. Schließlich ritt er auf den Hospitalritter
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