Die Brueder des Kreuzes
Ich werde die Armee befehligen, wenn er mir hilft, sie aufzustellen.«
Richard wurde wieder ernst.
»Philip wird natürlich dabei sein – das steht schon seit dem Schwur von Gisors fest. Allerdings hat er meinen Vater inzwischen gegen sich aufgebracht, weil er die Ulme von Gisors hat fällen lassen, unter der Heinrich so viele Verträge unterzeichnet hat, darunter auch den, von dem gerade die Rede ist. Fast hätte es deswegen Krieg gegeben, und ich war gezwungen, mich auf Philips Seite zu stellen, um meinen Besitz in Frankreich zu schützen, wo er mein Lehnsherr ist.«
Der zynische Unterton in seiner Stimme wurde stärker.
»Stellt Euch vor, was für einen Aufruhr das verursacht hat – die Bedrohung eines neuen Krieges der Christen untereinander, während doch die eigentliche Bedrohung des Papstthrons in Outremer liegt! Im Vatikan ist Panik ausgebrochen, und päpstliche Botschafter haben eiligst an alle Beteiligten appelliert. Philip hat sich zur Raison bringen lassen und erneut bekräftigt, dass er sich der Heiligen Sache verpflichtet fühlt. Zu unser aller Vorteil bringt er die mächtigsten Vasallen seines Königreiches mit: Graf Philip von Flandern und Henri de la Champagne. Der arme Henri ist zugleich mein wie Philips Neffe – wusstet Ihr das? Meine Mutter ist durch ihre erste Ehe in Frankreich seine Großmutter. Und Graf Stephen von Sancerre ist mit Sicherheit ebenfalls dabei.«
Richard richtete den Blick auf St. Clair.
»Aber ich werde das Kommando haben. Das hat Papst Clemens mir geschworen, obwohl ich noch nicht König bin und Philip seine Krone schon seit zehn Jahren trägt. Philip ist ein Mann, der die Dinge ordnen und verwalten kann wie kein anderer, doch ich bin der Krieger. Wenn mein Vater die Aufstellung dieses Heeres noch erlebt, wird er selbst das Kommando für sich beanspruchen, aber das ist natürlich Unsinn. Und wenn wir dann siegreich heimkehren, wird England über jeden Zweifel erhaben mein sein, mit der Unterstützung und dem Segen des Papstes und seines Hofes.«
Richard erhob sich und stützte den Arm auf das Kaminsims. Er starrte in die Glut. St. Clair blieb sitzen und runzelte die Stirn. Sein Blick, der zunächst Richard gefolgt war, heftete sich auf de Sablé, der mit unergründlicher Miene am Tisch saß und das Geschehen beobachtete. Dann räusperte er sich und ergriff das Wort.
»Hunderttausend Männer sagt Ihr, Mylord. Verzeiht mir die Frage, aber … wer wird das bezahlen?« Hastig fuhr er fort, bevor Richard reagieren konnte. »Ich meine, Ihr sagt, dass sich Euer Vater in Gisors verpflichtet hat, das Unterfangen zu unterstützen, und das ist schön und gut, aber wird er auch nach den Ereignissen im letzten August noch zu seinem Wort stehen, vor allem, wenn er weiß, dass es letztlich Euch zugute kommt?«
»Aye, das wird er.«
Obwohl sich Richard seiner Sache sehr sicher zu sein schien, sah er St. Clair nicht in die Augen, während er ihm antwortete.
»Das wird er, denn er weiß nichts von meiner Abmachung mit Clemens, und er wird auch nichts davon erfahren. Und bevor Ihr fragt, wie ich mir da so sicher sein kann – die Antwort ist, dass Clemens weit mehr auf mein Wohlwollen angewiesen ist, als er je auf meinen Vater angewiesen sein wird. Um ganz sicherzugehen, habe ich den Papst wissen lassen, dass ich ihn durch meine Spione genau beobachten lassen werde. Sollte ich je nur den geringsten Verdacht haben, dass sich der Heilige Vater mit meinem Vater in Verbindung gesetzt haben könnte, werde ich aus dem Heer austreten, das Heilige Land auf der Stelle mit all meinen Männern verlassen und es ihm überantworten, sein Schicksal und das der Heiligen Mutter Kirche mit Barbarossa und seinen Deutschen zu arrangieren.«
Er stieß sich vom Kamin ab und zog seinen Stuhl wieder zum Tisch zurück, wo er sich im Stehen auf die Lehne stützte.
»Was die Finanzierung dieses Kriegszuges angeht, so habe ich Euch doch gesagt, dass die Kirche bereit ist, unter den Bedingungen meiner jüngsten Absprache mit Clemens dazu beizutragen. Und es gibt noch andere Quellen. Auch das wurde in Gisors in die Wege geleitet. Wir haben dort eine neue Steuer aus der Taufe gehoben, die sowohl in Frankreich als auch in den Ländereien der Plantagenets in England und anderswo gelten wird. Sie heißt Saladinsteuer – ein treffender Name, findet Ihr nicht?«
Er selbst schien dies zu finden, denn der Hauch eines Lächelns huschte bei diesem Wort über sein Gesicht.
»Die Steuer und ihr Name sind meine Idee
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