Die Brueder des Kreuzes
Augen den Kopf.
»Nein, Mylord, ich glaube nicht. Oder falls doch, so ist die Nachricht nicht durch meine Trauer gedrungen. Meine Gemahlin ist nur wenige Wochen nach Urbans Tod gestorben.«
Richard sah ihn scharf an, dann nickte er abrupt.
»Aye, nun ja, Heinrich hat Papst Gregor einen Eid geschworen, in Gisors, etwa einen Monat vor Gregors Tod – das heißt, eigentlich hat er ihn Erzbischof Josias von Tyrus geschworen, das der letzte christliche Amtssitz in ganz Outremer ist. Jedenfalls hat der Alte uns alle verpflichtet, in diesen Krieg zu ziehen, vor allem Philip und mich, obwohl ich selbst gar nicht dabei war – doch das dürfte Euch ja nicht überraschen, so gut, wie Ihr ihn und mich kennt. Der alte Löwe hat sich durch meine Abwesenheit nicht daran hindern lassen, mein Leben in den Dienst der päpstlichen Sache zu stellen.«
Obwohl St. Clair Interesse an diesen Tatsachen vorgab, hatte er das Gefühl, dass seine Unwissenheit Richard irritierte. Dieser räusperte sich jetzt geräuschvoll und sprach dann weiter.
»Nun, wie es aussieht, ist alles arrangiert. Die französischen Kämpfer sollen rote Kreuze auf weißen Röcken tragen, die Engländer Weiß auf Rot und die Flamen grün – vermutlich auf Weiß. Alles herrlich bunt und gewiss sehr bedeutungsvoll. Wir haben uns verpflichtet, nächstes Jahr aufzubrechen, doch natürlich hat mein Vater nicht die Absicht, mit uns zu ziehen. Dies ist alles eine List, um mich ein für alle Mal aus dem Weg zu räumen, während er seinen eigenen Plänen nachgeht, meinen nutzlosen Bruder John auf den englischen Thron zu setzen. Wartet nur ab – wenn es Zeit wird, sich um die Standarten zu sammeln, wird er Krankheit und Alter als Hinderungsgrund vorgeben.«
Richard verzog verächtlich das Gesicht.
»Aber dieser Clemens ist nicht dumm, daran hat er mir gegenüber keinen Zweifel gelassen. Er hat genau erkannt, was hier vorgeht – dank seiner schnüffelnden Bischöfe hier und in England –, und er weiß, dass ich nicht einfach beiseitetreten und meinem schwachsinnigen Bruder Platz machen werde. Also hat er mir sein Verständnis für meine Sorgen ausgedrückt, weil er mich braucht; weil er möchte, dass ich für Mutter Kirche zu den Waffen greife und in Jerusalem als Anführer seiner neuen Armee das fränkische Königreich von den Ungläubigen zurückerobere.«
Er zuckte mit den Schultern.
»Wäre dies der einzige Wunsch, den Il Papa hegt, würde ich mir keine großen Gedanken machen, da ich ohnehin vorhatte, diese Armee anzuführen, seit ich davon gehört habe. Doch der deutsche Kaiser Barbarossa hat sich ebenfalls bereits für Gregors Pläne stark gemacht und geschworen, ein mehr als zweihunderttausend Mann starkes Teutonenheer aufzustellen. Und darüber ist ganz Rom natürlich entsetzt, denn das Letzte, was Clemens und seine Kardinäle brauchen oder wollen, ist eine Heilige Römische Kirche, die in der Schuld Barbarossas und seines Heiligen Römischen Reiches steht, von seinen unheiligen römischen Armeen ganz zu schweigen. Sie könnten den Papstthron verlieren, wenn sie jetzt nichts tun. Und so bin ich ihre einzige Hoffnung, ihr Imperium intrigierender Männer zu retten.«
Der Herzog nagte an seiner Unterlippe und sah Henry mit zusammengekniffenen Augen an, bevor er fortfuhr.
»Nun umwirbt mich Clemens, um mich dazu zu verlocken, dass ich ein Frankenheer anführe, das ein Gegengewicht zu Barbarossas Streitmacht in Outremer darstellt und die Waagschale zugunsten des Papstes ausschlagen lässt. Unser Heer wird höchstens die Hälfte der deutschen Truppen zählen, denn Barbarossa hat fast dreimal so viele Männer unter seinem Befehl wie wir. Doch Barbarossa ist fast so alt wie mein Vater, und ich habe vor, mir diesen Altersunterschied zunutze zu machen. Unsere Franken werden seinen schwerfälligen deutschen Goten und seinen Teutonenrittern an Kampfkunst überlegen sein. Und als Belohnung dafür, dass ich ihm diese überlegenen Kämpfer zur Verfügung stelle, hat mir der Papst die Garantie angeboten – wenn auch noch nicht schriftlich –, dass ich nach dem Tod meines Vaters den englischen Thron besteigen werde.«
St. Clair zog die Nase kraus.
»Ich verstehe. Und vertraut Ihr diesem Papst, Mylord?«
»Ihm vertrauen? Einen Papst vertrauen? Haltet Ihr mich für verrückt, Henry?«
Jetzt grinste Richard.
»Mein Freund, ich vertraue meiner eigenen Fähigkeit zu erkennen und zu tun, was für mich und meine Leute am besten ist. Also habe ich seiner Bitte zugestimmt.
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