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Die Brueder des Kreuzes

Die Brueder des Kreuzes

Titel: Die Brueder des Kreuzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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Aufforderung an Henry, sich zu zeigen. Henry trieb sein Pferd zum Schritt an und genoss das Erstaunen, das in Francis de Neuvilles Gesicht heraufdämmerte, als er den Mann erkannte, der jetzt auf ihn zukam.
    »Sir Henry? Sir Henry St. Clair? Seid Ihr das?«
    »Natürlich bin ich das. Oder habt Ihr mich am helllichten Tag für ein Gespenst gehalten?«
    Beide Männer glitten aus ihren Sätteln und umarmten sich mitten auf der Straße.
    »Bei allen Heiligen im Himmel, was für eine freudige Begegnung, Sir Henry! Wie lange ist es her, zehn Jahre? Was macht Ihr denn hier an diesem abgelegenen Ort?«
    »Zwölf Jahre, Francis, und ich reite über meine Ländereien. Ich lebe hier. Mein Schloss liegt dort drüben hinter dem Hügel.«
    Er wies mit der Hand in die entsprechende Richtung, dann zeigte er auf die bewegungslose Prozession auf der Straße.
    »Was ist denn aus Euch geworden, dass Ihr Kirchenmänner eskortiert?«
    »Kirchenmänner?«, fragte Sir Francis perplex. »Wie kommt Ihr denn darauf? Hier gibt es keine Kirchenmänner.«
    Er sah seinen Begleiter an.
    »William, ich habe Euch ja schon von Sir Henry St. Clair erzählt, der in Aquitanien Fechtmeister war, als ich noch ein Junge war. Nun, dies ist er.«
    Henry und Sir William nickten einander zu, und Sir Francis fuhr fort.
    »Ihr lebt also in der Nähe? Ich hatte immer gedacht, Ihr kämt aus dem Norden, aus Burgund.«
    Hufgetrappel unterbrach sie, denn jetzt kamen drei Männer den Hügel heruntergaloppiert, um den Grund für die Verzögerung herauszufinden. Einer von ihnen, ein finster blickender Gigant auf einem riesigen Pferd, warf Henry einen unfreundlichen Blick zu, bevor er seinen Missmut auf Francis de Neuville richtete und in mürrischem Ton fragte, warum die gesamte Kolonne zum Stillstand gebracht worden war.
    De Neuville warf dem Fragenden einen Blick zu, der auf Henry den Eindruck machte, als zuckte er sehr lässig mit den Achseln – was ihm aufgrund seiner Rüstung natürlich unmöglich war.
    »Ich habe angehalten, um mich mit einem alten Freund zu unterhalten«, sagte er. »Und noch bin ich nicht einmal mit der Begrüßung fertig. Lasst sie weitergehen, wenn Ihr wollt. Wir treten beiseite, und ich hole Euch dann ein, wenn ich so weit bin.«
    »Das hättet Ihr tun sollen, ohne dass man es Euch erst sagen muss.«
    De Neuville zog die rechte Augenbraue hoch und hob den Kopf, um den Reiter anzusehen.
    »Und woher wollt Ihr das wissen, Mandeville? Ich glaube nicht, dass Ihr in Eurem Leben schon einmal einen Freund hattet, für den Ihr hättet anhalten können.«
    Er trat zu seinem Pferd und ergriff die Zügel, dann nickte er Henry zu.
    »Kommt, Henry, wir können uns dort drüben unterhalten, während sie vorüberziehen.«
    Keiner von ihnen sagte etwas, bis die Kolonne wieder in Bewegung war. Der missmutige Ritter nahm de Neuvilles Platz an der Spitze ein, während seine Begleiter an ihre Positionen zurückritten. Die marschierenden Soldaten stapften weiter, ohne die beiden Ritter am Straßenrand zu beachten, die Blicke trostlos wie üblich auf den Boden geheftet, der sich endlos vor ihnen erstreckte.
    »Wer war denn das?«
    Henry sprach zuerst, den Blick auf die Gestalt des hünenhaften Ritters gerichtet, der sich nun von ihnen entfernte.
    »Mandeville. Sir Humphrey Mandeville. Ein großer Esel. Er ist ein Engländer normannischer Abstammung und ein Rüpel, wie die meisten von seiner Sorte. Dumm, ungebildet und unhöflich. Auf der Insel geboren natürlich. Er ist noch keine drei Monate hier, hält sich aber schon für etwas Besseres.«
    »Ist er Euer Vorgesetzter?«
    Sir Francis lachte bellend.
    »In keiner Weise, obwohl ich mir sicher bin, dass er davon träumt. Doch was ist mit Euch? Wie lebt es sich hier so fernab? Wie lange seid Ihr schon hier? Gut seht Ihr aus.«
    »Es geht mir auch gut, Francis. Blendend. Wer sitzt denn in den Kutschen?«
    Sir Francis lächelte, denn im selben Moment wurde die Antwort überflüssig. Die erste Kutsche hatte die beiden Männer erreicht; die Ledervorhänge wurden beiseitegezogen, und eine gebieterische Stimme verschaffte sich im Lärmen der Hufe und der Eisenräder Gehör.
    »Henry? Henry St. Clair? Seid Ihr das?«
    »Großer Gott im Himmel!«
    Die Worte entfuhren ihm, bevor er es verhindern konnte, doch sie blieben unbemerkt, denn die Erscheinung in der Kutsche beugte sich jetzt aus dem Fenster und rief dem Kutscher zu, er solle anhalten. Wieder kam die gesamte Kavalkade zum Stehen.
    »Nun, Sir? Wollt Ihr mich denn

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