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Die Brueder des Kreuzes

Die Brueder des Kreuzes

Titel: Die Brueder des Kreuzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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Hause zu sterben, in Eurem Bett. Ihr hättet in Ehren ablehnen können. Nicht einmal Richard wäre so –«
    Sie hielt plötzlich inne und kniff die Augen zu Schlitzen zusammen.
    »Nein, da ist noch etwas. Mein Sohn hat Euch irgendwie manipuliert, Euch dazu gezwungen. Dafür kenne ich ihn zu gut. Doch was hatte er in der Hand, dass er Euch dazu bringen konnte? Sagt es mir.«
    Es war ein Befehl, entschieden und unausweichlich. Henry seufzte und wandte den Blick von ihr ab zum Fenster, wo die Landschaft langsam zwischen den Vorhanghälften vorüberzog. Dichter Staub lag auf den Blättern des Waldkerbels, der die Straße säumte.
    »Ich habe einen Sohn, Mylady.«
    »Ich weiß. Ich habe ihn einmal als Kind gesehen. Sein Name ist … André, nicht wahr?«
    Er sah ihr wieder in die Augen, erneut beeindruckt von ihrer anscheinend grenzenlosen Fähigkeit, solche Einzelheiten zu behalten.
    »Aye, Mylady. André.«
    »Der nun ein Mann ist … und gegen Euch benutzt wurde. Ist es nicht so? Sagt es mir.«
    Er erzählte ihr die gesamte Geschichte bis hin zu Richards Intervention und Abhilfe. Es dauerte eine Stunde, und sie saß ihm wortlos gegenüber und ließ ihn nicht aus den Augen, während sie jede Änderung seines Tonfalls registrierte. Als er schließlich verstummte, nickte sie und presste die Lippen so fest aufeinander, dass sein Blick auf ihre hohlen Wangen gezogen wurde, deren hohe Wangenknochen auch jetzt noch Merkmal ihrer außergewöhnlichen Schönheit waren. Er wartete, und ihr Blick wurde sanfter.
    »Und das erklärt natürlich obendrein, warum Ihr so unverschämt gesund ausseht. Ihr habt Euch während dieser zwei Monate abgeplagt, um Eure verlorene Jugend zurückzuerlangen. Nun, geschadet hat es Euch nicht, alter Freund. Was ist denn aus diesen verdammenswürdigen Priestern geworden? Hat Richard sie hängen lassen?«
    »Die Priester wurden vor dem Erzbischof von Tours vor Gericht gestellt, und ihre Schuld wurde zweifelsfrei bewiesen. Dann wurden sie aus der Kirche entlassen und dem weltlichen Gesetz des Herzogtums Aquitanien zur Exekution übergeben.«
    »Während Ihr und Euer Sohn durch das unzerstörbare Band der Dankbarkeit und Treue an Richard gebunden wurdet …«
    Henry St. Clair hörte die Ironie in ihrem Tonfall zwar, doch er ging nicht darauf ein.
    »Aye, Mylady. Vor allem durch Dankbarkeit.«
    Eleanor beugte sich vor, um den Vorhang zu ihrer Linken beiseitezuschieben, und spähte zu den langen Schatten der Bäume auf dem Hang hinaus.
    »Es wird allmählich spät, mein Freund. Wir müssten bald anhalten, doch dann ist es möglicherweise zu spät für Euch, um noch allein heimzureiten. Ihr müsst mit uns essen und morgen früh zurückkehren. Unterdessen muss ich Euch etwas sagen, worüber Ihr nachdenken solltet, Henry: Es hat noch nie ein Band gegeben, das sich nicht mit genügend Willenskraft lösen ließe.«
    Sie richtete den Blick wieder auf ihn.
    »Befreit Euch von Eurem schlechten Gewissen, auch wenn es der Dankbarkeit entstammt. Ich werde mit Richard darüber sprechen. Ich werde es nicht dulden, dass er Euch zwingt, nach Outremer zu fahren. Es ist Unsinn. Außerdem kennt Ihr meinen Sohn doch fast genauso gut wie ich. Ihr habt ihn jahrelang geformt. Er ist ein leidenschaftlicher Mensch, der schnell zu begeistern ist. Anscheinend kann ihn niemand außer mir im Zaum halten oder sein Handeln vorhersehen.«
    Sir Henry breitete entschuldigend die Hände aus.
    »Meinen Dank für Eure mitfühlende Sorge, Mylady, doch wenn es Euch gefällt, habe ich nicht den Wunsch, von dieser Pflicht befreit zu werden. Ich möchte lieber mit meinem Sohn nach Outremer reisen als allein hierzubleiben und mir Gedanken um ihn zu machen. Er ist die einzige Familie, die mir in dieser Welt geblieben ist, und nun, da ich alt werde, kann ich dem Leben ohne ihn nicht mehr viel abgewinnen. Ich mag ja, wie Ihr sagt, ein Narr sein, doch ich bin lieber ein alter Narr an der Seite meines Sohnes als ein alter Eremit, der hier ohne ihn auf den Tod wartet.«
    Eleanor sah ihn lange an, dann nickte sie langsam.
    »So sei es, Mylord St. Clair. Ich werde nichts mehr darüber sagen. Wir sind beide zu alt und grau, um uns darüber zu streiten, wie wir sterben wollen. Der Sensenmann wird uns finden, wo immer wir sein mögen …«
    Sie bohrte die Zähne in ihre Oberlippe – eine Angewohnheit, die sie früher schon gehabt hatte – und fügte dann hinzu: »Ihr wisst doch, warum Richard so darauf versessen war, Euch zu verpflichten, oder?«
    Als St.

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