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Die Brueder des Kreuzes

Die Brueder des Kreuzes

Titel: Die Brueder des Kreuzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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dürft meinen Namen benutzen.«
    Als Sir Francis salutiert und kehrtgemacht hatte, setzte sich Eleanor wieder.
    »Sagt mir, seid Ihr mit Eurem Leben zufrieden?«
    »Ja, Mylady … und dankbar. Aber wenn ich gewusst hätte, dass Ihr des Weges kommen würdet, hätte ich Euch doch meine Gastfreundschaft angeboten.«
    Sie lächelte zaghaft.
    »Und Euch damit selbst in den Bankrott getrieben? Seid froh, dass Ihr nichts davon gewusst habt, mein alter Freund. Mein Gefolge besteht aus mehr als zweihundert Köpfen. Es hätte Euch nur Arbeit gemacht … Doch offen gestanden, wenn ich gewusst hätte, wo Ihr lebt, hätte ich Euch schamlos ausgenutzt, wie es königliche Art ist.«
    Sie hielt inne und sah ihn an. Ihre Augen waren nicht weniger spektakulär als drei Jahrzehnte zuvor.
    »Nun, ich habe Euch gesagt, wie gut Ihr ausseht, jetzt seid Ihr an der Reihe. Wie wirke ich auf Euch, so kurz vor meinen alten Tagen? Passt auf, was Ihr sagt.«
    Es fiel Henry überraschend leicht, diese Frau anzulächeln, die damals an ihrem glitzernden Hof in Aquitanien die Troubadoure unter ihre Fittiche genommen hatte, die nun das ganze Land durchschwärmten, ihre Balladen von der höfischen Liebe sangen und Eleanors persönliche Überzeugungen von den Pflichten der Edelmänner und dem Geschick der Frauen verbreiteten, die sie in diesen Pflichten unterwiesen.
    »Bevor ich Euch heute erblickte, Mylady, hätte ich es nicht für möglich gehalten, dass ihr noch schöner sein könntet als bei unserer letzten Begegnung … Doch das seid Ihr.«
    Sie starrte ihn an, dann zog sie die Nase kraus.
    »Ihr enttäuscht mich, Henry. Ich bin eine alte Frau, und das ist schamlose Schmeichelei. Zu so etwas hätte sich der Henry St. Clair, denn ich kannte, niemals herabgelassen.«
    »Das würde er auch heute nicht tun, Mylady. Ich habe nur die Wahrheit gesagt.«
    »Dann habt Ihr das früher nicht getan. Ich hatte nie die geringste Ahnung, dass Ihr mich schön findet.«
    Sein Lächeln wurde breiter.
    »Nun, wie Ihr Euch vielleicht erinnert, war Heinrich, Euer Gemahl, furchtbar eifersüchtig. Hätte er den Verdacht gehabt, dass ich etwas anderes als meine Lehnsherrin in Euch sah, hätte er meine besten Stücke in meinen eigenen Sack eingenäht und sie mir aufgetischt.«
    »Hah!«
    Eleanors Lachen war verblüffend unbeschwert.
    »Dann hätte er es mit Eurer Amanda zu tun bekommen.«
    »Aye, das stimmt …« Sein eigenes Lachen verstummte schnell. »Doch das war vor langer Zeit, als die Welt noch jung war …«
    »Wie alt seid Ihr jetzt, Henry?«
    »Ich werde dieses Jahr fünfzig, Mylady.«
    »Aber, Mann, dann seid Ihr ja noch ein Kind. Ich bin siebenundsechzig, und mein Heinrich war bei seinem Tod sechsundfünfzig.«
    Sie hielt inne.
    »Richard wird nun König von England. Habt Ihr das gewusst?«
    »Aye, Mylady. Ich habe ihn vor Kurzem gesehen. Er hat auf dem Weg nach Paris hier Halt gemacht, vor knapp zwei Monaten.«
    »Hat er das, bei Gott?«
    Eleanors Miene verhärtete sich.
    »Und warum hat er das getan?«
    Henry zuckte kaum merklich mit den Achseln. Seine Miene war ausdruckslos.
    »Er sagt, er bra ucht mich. Ich soll mit ihm nach Outremer fahren, als sein Fechtmeister.«
    »Sein Fecht … «
    Sie hielt inne.
    »Nun, er mag ja viele Fehler haben, aber Dummheit gehört nicht dazu. Er ist gewiss fehlgeleitet, aber nicht dumm.«
    Ihr Blick hielt ihn fest, ihre Augen nicht weniger hypnotisch als Jahrzehnte zuvor, als sie sogar Päpste verhexen konnte.
    »Und Ihr habt vor, ihm wie ein Narr zu folgen. Ich kann es Eurem Gesicht ansehen. Ihr werdet mit ihm gehen. Warum nur, im Namen des gesunden Menschenverstandes? Das Heilige Land ist ein Ort, der nur für junge Männer geeignet ist, Henry – kräftige, muskulöse Idioten, erfüllt von der Wildheit und Leidenschaft der Jugend und der endlosen Lust nach Blut und Ruhm … Idioten und verlorene Seelen. Dort gibt es kein Leben für eine Frau, geschweige denn für alte Männer, wenn sie nicht eine Krone oder Mitra tragen. Glaubt mir, ich bin dort gewesen und habe es selbst gesehen. Warum in Gottes Namen könnt Ihr in Eurem Alter über eine solche Torheit auch nur nachdenken?«
    Er hob eine Hand, um sie wieder in seinen Schoß fallen zu lassen.
    »Ich habe keine andere Wahl, Mylady. Es ist meine Pflicht; Euer Sohn pocht darauf.«
    »Rückgrat, Henry. Bei Gott, Mann, ein Leben lang habt Ihr unserem Haus erstklassig gedient – mir und Heinrich genau wie Richard selbst. Es reicht, Mann. Ihr habt Euch das Recht verdient, zu

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