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Die Brueder des Kreuzes

Die Brueder des Kreuzes

Titel: Die Brueder des Kreuzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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hatten den Kamm bereits überquert und ritten nun bergab auf ihn zu. Hinter dem dritten Mann, der weniger prachtvoll gekleidet war und wohl ein rangniederer Offizier war, kam nun eine Phalanx von Männern in Sicht, die in Sechserreihen marschierten. Immer mehr kamen über den Hügelkamm.
    Henry wusste, dass sie ihn noch nicht gesehen haben konnten, und so blieb er, wo er war, und beobachtete ihr Näherkommen. Gerade überquerte die zehnte und letzte Reihe der Phalanx den Hügelkamm, und die Spitzen ihrer Piken reflektierten das Sonnenlicht. Hinter ihnen erschien das Dach einer Passagierkutsche, die zum höchsten Punkt der Straße aufstieg. Eine zweite Kutsche folgte und dann eine dritte, eine jede flankiert von zwei Rittern auf Pferden, die die Wappen ihrer jeweiligen Häuser zur Schau stellten wie Pfauen.
    Den Kutschen folgten noch drei weitere Fahrzeuge, schwere, flache, von Maultieren gezogene Frachtkarren, deren Ladung ordentlich festgezurrt war. Eine zweite Infanterieformation von der Größe der ersten, ebenfalls angeführt von zwei Rittern und einem Unteroffizier, bildete die Nachhut. Als die letzten Männer in Sicht kamen, waren die Anführer der Prozession schon fast eine halbe Meile weiter.
    Die Kolonne machte Henry neugierig, ohne ihn jedoch zu alarmieren, denn trotz ihrer Zahl verfolgten die Männer eindeutig keine kriegerischen Absichten.
    Die Straße, der sie folgten, war vor Hunderten von Jahren von den Römern erbaut worden. Sie verlief geradewegs südwestlich nach Marseilles und sammelte dabei wie ein gewaltiger Strom aus Stein Zuflüsse aus dem ganzen Norden Frankreichs ein, aus der Bretagne und der Normandie, aus Artois und sogar Paris, dem Sitz des Königs.
    Der Anzahl der Gefährte und der Größe ihrer Eskorte nach waren diese Reisenden reich und bedeutend, und er ertappte sich bei der Frage, wer wohl den Begleitschutz von zehn Dutzend bewaffneten Männern nebst Offizieren und zehn Rittern in voller Rüstung brauchte. Ein Kardinal oder Erzbischof mit seinen Bediensteten vielleicht oder die Gemahlin eines mächtigen Barons oder Herzogs mit ihrem Haushalt.
    Er gab seinem Pferd sacht die Sporen und trieb es den Hügel hinunter, bis er in Rufweite der Kavalkade kam, dann hielt er am Rand eines Gebüschs, das ihm zwanzig Schritte von der Straße entfernt notdürftig Deckung gewährte. Er war überrascht, dass niemand sein Näherkommen bemerkt zu haben schien. Er befand sich auf seinem eigenen Grund und Boden und trug seine volle Rüstung, daher hatte er keine Angst davor, sich zu zeigen. Was ihm Sorge bereitete, war die Tatsache, dass man ihn noch nicht gesehen hatte, denn dies bedeutete, dass die Männer an der Spitze der Kolonne unvorsichtig waren. Wenn er zu plötzlich in ihr Blickfeld trat, war es möglich, dass sie vor Überraschung – oder aus Schuldgefühl – überreagierten.
    Wenige Augenblicke später kam der erste der vorausreitenden Ritter in Sicht, dessen Pferdegeschirr herrlich in Gelb und Schwarz verziert war. Henry richtete sich erstaunt auf, um dann zu lächeln. Er hatte diesen Mann vor Jahren zuletzt gesehen – er selbst hatte ihn als jungen Mann ausgebildet und ihn vor fünfzehn Jahren zu seinem persönlichen Adjutanten gemacht.
    »Sir Francis!«, rief er, so laut er konnte. »Was würdet Ihr jetzt tun, wenn ich ein Trupp bewaffneter Bogenschützen wäre und nicht nur ein alter Schaulustiger?«
    Sein Ruf zeigte eine heilsame Wirkung, denn nachdem die Fußsoldaten hinter den Rittern abrupt angehalten hatten, verteilten sich die ersten vier Reihen auf einen barschen Befehl ihres Offiziers hin auf der Straße. Zwölf von ihnen knieten sich auf den Boden und zielten mit ihren eilends gespannten Bögen in die Richtung, aus der Henrys Stimme gekommen war; die anderen zwölf stellten sich hinter sie und zielten über ihre Köpfe hinweg.
    Ihr Anführer musste halb geschlafen haben, denn beim Klang seines Namens zog er heftig an den Zügeln und ließ sein Pferd dann steigen und eine Pirouette auf den Hinterbeinen vollführen. Als die Vorderhufe des Pferdes wieder auf dem Boden landeten, hatte der Reiter sein Schwert gezogen. Sein Nebenmann hatte es ihm gleichgetan und saß nun ebenfalls mit einsatzbereitem Schwert im Sattel.
    »Wer ist da? Zeigt Euch!«
    »Mit Freuden, Francis, wenn Ihr Euren Männern untersagt, mich abzuschlachten, sobald sie mich sehen.«
    Der Ritter namens Francis runzelte die Stirn, gebot seinen Männern jedoch mit erhobenem Schwert Einhalt und wiederholte seine

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