Die Brut des Bösen - Graham, P: Brut des Bösen - L'Apocalypse selon Marie
Koteletten, Vatermörder, Gehrock, hier und da ein Monokel. Er hört, wie der Präsident umblättert.
Unmittelbar bevor er hergekommen ist, hat er noch einmal versucht, Maria zu erreichen. Sie hat sich nicht gemeldet. Dann hat er seinem Stellvertreter Stanley Emmerson den Auftrag erteilt, ihr Mobiltelefon zu orten, doch das letzte Mal, dass sie es benutzt hat, war in Richmond, Virginia. Das Einzige, was man daraus schließen kann, ist, dass sie sich zurzeit irgendwo zwischen Gerald und der Küste aufhält.
Seufzend klappt der Präsident den Aktendeckel zu. Er hat die Lektüre beendet.
»Wenn ich Sie richtig verstanden habe, soll ich meine Amtsbrüder auf der ganzen Welt anrufen und ihnen erstens mitteilen, dass die Seuche tatsächlich von uns ausgeht, und zweitens, dass sich das einzige Mittel, ihr Einhalt zu gebieten, möglicherweise im Blut eines elfjährigen Mädchens befindet.«
»Das ist keine Vermutung und auf jeden Fall den Versuch wert. Was mich allerdings beunruhigt, ist, dass wir nicht wissen, ob sich diese Holly währenddessen nicht in
eine Art Ungeheuer verwandelt, das wir nur mit Mühe beherrschen könnten. Irgendetwas Gefährliches.«
»Noch gefährlicher als das Virus?«
»Kommen wir auf Brooks’ These zurück: Wir wissen, dass sich genetische Veränderungen nicht umkehren lassen. Daher stellt sich folgende Frage: Was geschieht, wenn ein Teil der Macht, die diesem Mädchen allem Anschein nach zu Gebote steht, mit dem Gegenmittel in die DNA der gesamten Menschheit gelangt?«
»Sie meinen, dass dabei so etwas entstehen könnte wie genmanipulierte Menschen?«
»Wer weiß?«
»Nein, wissen kann das niemand.«
Der Präsident leert sein Glas und stellt es auf das Tablett, das ihm Harold hinhält.
»Meine Herren, ich habe mich entschieden. Wir können es uns nicht erlauben zuzulassen, dass sich das Virus weiter ausbreitet. Daher verhänge ich das Kriegsrecht über das gesamte Staatsgebiet, und zwar so lange, bis die Bundespolizei die Kleine hat.«
»Selbst wenn man sie dafür töten muss?«
»Eine Blutentnahme hat noch niemanden umgebracht, oder?«
»Immerhin ist es möglich, dass die Leute, die sie schützen, uns nicht an sie heranlassen. Wir wissen nichts von denen, und ich kann es überhaupt nicht leiden, wenn ich es mit unbekannten Gegnern zu tun habe.«
»Wenn ich Sie recht verstanden habe, Stuart, wollen Sie wissen, ob ich bereit bin, ein Kind zu töten oder töten zu lassen, um die Menschheit zu retten?«
»So in etwa, Mr. President.«
»Sie sollten noch ein Glas Whisky trinken, mein Alter.«
»Auf jeden Fall.«
»Wie lange wird es dauern, sie aufzuspüren?«
»Ich werde meine sämtlichen Mitarbeiter darauf ansetzen. Das kann nicht lange dauern.«
Crossman steht auf, um sich zu verabschieden. Er hat fast die Tür erreicht, als der Präsident fragt: »Und Sie selbst, Crossman?«
»Was ist mit mir?«
»Wären Sie bereit, Ihre Maria Parks zu opfern, wenn sie sich Ihnen in den Weg stellte? Wären Sie bereit, sie zu verlieren, um Holly zu retten?«
»Ich fürchte, dass ich sie bereits verloren habe.«
2
Maria kneift sich in den Arm, um nicht einzuschlafen. Schon mehr als vier Stunden lang folgt sie über die Fernstraße 55 dem Lauf des Mississippi nach Norden. Im Morgengrauen tauchen die ersten Schilder im Scheinwerferlicht auf, die verkünden, dass sie sich der Stadt Saint Louis nähern. Ihre Fußsohle auf dem Gaspedal brennt fürchterlich. Vor dem Verlassen des Heiligtums hatte Cyal ihre Wunden versorgt. Sie hatte erwartet, dass ihr der Elf die Hände auflegen und Zaubersprüche murmeln würde, doch stattdessen hatte er eine weiche bläuliche Masse aufgetragen, die stark nach Fels und Farn roch. Gleich darauf hatte der Schmerz deutlich nachgelassen.
Kano und Elikan hatten sich unterdessen um Holly gekümmert. Sie war wieder eingeschlafen, ausgelaugt von dem seelischen Kampf, den sie geführt hatte. Die Hüter waren beunruhigt, weil Hollys Tumore wuchsen, wie sie erklärten, weshalb sich die Flüchtigen keinesfalls mehr vom Fluss entfernen dürften. Sie hatten hinzugefügt, sie müssten jetzt zur Quelle des Vaters der Ströme fahren, wo die Hüter des ersten Heiligtums Holly vielleicht retten könnten.
Daraufhin hatten Maria und Gordon das Mädchen in Decken gewickelt und sich wieder auf den Weg gemacht. Seither saß Parks am Steuer, während Gordon wie immer auf dem Rücksitz schlief, das Mädchen in seinen Armen.
Maria unterdrückt ein Gähnen. Sie steckt sich eine Zigarette
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