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Die Bucht der schwarzen Perlen

Die Bucht der schwarzen Perlen

Titel: Die Bucht der schwarzen Perlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Paradies bleiben … nur ich allein werde hin und her pendeln und euch alles mitbringen, was ihr braucht. Die Bucht der schwarzen Perlen wird kein anderer sehen und betreten als wir. Tonu'Ata wird eine eigene kleine Welt sein, in die kein anderer eindringt.«
    »Du nix gehen weg!« sagte Tama ernst und schob seinen Arme weg. »Ich Angst haben.«
    »Ich auch, mein Liebling.« Ron ließ ihr langes Haar durch die Finger gleiten und blickte hinaus auf den Ozean. »Das Schlauchboot ist die einzige Möglichkeit – und vor dieser Fahrt habe ich eine höllische Angst.« Er griff nach dem Nylonbeutel und hob ihn von der Erde hoch. »Aber für Millionen Dollars lohnt es sich, mutig, nein, verrückt zu sein. Ich bin ein harter, zäher Bursche, Tama'Olu. Ich glaube, daß ich's schaffe … Und dann sieht unsere Welt ganz anders aus.«
    Schon am folgenden Tag begann er mit den Vorbereitungen seiner Wahnsinnsfahrt. Er ließ Tama'Olu große Stücke Schweinefleisch braten, sammelte Kokosnüsse und hing die am Vormittag gefangenen und ausgenommenen Fische an Palmenschnüren in die heiße Sonne, damit sie trockneten und zu Dörrfisch wurden.
    Am Abend besuchte er Fatahefi Tápana, trank einen zu Alkohol vergorenen Fruchtsaft und versuchte mit dem Tongalesisch, das er bisher gelernt hatte, der versammelten Familie zu erklären, daß er mit dem Schlauchboot die Insel verlassen wolle.
    Tápana, seine Frau, die drei Brüder und die ältere Schwester Tamas, die ihr zweites Kind erwartete, hörten ihm schweigend zu. Sie gaben auch keinen Kommentar ab, nachdem Ron mühsam seinen Plan vorgetragen hatte.
    Er wartete auf eine Antwort, blickte von einen zum anderen und las in den Augen aller Ablehnung und aufkommende Feindschaft. Er verläßt Tama'Olu, nachdem er sie im Bett gehabt hat, denken sie jetzt, durchfuhr es ihn. Ich habe Schande über ihre Familie gebracht, und Schande muß man rächen.
    »Ich komme doch wieder!« sagte er eindringlich. »Ich schwöre es: Ich komme wieder. Ich liebe Tama'Olu. Ich könnte nicht mehr leben ohne sie!«
    Tápana nahm einen Schluck von dem Fruchtwein und kniff die Augen zusammen. »Wann willst du mit dem Boot fahren?« fragte er barsch.
    »So schnell wie möglich. Ich will für zwanzig Tage zu essen und trinken mitnehmen.«
    Tápana nickte. Tamas Mutter erhob sich, und auch die schwangere Schwester verließ den Raum. Die drei Brüder starrten Ron noch immer finster an.
    »Ich liebe Tama'Olu«, beteuerte Ron, als habe er das letzte Wort eines Angeklagten. »Glaubt es mir doch!«
    Er bekam keine Antwort mehr. Nach einer Weile stand er auf, verbeugte sich vor Tápana und verließ das große Häuptlingshaus. Langsam ging er zurück zu seiner Hütte, immer von der Angst erfüllt, verfolgt zu werden. Er drehte sich nicht um, aber er zog den Kopf tiefer zwischen die Schultern.
    Worauf wartet ihr noch? dachte er und fühlte sein Herz hoch im Hals klopfen. Stecht doch zu mit euren gezackten Speeren! Ich weiß, ich habe euer Vertrauen mißbraucht, ich bin der einzige seit Generationen, der die Insel verlassen will, und es ist ganz natürlich, daß niemand glaubt, ich würde jemals zurückkommen. Nie ist irgendeiner von euch auf die Idee gekommen, etwa mit Descartes, dem Händler, zu einer anderen Insel zu fahren. Und jetzt kommt da ein Weißer daher, nimmt eure Tochter und Schwester in seine Hütte, lebt mit ihr wie Mann und Frau … und will jetzt weg von ihr.
    Warum stoßt ihr nicht zu?
    Doch nichts geschah. Ungehindert kam er bis zu seiner Hütte und sah Tama'Olu vor dem Steinofen kauern. Ein Geruch von gekochten Süßkartoffeln wehte ihm entgegen. Jetzt erst drehte er sich um und sah, daß niemand ihm gefolgt war. Er beugte sich hinunter zu Tama'Olu und umfaßte ihren Kopf. Sie rührte sich nicht. Man hatte den Eindruck, als sei sie eine wundervolle, aus Holz geschnitzte Figur.
    »So viel Kartoffeln?« sagte er mit belegter Stimme. Ihre offenkundige Trauer rührte ihn zutiefst. »Wer soll das alles essen?«
    »Du. Für lange Fahrt gut. Macht Magen voll.« Sie senkte den Kopf, legte neues Holz in die Flammen und verharrte dann wieder unbeweglich im Feuerschein.
    »Dein Vater und deine Brüder glauben mir nicht«, sagte Ron.
    »Ich auch nicht.«
    Es war ein Satz, der Ron wie ein Fausthieb traf. Er kniete sich neben Tama'Olu auf die Erde und zwang sie, ihn anzusehen.
    »Und trotzdem kochst du für die Reise einen ganzen Topf voll Kartoffeln?« fragte er.
    »Du bist Ovaku, mein Mann.«
    »Ja, das bin ich.«
    »Und

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