Die Bucht der schwarzen Perlen
Muschelbänke?«
»Bestimmt!« Pandelli verzog die Mundwinkel. »Eßmuscheln. Austern. Und wenn man da eine krüppelige Perle findet, lohnt sich eine Blechfassung nicht. Er wird, wie du schon gesagt hast, aus dem arabischen Raum kommen und die Perlen dort gekauft haben. Aber warum wirft er sie ausgerechnet in Papeete auf den Markt? In New York oder San Francisco würde man jede seiner Perlen erst küssen, ehe man sie bezahlt. Man fliegt doch nicht von Oman nach Tahiti, wenn man woanders das Doppelte bekommen kann. Das paßt nicht zueinander.«
»Und dabei sieht er so harmlos aus.«
»Ich sehe auch harmlos aus …« Pandelli verzichtete auf einen Nachsatz, de Luca verstand ihn auch so. »Du hast nun eine doppelte Aufgabe, Piero: du mußt auch Edwards überwachen. Ich habe das komische Gefühl, daß nicht Edwards der Kunde von Bouchet, sondern Bouchet der Kunde von Edwards ist. Diese Theorie würde alles vereinfachen. Mit einem Amerikaner kann man reden, wenn man die richtigen Argumente hat. Es ist nur eine Dollarfrage.«
Während des Essens – Bouchet hatte wieder einen Absinth zur Appetitanregung getrunken – legte Ron plötzlich sein Besteck auf den Teller und beugte sich zu Bouchet vor. Jetzt kommt was, dachte der Perlen-Großhändler. Ich ahnte es doch! Ohne Grund lädt er mich nicht zum Essen ein und lockt mich von Lisette weg! Er hörte zu kauen auf und spülte den Bissen mit einem Schluck Mersault hinunter.
»Ich brauche eine gute Adresse«, sagte Ron.
»Perlengroßhandel Charles Bouchet«, erwiderte Bouchet fröhlich.
»Nein, eine heiße Adresse. Sie kennen doch Gott und die Welt.«
»Die Welt besser als Gott. Am besten die Unterwelt.«
»Genau da will ich hin.«
»Na also … ich wollte Sie schon vor einer Woche in den besten Puff von Papeete einladen. Aber da haben Sie ja gekniffen! Nun jedoch steigt der Hormonspiegel, was?«
»Nein, Charles, keine Weiber. Ich brauche mindestens vier Gewehre, eine Maschinenpistole und einige tausend Patronen. Ich muß die Sachen in drei Tagen haben …«
9.
Bouchet war nicht leicht aus der Fassung zu bringen, aber jetzt verschlug es ihm doch die Sprache.
»Sind Sie verrückt?« stieß er nach einer Weile hervor.
»Nein.« Ron aß weiter, so als sei gar nichts Besonderes passiert. Wie zuvor Ron, legte nun Bouchet sein Besteck weg.
»Waffen? Sie wollen auf dem Schwarzmarkt Waffen kaufen? Gewehre, eine Maschinenpistole? Wissen Sie, was mit Ihnen passiert, wenn die Kontrollen das entdecken?«
»Man wird nichts entdecken, Charles, da können Sie unbesorgt sein.«
»Mein Gott, wozu brauchen Sie Waffen?«
»Vielleicht muß ich eines Tages mein Paradies verteidigen. Einmal wird man es auch entdecken.«
»Gut. Dann wehren Sie den ersten Angriff ab. Aber dann wird ein französisches Kanonenboot kommen … Ron, seien Sie doch kein Narr!«
»Wo ich lebe, gibt es keine Franzosen.«
»Dann sind es andere: Engländer, Amerikaner, Neuseeländer, Australier. Was weiß ich? Aber Sie können mich nicht täuschen, Ron. Ihre geheimnisvolle Muschelbank liegt ganz hier in der Nähe, wobei ich meine: in einem Umkreis von 500 Kilometern. Nur in dieser Region wachsen schwarze Perlen. Das können Sie nicht leugnen.«
»Ich habe keinen Anlaß, Ihrem Glauben zu widersprechen«, antwortete Ron diplomatisch.
»Na also.« Der Großhändler hatte sich wieder gefangen und aß weiter. »Haben Sie mir einen Schrecken eingejagt!«
»Aber es bleibt dabei: Besorgen Sie mir ein paar Adressen, wo ich die Waffen bekommen kann.«
»Ich warne Sie zum letztenmal, Ron: Lassen Sie den Plan fallen! Das geht nicht gut!«
»Das stimmt. Es wird schwieriger, wenn ich mir die Adressen selbst besorgen muß.«
»Ihr Dickkopf ist wie ein Rammbalken.« Bouchet seufzte und legte sein Besteck weg. Der Appetit war ihm endgültig vergangen. »Ich kenne da einen illegalen Waffenhändler; er ist einer meiner Kunden, verdient Geld, wie andere Kuchen backen, kauft bei mir immer die besten Edelsteine …«
»Das ist der richtige Mann, Charles.«
»Aber ich glaube kaum, daß er Sie an sich heranläßt.«
»Dann soll er ins Hotel kommen.«
»Ob er dazu bereit ist, wage ich zu bezweifeln.«
»Irgendwie muß er ja seine Ware an den Mann bringen. Charles, verbürgen Sie sich für mich. Er tappt in keine Falle, versichern Sie ihm das. Ich bin kein verkappter Fahnder. Zeigen Sie ihm einige Perlen von mir als Beweis.«
»Und wenn er nicht will?«
»Dann – sagen Sie ihm das – suche ich mir einen anderen. In
Weitere Kostenlose Bücher