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Die Bucht des grünen Mondes

Die Bucht des grünen Mondes

Titel: Die Bucht des grünen Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Beto
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incroyable! Und damals in Lissabon … Philetus, war das nicht auch etwas von Shakespeare? Oder war das in Madrid?» Sie hielt inne und hob die Fingerspitzen an die Stirn. «Mon Dieu, ich komme immer durcheinander, wenn ich rauche. Wie dem auch sei. Lieber Philetus, ist es denn sicher, dass das Teatro rechtzeitig zu Véspera do Ano Novo fertig ist?»
    Der Gouverneur ergötzte sich am Auftritt seiner Gattin. «Chéri, du kannst dich darauf verlassen.»
    Glücklich lächelnd hauchte sie ihm eine Kusshand zu. Der kleine Mann und die hochgewachsene Femme fatale tauschten feurige Blicke.
    «Sehen Sie, mit welchem Stolz sie ihr weißes Kleid trägt?», raunte da Silva in Amelys Ohr. «Sie lässt ihre Wäsche in Europa waschen.»
    Amely trat einen weiteren Schritt zur Seite. «Sie belieben zu scherzen! Ich habe ja schon einiges gehört, aber das überträfe an Dekadenz alles.»
    «Nun, der Rio Negro heißt ja nicht umsonst so, wie Sie heute gesehen haben. Es gibt hier kein wirklich klares Wasser, auch nicht aus den Brunnen. Aber warum man deshalb fürs Wäschewaschen über den Atlantik ausweichen muss, weiß ich auch nicht. In Kolumbien soll es sehr gut sein, hörte ich.»
    Prüfend sah sie ihn an, weil sie befürchtete, er mache sich über ihre Unwissenheit lustig. Er hob sein Glas in Richtung der Gouverneursgattin. «Ihre Pferde lässt sie mit Champagner tränken, wenn sie wieder einmal der Meinung ist, das Wasser sei nicht gut genug.»
    «Wir fahren nicht in einer plumpen Kutsche vor wie jeder, sondern in einem schönen schlanken Spider Phaeton, den
ich
lenke, nicht wahr?», gurrte Malva Ferreira in Richtung ihres Gatten.
    «Natürlich, meine Liebe», seufzte er versonnen.
    Die Schleppe hinter sich herziehend, schritt sie zu ihm und ließ sich, die Hand mit der Zigarette weit von sich gestreckt, auf der breiten Sessellehne nieder. Sie legte den Arm um seine Schulter, während er ihr Knie streichelte. «Ich hoffe doch, es kommt sonst niemand auf diese wundervolle Idee. Es genügt schon, dass andere meinen Zahnschmuck kopieren.»
    Eine der Frauen wedelte daraufhin nervös mit dem Fächer. Ihr Mund war fest zusammengepresst. Amely kniff die Augen zu und schüttelte den Kopf.
Das ist alles gar nicht wahr. Die führen ein Theaterstück auf, und mir hat es bloß keiner verraten.
    «Er soll ein Tier im Bett sein», lachte da Silva leise. «Ich erwähne das nur, falls Sie sich fragen, was sie an ihm findet.»
    Zum Donnerwetter, nun hatte sie aber genug von seinen Dreistigkeiten! Amely rauschte in den Salon. Was sie tun wollte, um all diese Schamlosigkeiten zu unterbinden, wusste sie nicht. Mochte sie Kilian Wittstocks Frau sein, unter diesen Leuten war sie ein kleines Licht. Sie hatte ja gar keine Ahnung, was sie sagen sollte, ohne selbst einen Fauxpas zu begehen. So rang sie verzweifelt die Hände und hoffte, dass Kilian dieses Spiels überdrüssig sein und es beenden würde.
    Und das geschah. Er war an den Tisch getreten, um mit den Fingern Eis in sein Glas zu schaufeln. Plötzlich zerschellte es auf einer der geleerten Platten. Wankend kämpfte sich Kilian zu seinem Sessel zurück und sackte darauf nieder. Zu dem Schweiß war kalkweiße Blässe getreten.
    Malva Ferreira sprang auf. Die Schwarze Maria wogte herbei. «Malaria, ganz bestimmt», schnaufte sie. «Rufe Arzt.» Suchend sah sie sich um. «Rufe Arzt!»
    «Ich hole ihn.» Da Silva eilte über die Verandatreppe und den Rasen; der Rest seiner Zigarre verschwand im Brunnen. Es dauerte nur wenige Minuten, bis ein beleibter Mann mit altmodischem Backenbart und zerschlissener Ledertasche unter dem Arm erschien. Amely hatte sich ihrem Gemahl nur zögernd genähert. Sollte sie ihm den Schweiß abtupfen? Sein Hemd aufknöpfen? Oder erwartete man von ihr, dass sie sich theatralisch gab wie die anwesenden Damen?
    Der Doktor hockte sich auf die Lehne und tastete sofort nach Stirn und Puls. Dann öffnete er Kilians Hemd, klopfte auf dessen Brust und untersuchte ihn schließlich mit einem Stethoskop. «Das Herz schlägt ja ganz kräftig.» Er schob die Bügel aus den Ohren. Besorgt klang er durchaus nicht. «Senhor Kilian, was haben Sie heute …»
    «Lassen Sie mich in Ruhe, Barbosa!»
    «Also keine Malaria.» Angelegentlich putzte Doktor Barbosa das Bruststück seines Instruments am Ärmel ab und verstaute es wieder in seiner Tasche. «Wer so poltern kann, den hat bloß eine leichte Unpässlichkeit erwischt. Sie sollten sich schonen.»
    «Wissen Sie nicht, was passiert ist?»,

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