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Die Bücher und das Paradies

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Titel: Die Bücher und das Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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des vorigen Tages ziehen, und sicher hatte sie recht. Im Laufe ihrer mündlichen Darlegung hat sie dann auch Bezugnahmen auf einen anderen
    Roman von Verne gefunden (den ich offen gesagt gar
    nicht kannte), in dem zahlreiche tickende Uhren be-
    schrieben werden, ganz wie in meinem Roman. Nicht daß
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    ich die Intentionen des empirischen Autors als Maßstab
    für die Gültigkeit von Interpretationen des Textes nehmen
    wollte, aber ich konnte nicht umhin zu erwidern, der Leser
    solle lieber die vielen Zitate aus der Barockliteratur
    wahrnehmen, die sich überall im Text finden. Nun ist der
    Topos der tickenden Uhren typisch für das Barock, man
    denke nur an die Gedichte von Lubrano. Allerdings kann
    man von einer ausländischen Literaturwissenschaftlerin,
    die nicht auf das italienische Barock spezialisiert ist,
    schwerlich die Kenntnis eines poeta minore unseres
    Settecento verlangen, und ich räumte ein, daß die Spur, die
    sie verfolgte, selbstverständlich keine verbotene war.
    Wenn man sich auf die Suche nach verborgenen Anspie-
    lungen macht, ist es schwer zu sagen, ob der Autor recht
    hat, der nichts von ihnen wußte, oder der Leser, der sie
    gefunden hat. Aber ich gab zu bedenken, daß die
    Entdeckung einer Bezugnahme auf die Barockdichtung
    gut zu den allgemeinen Charakteristika dieses Textes paßt,
    während die Entdeckung einer Bezugnahme auf Jules
    Verne hier zu nichts weiter führt.
    Offensichtlich hat die Diskussion die Rednerin
    überzeugt, denn ich finde keine Spur mehr von diesen
    Bemerkungen in den Akten jenes Kongresses (die bald
    erscheinen werden).
    Es gibt jedoch andere Fälle, in denen es sehr viel
    schwieriger ist, die Belesenheit des Lesers zu überprüfen.
    Im Foucaultschen Pendel habe ich meinen Erzähler
    Casaubon getauft, und dabei dachte ich an Isaac
    Casaubon, den Genfer Philologen, der mit untadeligen
    kritischen Argumenten das Corpus Hermeticum entmythi-
    fiziert hat. Mein Modell-Leser zweiten Grades, der Zu-
    gang zur intertextuellen Ironie hat, könnte eine gewisse
    Analogie entdecken zwischen dem, was der große Philo-
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    loge begriffen hatte, und dem, was mein Erzähler am Ende
    begreift. Ich war mir bewußt, daß nur sehr wenige Leser in
    der Lage sein würden, die Anspielung zu verstehen, und
    hielt das, textstrategisch gesehen, nicht für schlimm – soll
    heißen: ich ging davon aus, daß mein Roman auch ohne
    Kenntnis des historischen Casaubon gelesen und ver-
    standen werden kann.
    Bevor ich den Roman beendet hatte, entdeckte ich dann
    ganz zufällig, daß Casaubon auch eine Figur in George
    Eliots Middlemarch ist – ein Roman, den ich vor langer Zeit gelesen hatte, ohne daß jener Name irgendeine Spur
    in meinem Gedächtnis hinterlassen hätte. In manchen
    Fällen will der Modell-Autor Interpretationen, die ihm
    sinnlos erscheinen, von vornherein unterbinden, und so
    habe ich mich bemüht, die Möglichkeit einer Bezugnahme
    auf George Eliot auszuräume n. Daher liest m an nun auf S. 77 folgenden Dialog zwischen Belbo und Casaubon:
    »Übrigens, wie heißen Sie eigentlich?«
    »Casaubon.«
    »War das nicht eine Romanfigur in Middlemarch? «
    »Keine Ahnung. Jedenfalls war’s, glaube ich, auch ein Philologe der Renaissance. Aber ich bin nicht mit ihm verwandt.«
    Aber dann kam ein maliziöser Leser, David Robey, der
    bemerkt hatte, daß dieser Casaubon bei George Eliot
    offenbar nicht zufällig ein Buch namens Key to all
    mythologies schreibt, und ich muß zugeben, das scheint natürlich bestens zu meiner Figur zu passen. Später hat
    sich dann Linda Hutcheon genauer mit diesem Zusam-
    menhang befaßt7 und noch andere Affinitäten zwischen
    den beiden Casaubons gefunden, was die ironisch-
    intertextuelle Temperatur meines Romans noch erhöht.

    7 »Eco’s Echoes: Ironizing the (Post)Modern«, op. cit., S. 171.
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    Als empirischer Autor kann ich versichern, daß mir kein
    Hauch von all diesen Analogien bewußt war, aber wenn
    die Belesenheit der Leserin Hutcheon so groß ist, daß sie
    ihr diesen intertextuellen Bezug erlaubt, und wenn mein
    Text ihn ermutigt, dann muß ich zugeben, daß die
    Operation objektiv – im Sinne von kulturell und sozial –
    möglich ist.
    Ähnlich steht es mit dem Namen Foucault. Mein Roman
    heißt Das Foucaultsche Pendel , weil das Pendel, um das es geht, von Léon Foucault erfunden worden ist. Wäre es
    von Benjamin Franklin erfunden worden, hieße der
    Roman Das Franklinsche Pendel . In diesem Fall war mir
    von Anfang an bewußt, daß

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