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Die Bücher und das Paradies

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Titel: Die Bücher und das Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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Paradies
    verschlossen war und nur Buenos Aires blieb.
    So kann vielleicht gerade im Licht der jahrhunderte-
    langen Entwicklungen einer Verstandesdichtung das
    Paradiso heute besser gelesen und geschätzt werden als noch zu Zeiten eines De Sanctis. Aber ich möchte hier
    noch etwas hinzufügen, um die Phantasie der Jüngeren
    unter uns anzuregen – oder auch derer, die sich weder für
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    Gott noch für den Intellekt besonders interessieren. Dantes
    Paradiso ist die Apotheose des Virtuellen, des Immateriellen, der reinen Software, frei vom Gewicht der
    irdischen und der höllischen Hardware, deren Abfälle im
    Purgatono bleiben. Das Paradiso ist mehr als modern, es kann für den Leser, der die Geschichte vergessen haben
    mag, aufregend zukunftsträchtig werden. Es ist der
    Triumph einer puren Energie, das, was das Netz der Netze
    uns immer verspricht und niemals geben kann, es ist eine
    himmelhohe Verklärung von Strömen, von Körpern ohne
    Organe, ein Gedicht aus Supernovae und Zwergsternen,
    ein ununterbrochener Urknall, eine Erzählung, deren
    Geschehnisse sich über die Länge von Lichtjahren
    hinziehen, oder um euch ein vertrautes Beispiel zu geben:
    eine triumphale Odyssee im Weltraum, mit aller-
    glücklichstem Happy-End. Also Leute, wenn ihr wollt,
    könnt ihr das Paradiso auch so lesen, es wird euch nichts Böses tun und besser sein als eine Diskothek mit
    stroboskopischen Blitzen und Ecstasy. Denn was Ekstasen
    angeht, der dritte Teil der Divina Commedia hält seine Versprechen.
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    Über den Stil
    des Kommunistischen Manifests1
    Man kann nicht behaupten, daß einige schöne Seiten allein
    genügen, um die Welt zu verändern. Dem Gesamtwerk
    Dantes ist es nicht gelungen, den italienischen Kommunen
    einen Heiligen Römischen Kaiser wiederzugeben. Doch
    wenn ich an jenen Text zurückdenke, der das Manifest der
    Kommunistischen Partei von 1848 war und der zweifels-
    ohne enormen Einfluß auf die Geschicke zweier Jahrhun-
    derte gehabt hat, glaube ich, man sollte ihn unter dem
    Gesichtspunkt seiner literarischen Qualität wiederlesen
    oder zumindest – wenn man ihn nicht im Original lesen
    kann – unter dem seiner außerordentlichen rhetorisch-
    argumentativen Struktur.
    1971 war eine Studie des venezolanischen Autors
    Ludovico Silva über den literarischen Stil von Karl Marx
    erschienen, die dann zwei Jahre später in italienischer
    Übersetzung bei Bompiani unter dem Titel Lo Stile
    letterario di Marx herauskam. Vermutlich ist sie
    inzwischen vergriffen, und es würde sich lohnen, sie
    nachzudrucken. Mit Berücksichtigung auch der litera-
    rischen Interessen von Marx (wenige wissen, daß er als
    junger Mann auch Gedichte geschrieben hatte, die
    allerdings nach Aussage derer, die sie kennen, schrecklich
    sein sollen) unterzog Silva das ganze Marxsche Werk
    einer gründlichen Analyse. Seltsamerweise widmete er

    1 Artikel im Nachrichtenmagazin L’Espresso vom 8. Januar 1998
    zur Hundertfünfzigjahrfeier der Publikation des Manifests der Kommunistischen Partei.
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    dabei dem Manifest nur wenige Zeilen, vielleicht weil es kein im strengen Sinne persönliches Werk ist. Das war
    jedoch ein Fehler, denn es handelt sich um einen
    großartigen Text, der es versteht, apokalyptische Töne mit
    Ironie zu durchmischen, einprägsame Parolen mit klaren
    Darstellungen alternieren zu lassen, und der (wenn die
    kapitalistische Gesellschaft wirklich vorhat, sich für den
    Ärger zu rächen, den diese wenigen Seiten ihr bereitet
    haben) mit religiöser Inbrunst noch heute in den
    Seminaren für PR- und Werbefachleute analysiert werden
    müßte.
    Er beginnt mit einem gewaltigen Paukenschlag, wie die
    Fünfte von Beethoven: »Ein Gespenst geht um in
    Europa – das Gespenst des Kommunismus« (vergessen
    wir nicht, daß wir uns noch nahe der Blütezeit des früh-
    und hochromantischen Schauerromans befinden und
    Gespenster noch ernst genommen werden). Es folgt eine
    in kühnen Strichen skizzierte Geschichte der sozialen
    Kämpfe vom antiken Rom bis zur Entstehung und
    Entwicklung der Bourgeoisie, und die Seiten über die
    Eroberungen dieser neuen »revolutionären« Klasse sind
    gleichsam deren Gründungspoem, das noch heute gültig
    für die Verfechter des Wirtschaftsliberalismus ist. Man
    sieht (und ich meine wirklich, man »sieht«, in beinahe
    filmischer Anschaulichkeit), wie diese unaufhaltsame neue
    Kraft, getrieben vom Bedürfnis nach immer größerem
    Absatz für ihre Produkte »über die ganze Erdkugel

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