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Die Bücher und das Paradies

Die Bücher und das Paradies

Titel: Die Bücher und das Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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jagt«
    (mir scheint, hier denkt der jüdische und messianische
    Marx an den Anfang der Genesis), wie sie ferne Länder
    erobert und umwälzt, denn »die wohlfeilen Preise ihrer
    Waren sind die schwere Artillerie, mit der sie alle
    chinesischen Mauern in den Grund schießt, mit der sie den
    hartnäckigsten Fremdenhaß der Barbaren zur Kapitulation
    zwingt«, wie sie die Städte als Zeichen und Fundament
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    ihrer Macht gründet, wie sie sich multi- und internationali-
    siert, sich globalisiert und nicht nur einen Weltmarkt
    erzeugt, sondern sogar eine aus den vielen nationalen Li-
    teraturen zusammengeschweißte »Weltliteratur« erfindet.2
    Am Ende dieser Eloge (die überzeugt, weil sie von ehr-
    licher Bewunderung erfüllt ist) kommt eine dramatische
    Wende: Der Hexenmeister sieht sich außerstande, die von
    ihm heraufbeschworenen unterirdischen Kräfte zu be-
    herrschen, der Sieger erstickt an seiner eigenen Über-
    produktion und ist gezwungen, aus sich selbst heraus, als
    sein ureigenstes Produkt, seinen eigenen Totengräber zu
    erzeugen: das Proletariat.
    So tritt diese neue Kraft auf den Plan: Anfangs noch
    uneinig und konfus, macht sie sich Luft im Zerstören der
    Maschinen und wird von der Bourgeoisie als Rammbock

    2 Als ich diesen Artikel schrieb, sprach man selbstverständlich bereits von Globalisierung, und ich habe den Ausdruck nicht
    zufällig benutzt. Aber heute, seit wir alle für das Problem
    sensibilisiert worden sind, lohnt es sich wirklich, diese Seiten wiederzulesen. Es ist beeindruckend, wie das Manifest mit einem Vorlauf von hundertfünfzig Jahren sowohl die Ära der
    Globalisierung als auch die von ihr entfesselten Gegenkräfte
    vorausgesehen hat. Als wollte es uns bedeuten, daß die
    Globalisierung kein zufälliges Ergebnis der kapitalistischen
    Expansion ist (bloß weil die Mauer gefallen und das Internet
    gekommen ist), sondern das von Anfang an vorbestimmte Ziel, das anzustreben die neue Klasse gar nicht vermeiden konnte, auch
    wenn damals der bequemste Weg zur Ausweitung der Märkte
    (wenn auch der blutigste) noch die Kolonisierung war.
    Bedenkenswert ist auch (zumal für die Globalisierungsgegner aller Farben) der Hinweis darauf, daß jede alternative Kraft, die sich dem Vormarsch der Globalisierung entgegenstellt, zu Anfang
    uneinig und konfus auftritt, zur bloßen Maschinenstürmerei neigt und vom Gegner zum Kampf gegen seine Feinde benutzt werden
    kann.
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    im Kampf gegen deren Feinde benutzt, also gegen die
    Feinde ihres Feindes (die absoluten Monarchien, die
    Grundeigentümer, das Kleinbürgertum); allmählich nimmt
    sie Teile ihrer Gegner in sich auf, die von der Groß-
    bourgeoisie proletarisiert werden, wie die Handwerker, die
    Händler, die landbesitzenden Bauern, der Aufstand wird
    zum organisierten Kampf, die Arbeiter nehmen unter-
    einander Kontakt auf dank einer anderen Macht, welche
    die Bourgeoisie für ihre eigenen Zwecke erfunden hat,
    nämlich die neuen Kommunikationsmittel. Das Manifest
    nennt hier nur die Eisenbahnen, aber es denkt auch an die
    neuen Massenkommunikationen (und vergessen wir nicht,
    daß Marx und Engels in der Heiligen Familie das Fern-
    sehen der Epoche, nämlich den populären Fortsetzungs-
    roman, als Modell der kollektiven Vorstellungswelten zu
    nehmen wußten und anhand der Sprache und der
    Situationen, die er verbreitet hatte, seine Ideologie kriti-
    sierten).
    An diesem Punkt treten die Kommunisten auf. Doch
    bevor programmatisch erklärt wird, was sie sind und was
    sie wollen, stellt sich das Manifest (mit einer brillanten rhetorischen Volte) auf den Standpunkt der sie fürchten-den Bourgeois und bringt ein paar schreckenerregende
    Fragen vor: Wollt ihr etwa das Eigentum abschaffen?
    Wollt ihr etwa die Weibergemeinschaft einführen? Wollt
    ihr die Religion, das Vaterland, die Familie zerstören?
    Hier wird das Spiel raffiniert, denn auf all diese Fragen
    scheint das Manifest beruhigende Antworten zu geben, als wollte es den Gegner beschwichtigen – um ihn dann, nach
    einer überraschenden Wendung, in die Magengrube zu
    treffen und den Applaus des proletarischen Publikums zu
    genießen … Wir wollten das Eigentum abschaffen? Aber
    nein, die Eigentumsverhältnisse sind doch seit jeher
    Veränderungen unterworfen gewesen – hat die Franzö-
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    sische Revolution etwa nicht das Feudaleigentum zugun-
    sten des bürgerlichen abgeschafft? Wir wollten das
    Privateigentum abschaffen? Ach Unsinn, das existiert
    doch gar nicht mehr, in der

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