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Die Bücher und das Paradies

Die Bücher und das Paradies

Titel: Die Bücher und das Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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bestehenden Gesellschaft ist es
    für neun Zehntel ihrer Mitglieder aufgehoben und existiert
    nur noch als Eigentum eines Zehntels. Also werft ihr uns
    vor, daß wir euer Eigentum abschaffen wollen? Aller-
    dings, das wollen wir.
    Aber die Weibergemeinschaft einführen? Keine Spur,
    wir wollen eher die Stellung der Frau als bloßes
    Produktionsmittel aufheben. Im übrigen habt ihr selbst die
    Weibergemeinschaft erfunden, ihr Bourgeois, denen außer
    euren eigenen Frauen auch noch die Weiber und Töchter
    der Proletarier zur Verfügung stehen und die ihr ein
    Hauptvergnügen darin findet, eure Ehefrauen wechsel-
    seitig zu verführen. Wir wollten das Vaterland zerstören?
    Wie das, man kann den Arbeitern doch nicht nehmen, was
    sie gar nicht haben. Wir wollen im Gegenteil, daß sie sich
    triumphierend zur nationalen Klasse erheben und damit
    selbst als Nation konstituieren …
    Und so weiter, bis hin zu jenem Meisterstück an
    Zurückhaltung, das die Antwort auf die Religionsfrage
    darstellt. Man ahnt, daß sie lautet: »Wir wollen diese
    Religion zerstören«, aber so steht es nicht im Text. Er
    nähert sich dem delikaten Thema auf Umwegen mit
    allgemeinen Bemerkungen, gibt zu verstehen, daß jede
    Veränderung ihren Preis hat, winkt dann aber ab, als
    wollte er sagen: Heben wir uns doch so heiße Kapitel
    lieber für später auf.
    Danach folgt der eher theoretische Teil, das Programm
    der Bewegung und die Kritik der verschiedenen Sozialis-
    men, aber inzwischen ist der Leser bereits durch die
    vorangegangenen Seiten verführt. Und sollte der program-
    matische Teil dann zu schwierig werden – hier noch ein
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    doppelter Paukenschlag am Ende, zwei Parolen, die einem
    den Atem rauben, eingängig, leicht zu behalten und – so
    will mir scheinen – wie geschaffen für eine rauschende
    Zukunft: »Die Proletarier haben nichts zu verlieren als ihre
    Ketten« und »Proletarier aller Länder, vereinigt euch!«
    Abgesehen von der gewiß poetischen Fähigkeit, denk-
    würdige Metaphern zu erfinden, bleibt das Kommuni-
    stische Manifest ein Meisterwerk politischer (und nicht nur politischer) Rhetorik und sollte in der Schule zusammen mit Ciceros Catilinarischen Reden und Shake-
    speares Rede des Marcus Antonius über der Leiche
    Caesars studiert werden. Auch weil es angesichts von
    Marxens guter klassischer Bildung nicht auszuschließen
    ist, daß ihm genau diese Texte vorschwebten.
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    Die Nebel des Valois1
    Ich habe Sylvie als Zwanzigjähriger fast per Zufall entdeckt und die Erzählung gelesen, ohne viel von Nerval zu
    wissen. Ich habe sie im Zustand absoluter Unschuld
    gelesen und war hingerissen. Später entdeckte ich, daß
    Proust die gleichen Eindrücke wie ich gehabt hatte. Ich
    weiß nicht mehr, wie ich sie damals in meinem privaten
    Wortschatz ausgedrückt habe, denn heute kann ich sie nur
    mit den Worten Prousts wiedergeben, so wie er sie auf den
    Seiten schildert, die er Nerval in seinem Contre Sainte-
    Beuve gewidmet hat.
    Sylvie sei keineswegs, schreibt er dort, wie Barrès (und mit ihm eine gewisse reaktionäre Kritik) meinte, eine
    neoklassizistische, typisch französische Idylle; es drücke
    sich darin keine Heimatverwurzelung aus (allenfalls finde
    sich der Protagonist am Ende entwurzelt). In Sylvie gehe 1 Gekürzte und überarbeitete Fassung des Nachworts zu meiner
    Übersetzung von Gérard de Nervals Sylvie (Turin, Einaudi, 1999).
    Wie bereits in meinen Harvard-Vorlesungen Im Wald der
    Fiktionen: Sechs Streifzüge durch die Literatur (Hanser 1994) berichtet, hatte ich über diese Erzählung zuerst einen kleinen Aufsatz geschrieben, dann in den siebziger Jahren eine Reihe von Seminaren an der Universität Bologna veranstaltet, aus der drei Doktorarbeiten und eine Sondernummer der Zeitschrift Versus (31
    –
    32/1982) hervorgegangen sind, und 1984 einen Fort-
    geschrittenenkurs an der Columbia University gehalten. 1993 habe ich sie in meinen Harvard-Vorlesungen behandelt, anschließend
    noch einmal in zwei weiteren Kursen, 1995 an der Universität
    Bologna und 1996 an der École Normale Supérieure in Paris.
    Ergebnis dieser fast lebenslangen Beschäftigung mit Sylvie war dann 1999 meine Übersetzung ins Italienische.
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    es um etwas Unbestimmtes – ein »Bild von irrealer
    Farbe« –, das wir manchmal im Traum sehen und dessen
    Konturen wir festhalten möchten, aber das uns beim
    Aufwachen unweigerlich entgleitet. Sylvie sei der »Traum eines Traumes«, und das Traumartige sei so dominant,
    »daß man

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