Die Bücher und das Paradies
auseinanderfliegenden Teilen wurden
einige in die Zone des Eises geschleudert und andere in
eine Zwischenzone, wo sie das Sonnensystem bildeten.
Der Mond, Mars, Jupiter und Saturn sind Eisklumpen, und
ein Ring aus Eis ist die Milchstraße, in der die traditionelle Astronomie Sterne sehen will; es handelt sich aber um
optische Täuschungen. Die Sonnenflecken werden durch
Eisblöcke verursacht, die sich von Jupiter ablösen.
Nun nimmt jedoch die Kraft der ursprünglichen
Explosion ab, und jeder Himmelskörper bewegt sich nicht
auf einer elliptischen Umlaufbahn, wie die offizielle
Wissenschaft fälschlicherweise annimmt, sondern auf
einer (unmerklich) immer enger werdenden Spirale um
den jeweils größeren Himmelskörper, der ihn anzieht. Am
Ende des Zyklus, in dem wir leben, wird sich der Mond
immer mehr der Erde nähern, wird dadurch das Wasser
der Ozeane so ansteigen lassen, daß es die Tropen
überschwemmt und nur die höchsten Berge herausragen
läßt, die kosmischen Strahlen werden zunehmen und
12 Ph. Fauth, Hörbigers Glacial-Kosmogonie , Kaiserslautern, Hermann Kayser Verlag, 1913.
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genetische Mutationen bewirken. Schließlich wird der
Mond auseinanderbrechen und sich in einen Ring aus Eis,
Gas und Wasser verwandeln, der am Ende auf die
Erdkugel stürzen wird. Aufgr und komplizierter W echsel-wirkungen, die mit dem Einfluß des Mars zu tun haben,
wird auch die Erde sich in eine Eiskugel verwandeln und
am Ende von der Sonne aufgesogen werden. Danach wird
es eine erneute Explosion und einen neuen Anfang geben,
so wie früher einmal die Erde bereits drei weitere
Satelliten gehabt und in sich aufgesogen hatte.
Diese Kosmogonie setzte eine Art Ewige Wiederkehr
voraus, die sich auf uralte Mythen und Epopöen berief.
Ein weiteres Mal wurde somit das, was auch die heutigen
Nazis das Wissen der Überlieferung nennen, dem falschen
Wissen der liberalen und jüdischen Wissenschaft ent-
gegengesetzt. Überdies erschien eine solche »Glazial-
kosmogonie« sehr nordisch und arisch. Louis Pauwels und
Jacques Bergier13 führen Hitlers Zuversicht, daß seine
Truppen mit dem eisigen russischen Winter sehr gut
zurechtkommen würden, auf diesen tiefen Glauben an die
glazialen Ursprünge des Universums zurück. Aber sie
vermuten auch, daß die für nötig gehaltene Prüfung, wie
das kosmische Eis reagieren würde, die Experimente mit
der V2 verzögert habe. Noch 1952 veröffentlicht ein
gewisser Elmar Brugg ein Buch zu Ehren von Hörbiger als
dem »Kopernikus des 20.
Jahrhunderts«, in dem er
behauptet, die Welteislehre erkläre die tiefen Bande, die
das irdische Geschehen mit den kosmischen Kräften
verbinde, und zu dem Schluß kommt, das Schweigen der
13 In ihrem Buch Le matin des magiciens , Paris, Gallimard, 1960 [dt.
Aufbruch ins dritte Jahrtausend. Von der Zukunft der phantastischen Vernunft , übers. von Gerda von Uslar, Bern/Stuttgart, Scherz, 1962; als Taschenbuch bei Goldmann, 1986].
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»jüdisch-demokratischen« Wissenschaft über Hörbiger sei
ein typischer Fall von Verschwörung der Mittelmäßigen.
Daß sich im Umfeld der NS-Partei Verfechter von
magischhermetischen und neutempleristischen Wissen-
schaften tummelten, beispielsweise die Adepten der von
Rudolf von Sebottendorff gegründeten Thule-Gesellschaft,
ist ein breit untersuchtes Phänomen.14 Im NS-Milieu soll
auch noch einer anderen Theorie Gehör geschenkt worden
sein, der zufolge die Erde innen hohl ist und wir nicht
außen auf ihrer konvexen Kruste leben, sondern innen an
ihrer konkaven Wölbung. Diese Theorie war bereits zu
Beginn des 19. Jahrhunderts von einem gewissen Captain
J. Cleves Symmes aus Ohio vertreten worden, der 1818 an
verschiedene wissenschaftliche Gesellschaften geschrie-
ben hatte: »An alle Welt: Ich erkläre, daß die Erde innen
hohl und bewohnbar ist; sie enthält eine gewisse Anzahl
solider Sphären, die konzentrisch sind, das heißt in-
einandergeschoben, und sie ist an den beiden Polen offen
in einer Breite von zwölf bis sechzehn Grad.« Ein
Holzmodell seines Universums wird noch heute in der
Academy of Natural Sciences von Philadelphia auf-
bewahrt.
Die Theorie war dann nach der Mitte des Jahrhunderts
von einem anderen Amerikaner namens Cyrus R. Teed
aufgegriffen und weiterentwickelt worden: Was wir für
den Himmel hielten, sei eine Masse aus dunklem Gas,
durchsetzt mit Zonen von strahlendem Licht, die das
Innere der Kugel erfülle. Sonne, Mond und
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