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Die Bücher und das Paradies

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Titel: Die Bücher und das Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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Witte unterschoben hat.
    Ratschkowski, ein glühender Antisemit –
    dies alles
    geschah zur Zeit der Affäre Dreyfus –, nimmt diesen Text,
    streicht darin jeden Hinweis auf Witte und unterschiebt die
    Witte unterschobenen Weltverschwörungsideen kurzer-
    hand den Juden. Man kann nicht Cyon oder gar Zion
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    heißen, ohne den Gedanken an ein jüdisches Komplott
    heraufzubeschwören.
    Der so von Ratschkowski hergerichtete Text war
    vermutlich die erste Quelle der berüchtigten Protokolle
    der Weisen von Zion . Daß diese »Protokolle« fiktiv waren, lag auf der Hand, da es außer in einem Roman von Sue
    wenig glaubhaft ist, daß die »Bösen« ihre ruchlosen Pläne
    so offen und schamlos ausbreiten. Erklären diese
    »Weisen« doch unverhüllt, sie hätten »einen grenzenlosen
    Ehrgeiz, eine verzehrende Habgier, einen erbarmungs-
    losen Rachedurst und einen glühenden Haß«. Sie wollen
    die Pressefreiheit abschaffen, aber sie ermuntern das
    Freidenkertum. Sie kritisieren den Liberalismus, unter-
    stützen jedoch den Gedanken der multinationalen Kon-
    zerne. Sie propagieren die Revolution in allen Ländern,
    aber um zur Rebellion anzustacheln, wollen sie die
    Ungleichheit verschärfen. Sie sind für den Bau von
    U-Bahnen, um die Großstädte unterminieren zu können.
    Sie wollen das Studium der Klassiker und der antiken
    Geschichte abschaffen, sie wollen den Sport und die
    visuelle Kommunikation fördern, um die Arbeiterklasse zu
    verdummen, und so weiter.
    Es war leicht, in den »Protokollen« einen Text zu
    erkennen, der im Frankreich des Fin de siècle entstanden
    sein mußte, denn es wimmelt darin von Bezugnahmen auf
    Probleme der französischen Gesellschaft jener Zeit, aber
    es war auch leicht, unter den Quellen viele sehr populäre
    Romane zu erkennen. Unglücklicherweise war jedoch die
    Geschichte – auch hier wieder – erzählerisch so über-
    zeugend, daß es den Leuten nicht schwerfiel, sie ernst zu
    nehmen.
    Der Rest dieser Geschichte ist Geschichte. Ein
    wandernder russischer Mönch namens Sergej Nilus, der
    »rasputinsche« Ambitionen hatte und von der fixen Idee
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    des Antichrist besessen war, veröffentlichte und
    kommentierte die »Protokolle«. Wonach sie durch Europa
    wanderten, bis sie in die Hände von Adolf Hitler
    fielen …11
    Wir haben hier einige falsche Ansichten untersucht, die
    Epoche gemacht haben und allen mehr oder weniger
    bekannt sind. Aber es gibt noch andere delirante Ideen, die
    weitgehend in Vergessenheit geraten sind.
    So wurde zum Beispiel seit 1925 in national-
    sozialistischen Kreisen die sogenannte Welteislehre,
    abgekürzt WEL, des österreichischen Pseudowissen-
    schaftlers Hans Hörbiger verbreitet. Sie erfreute sich der
    Gunst von Männern wie Rosenberg und Himmler. Aber
    nach Hitlers Machtergreifung wurde Hörbiger auch in
    einigen wissenschaftlichen Kreisen ernst genommen, zum
    Beispiel von einem Physiker wie Philipp Lenard, der
    zusammen mit Röntgen die nach diesem benannten
    Strahlen entdeckt hatte.

    11 Ich weiß sehr wohl, daß ich diese Geschichte zuerst im
    Foucaultschen Pendel und dann in meinen Harvard-Vorlesungen aufgegriffen habe. Aber es ist immer gut, sie zu wiederholen, und es wird leider nie genügen. Wie jedesmal verdanke ich die
    Fakten – außer einigen persönlichen Ausflügen in die Welt des
    französischen Feuilleton-Romans – zum großen Teil dem Buch
    von Norman Cohen, Warrant for Genocide: The Myth of the
    Jewish World-Conspiracy and the Protocols of the Elders of Zion , New York, Harper and Row, 1967 [dt. Die Protokolle der Weisen von Zion. Der Mythos von der jüdischen Weltverschwörung , übers.
    von Karl Römer, Köln, Kiepenheuer & Witsch, 1969] sowie jenem unerschöpflichen Reservoir antisemitischer Argumente, das Nesta Websters Secret Societies and Subversive Movements (London, Boswell, 1924) darstellt.
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    Gemäß dieser Welteislehre (die bereits 1913 von Philipp
    Fauth dargelegt worden war12) ist das Universum der
    Schauplatz eines ewigen Kampfes zwischen Eis und
    Feuer, der keine Evolution hervorbringt, sondern einen
    ständigen Wechsel von Zyklen oder Epochen. Einst gab es
    einen riesigen glühenden Körper, millionenmal größer als
    die Sonne, der mit einer riesigen Zusammenballung von
    kosmischem Eis kollidierte. Die Eismasse war in den
    glühenden Körper eingedrungen, und nachdem sie in
    seinem Innern Hunderte von Millionen Jahre lang als
    Dampf gewirkt und gearbeitet hatte, war das Ganze
    explodiert. Von den

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