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Die Bücher und das Paradies

Die Bücher und das Paradies

Titel: Die Bücher und das Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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irgendwelcher
    Gattungen gehorchte) mündete in die Enzyklopädie – und
    mit dem Wissen von heute sieht man, wie die Kühnheiten
    der Kindheit die Schwächen des Erwachsenen
    determinieren können.
    Als ich nicht mehr wußte, was ich der Insel und ihrem
    Herrscher noch widerfahren lassen sollte, ließ ich ihn auf
    Seite 29 mit den Worten schließen: »Ich werde eine lange
    Reise unternehmen … Vielleicht werde ich auch nicht
    wiederkommen. Ein kleines Geständnis: In den ersten
    Tagen habe ich mich als Zauberer bezeichnet. Das war
    gelogen, ich heiße nur Pirimpimpino. Verzeiht mir.«
    Nach diesen Versuchen beschloß ich, mich auf Comics
    zu verlegen, und brachte tatsächlich einige zustande. Hätte
    es damals schon Fotokopierer gegeben, ich hätte sie weit
    verbreitet. Statt dessen schlug ich meinen Schulkameraden
    vor, um der Ressourcenknappheit meiner Schreibwerkstatt
    abzuhelfen, mir so viele Lagen Karopapier zu geben, wie
    das Album Seiten enthielt, plus einige zur Kompensation
    der aufgewandten Mühe und Tinte, und versprach ihnen,
    entsprechend viele Kopien des Abenteuers zu produzieren.
    Ich fertigte alle Verträge aus, ohne mir bewußt zu machen,
    wie mühsam es sein würde, zehnmal denselben Comic zu
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    zeichnen. Am Ende mußte ich das Papier beschämt
    zurückgeben, gedemütigt für mein Scheitern nicht als
    Autor, sondern als Verleger.
    In der Unterstufe des Gymnasiums schrieb ich
    Erzählungen, weil damals die traditionellen Schulaufsätze
    mit vorgegebenen Themen durch sogenannte »Chroniken«
    ersetzt worden waren, in denen man frei gewählte
    Erlebnisse erzählen sollte. Ich glänzte mit humoristischen
    Stücken. Mein Lieblingsautor war damals P. G. Wode-
    house. Mein Meisterwerk besitze ich noch: die Be-
    schreibung, wie ich einmal vor Nachbarn und Ver-
    wandten, nach langer Vorbereitung und vielen Versuchen,
    ein technisches Wunderwerk vorgeführt hatte: eines der
    ersten unzerbrechlichen Gläser, das ich triumphierend zu
    Boden fallen ließ, wo es natürlich in Scherben ging.
    1944 – 45 beschäftigte ich mich mit Epik, mit einer
    Parodie der Divina Commedia und einer Reihe von
    Porträts der olympischen Götter, wiederbesichtigt in jenen
    dunklen Jahren, das heißt im täglichen Ringen mit der
    Lebensmittelrationierung, der allabendlichen Verdunke-
    lung und den Liedern von Rabagliati. Alles in klassischen
    Elfsilblern. Solchen wie diesen, damit wir uns recht ver-
    stehen:
    Ecco qui Apollo, 1’anima più eletta
    di quell’Olimpo degli Dei magione,
    suonare qualche lieve musichetta,
    senza. più cetra o Um, ed ha, ragione;
    ei suona il pianoforte, la, cornetta,
    il flauto, fisarmonica e trombone.
    Perché sprecar la lira se il denaro
    per comprar l’olio in questi tempi è caro?

    Hier sehen wir Apoll, die erlesenste Seele
    dieses Olymps, der Götter Behausung,
    ein leichtes Musikstückchen spielen,
    nicht mehr auf der Kithara oder der Lyra, und er hat recht;
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    er spielt Klavier, Kornett,
    Flöte, Ziehharmonika und Posaune.
    Warum die Lyra (= Lira) verschwenden, wenn das Geld
    zum Kauf von Öl in diesen Zeiten so teuer ist?
    In den nächsten zwei Gymnasialjahren schrieb ich eine
    Vita illustrata di Euterpe Clips (mit Illustrationen), deren literarisches Vorbild die Romane von Giovanni Mosca
    und Giovanni Guareschi waren. Es folgten einige
    Erzählungen mit ernsteren literarischen Absichten. Ich
    würde sagen, der beherrschende Ton war ein magischer
    Realismus à la Bontempelli. Lange Zeit bin ich früh
    aufgestanden, um an einer Novelle namens »Das Konzert«
    zu arbeiten, die eine interessante erzählerische Idee
    enthielt. Mario Tobia, ein erfolgloser Komponist, holt alle
    spiritistischen Medien der Welt zusammen, um sich von
    ihnen die großen Musiker der Vergangenheit in Form von
    Ektoplasmen aufs Podium produzieren zu lassen, zwecks
    Aufführung seiner Komposition Konradin von Schwaben .
    Beethoven als Dirigent, Liszt am Flügel, Paganini an der
    Geige etc. Ein einziger Zeitgenosse, der schwarze Jazzer
    Louis Robertson, an der Posaune. Die Beschreibung war
    nicht schlecht, wie es den Medien allmählich nicht mehr
    gelang, ihre Kreaturen am Leben zu erhalten, so daß die
    Großen der Vergangenheit sich nach und nach auflösten,
    unter dem dissonanten Miauen und Krächzen ersterbender
    Instrumente, bis allein auf dem Podium, hoch, magisch,
    unangefochten, Robertsons Posaune ertönte.
    Ich sollte meine getreuen Leser (vierundzwanzig an der
    Zahl, um nicht mit dem Meister zu

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