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Die Bücher und das Paradies

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Titel: Die Bücher und das Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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Absatz des
    dritten Kapitels), ob er eine Klosterfrau in Gestalt einer
    Schauspielerin liebt – und diese Frage läßt ihn bis zum
    Ende nicht mehr los.
    Aber Adrienne hat nicht bloß ideale, sondern auch
    physische Eigenschaften, dank welcher sie im zweiten
    Kapitel den Sieg über Sylvie davonträgt, die hier als
    hübsches kleines Bauernmädchen geschildert wird. Im
    vierten Kapitel jedoch, als Jerard nach Jahren die zu einer
    schönen jungen Frau gereifte Sylvie wiedersieht, ist sie es,
    die nun alle Anmut der verschwundenen Adrienne
    gewonnen hat, sowie (wenn auch nur als schwachen
    Abglanz) die der Schauspielerin Aurélie, deren Erinnerung
    inzwischen verblaßt ist.
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    Adrienne
    Sylvie (Kap. 2)
    Sylvie (Kap. 4)
    hochgewac
    kleines
    nicht
    mehr
    hsen
    Mädchen
    das kleine
    Dorfmädchen
    – schön
    – lebhaft
    und
    – so
    schön
    frisch
    geworden!
    – blond
    – leicht
    – weiße
    Arme
    gebräunte Haut
    – schlanke
    – noch
    Kind
    – vollentfalteter
    Figur
    Wuchs
    – Nachfahrin
    – aus
    dem
    – wie
    eine
    der Valois
    Nachbardorf
    antike Statue
    – Fata
    – ebenmäßiges
    – Züge
    einer
    Morgana der
    Profil
    Athenerin
    Glorie und
    Schönheit
    – blieb
    allein
    – (sagt, sie
    –
    Siegerin
    verdiene den Kranz
    unwiderstehliche
    nicht)
    r Zauber
    – Traum
    – zarte
    – ihr
    einer
    Freundschaft
    himmlisches
    unerreichbaren
    Lächeln
    Liebe
    Nicht nur argwöhnt, fürchtet, begehrt und fingiert Jerard
    bis zum Ende, entgegen jeder Evidenz, daß Aurélie und
    Adrienne ein und dieselbe Person seien, sondern
    manchmal glaubt er auch, daß er das, was er an ihnen
    begehrt, bei Sylvie finden könne. Aus nicht genannten
    Gründen verläßt er sie nach dem ersten Ball in Loisy, als
    er mit ihr sogar eine symbolische Hochzeit gefeiert hat.
    Als er sie dann (beim zweiten Ball) erneut aufsucht, um
    der unmöglichen Faszination Aurélies zu entfliehen, findet
    er, daß sie derjenigen ähnelt, vor der er flieht, und begreift, daß entweder Sylvie für ihn oder er für Sylvie verloren ist.
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    Man könnte sagen, bei jeder Überblendung, bei der eine
    Frauenfigur in der anderen aufg eht, wird das, w as an ihr unwirklich war, wirklich; doch gerade weil es nun in
    greifbare Nähe rückt, ist es bereit, sich in etwas wieder
    anderes zu verflüchtigen.
    Das seltsame Übel Jerards ist, daß er immer genau das
    zurückweisen muß, was er zuvor begehrt hatte, eben weil
    es nun das zu werden beginnt, was er bisher angeschwärmt
    hatte. Man sehe nur, wie Aurélie in Kapitel 13 genau das
    wird, was er sich unbewußt erhofft: Sie gehörte einem
    anderen, und dieser andere verschwindet nach Übersee;
    Schauspielerinnen haben kein Herz, und nun zeigt sie sich
    bereit zu lieben … Doch, ach, leider kann er das, was
    erreichbar geworden ist, nicht mehr lieben. Gerade weil
    sie nun ein Herz hat, geht Aurélie mit dem davon, der sie
    wirklich liebt.10
    Auf geradezu neurotische Weise manifestiert sich dieses
    quälende Wollen und Nichtwollen in Jerards innerem
    Monolog am Ende von Kapitel 11. Verletzt durch Sylvies
    unklare Anspielung auf das Schicksal Adriennes, entdeckt
    Jerard, der eben noch Sylvie begehrte, daß es Sünde wäre,
    eine Schwester zu verführen. Gleich darauf kommt ihm
    (mit einer irritierenden Wollust) Aurélie in den Sinn, und
    er verlagert sein Begehren wieder auf sie. Am Anfang des

    10 In einem term paper für meinen 1984 gehaltenen Kurs an der Columbia University diagnostizierte Mirène Ghossein eine
    fortlaufende Dyskrasie zwischen dem, was als platonische Idee
    eingeführt wird, und dem, was sich als enttäuschender Schatten an der Höhlenwand entpuppt. Ich weiß nicht, ob Nerval an Platon
    dachte, aber gewiß ist dies der Mechanismus: Je greifbarer etwas zu werden scheint, desto mehr wird es zu einem Schatten und
    duldet nicht mehr den Vergleich mit (entspricht nicht mehr) dem angeschwärmten Idealbild.
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    nächsten Kapitels ist er jedoch erneut bereit, sich Sylvie zu
    Füßen zu werfen und ihr sein Haus und sein Ungewisses
    Vermögen anzubieten. Hin- und hergerissen zwischen drei
    Frauen, die ihn tanzend umkreisen, verliert Jerard die
    Fähigkeit, sie zu unterscheiden, und begehrt und verliert
    alle drei.
    1832
    Im übrigen ermuntert uns Nerval selbst zu vergessen. Und
    um uns dabei zu helfen (oder um uns loszuwerden)
    präsentiert er uns eine vergeßliche Sylvie, die sich erst
    ganz am Ende daran erinnert, daß Adrienne schon 1832
    gestorben ist.
    Dies ist der Punkt, der den Interpreten am

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