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Die Bücher und das Paradies

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Titel: Die Bücher und das Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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beschriebenen Standuhr,
    daß in einem solchen Fall, nämlich wenn in einem
    narrativen Text etwas ausführlich beschrieben wird, was
    für den Gang der Handlung keinen Belang haben dürfte,
    ein »symbolischer Modus« installiert wird.9 Die
    Beschreibung der Standuhr im dritten Kapitel ist
    exemplarisch. Warum wird diese Antiquität so ausführlich
    beschrieben, wo sie doch nicht einmal in der Lage ist, dem

    9 Siehe mein Semiotik und Philosophie der Sprache , dt. von Christiane Trabant-Rommel und Jürgen Trabant, München, Fink,
    1985, S. 234 – 236.
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    Protagonisten zu sagen, was ihm sogar die Kuckucksuhr
    des Pförtners sagen kann? Weil sie ein symbolisches
    Konzentrat der ganzen Erzählung ist, vor allem für die
    darin beschworene Welt der Renaissance, die jene des
    Valois ist, aber auch, weil sie hier sagen soll (vielleicht
    mehr dem Leser als dem Erzähler), daß wir die Ordnung
    der Zeiten niemals wiederherstellen werden. Aufgrund
    einer schon hervorgehobenen Symmetrie taucht eine
    stehengebliebene Uhr noch einmal im zwölften Kapitel
    auf. Stünde sie nur dort, hätten wir es bloß mit einer
    hübschen Anekdote aus der Kindheit zu tun. Aber es ist
    die Wiederkehr eines Themas. Nerval sagt uns, daß die
    Zeit für ihn von Anfang an dazu bestimmt war, in
    Verwirrung zu geraten, oder um es mit Hamlet zu sagen,
    time is out of joint – die Zeit ist aus den Fugen. Für Jerard wie für den Leser.
    Die Objekte des Begehrens
    Warum kann die Ordnung der Zeiten nicht wiederher-
    gestellt werden? Weil Jerard sein Begehren im Laufe der
    Zeit auf drei verschiedene Frauen richtet, aber die Sequenz
    ist nicht linear und geradlinig, sondern verläuft als Spirale.
    In dieser Spirale identifiziert Jerard bald die eine, bald die andere Frau mit seinem Objekt des Begehrens, aber oft
    vermengt er sie auch, und in jedem Fall hat die Frau, wenn
    sie wieder auftaucht (ob wiedergefunden oder erinnert)
    nicht mehr dieselben Eigenschaften wie vorher.
    Jerard hat ein Objekt des Begehrens, und er zeichnet uns
    gleich zu Beginn der Erzählung seine Konturen. Es
    handelt sich um eine weibliche Idealfigur, die Göttin oder
    Königin sein mag, solange sie nur »unerreichbar« ist.
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    Dennoch versucht er in den folgenden Kapiteln etwas zu
    erreichen. Nur findet er jedesmal, sobald sein Objekt des
    Begehrens sich ihm nähert, einen Grund, sich zu
    entfernen. Infolgedessen betrifft der Nebeleffekt nicht nur
    die Zeiten und Räume, sondern auch das Begehren.
    Im ersten Kapitel scheint es, als sei für Jerard der Traum
    begehrenswert und die Wirklichkeit abstoßend, und als
    werde sein Ideal von der Schauspielerin verkörpert:
    Traum Schauspielerin
    Wirklichkeit
    –
    – Was tut’s, ob
    – heroische
    Unentschlossenh
    er oder ein anderer?
    Galanterie
    eit und Trägheit
    –
    – entspricht
    allen
    – Jagd
    nach
    verschwommene
    Enthusiasmen
    Ämtern und
    Enthusiasmen
    Ehren
    – religiöse
    – göttliche
    Hören
    – vergeudete
    Aspirationen
    in Herkulaneum
    Stunden des
    Tages
    – berauscht
    von
    – läßt vor Freude
    –
    Poesie und Liebe
    und Liebe
    Skeptizismus
    erschauern
    und wilde
    Orgien
    –
    – bleich
    wie
    die
    – die
    metaphysische
    Nacht
    wirkliche Frau
    Phantome
    – unnahbare
    – (er will nicht
    – Laster
    Königin oder
    wissen, wie sie
    Göttin
    wirklich ist)
    Bis zu diesem Punkt ist die Bühne wirklicher als der
    Zuschauerraum, und gemessen an der Schauspielerin sind
    die Zuschauer nichts als »ausdruckslose Figuren«. Im
    zweiten Kapitel scheint Jerard jedoch etwas Greifbareres
    zu begehren, sei’s auch nur durch Erinnerung an den
    einzigen Moment, in dem er ihm nahe gekommen war.
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    Alle Qualitäten der Schauspielerin, die er nur auf der
    Bühne gesehen hat, besitzt nun Adrienne, wie er sie im
    bleichen Lichtkreis auf der nächtlichen Wiese erblickt.
    Aurélie (Kap. 1)
    Adrienne (Kap. 2)
    – bleich wie die Nacht
    – das Licht des
    aufgehenden Mondes fällt auf
    sie allein
    – sie lebte nur für mich
    – ich war der einzige Junge
    – die Vibration ihrer
    – mit frischer und heller
    Stimme
    Stimme
    – magischer
    Spiegel
    – flüchtiges
    Irrlicht
    – eine Erscheinung
    – ein Phantom, das über
    die Gräser huscht
    – schön wie der Tag
    – Fata Morgana des
    Ruhmes und der Schönheit
    – wie die göttlichen Horen
    – hat das Blut der Valois in
    ihren Adern
    – ihr Lächeln erfüllte mich
    – wir fühlten uns wie im
    mit unendlicher Seligkeit
    Paradies
    Darum fragt sich Jerard dann (im zweiten

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