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Die Buecher und das Paradies

Titel: Die Buecher und das Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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»Leihst auch du der müden / Litanei deines Schnellzugs diesen schaurigen / und getreuen Takt der Carioca?«), vgl. Eugenio Montale, Gedichte, 1920 - 1954, Hanser 1987, S. 248 f. (A. d. Ü.).
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    »Er küßte mich am ganzen Leibe zitternd auf den Mund« (Francesca da Rimini über Paolo Malatesta), Dante, Inferno 5, 136 (A. d. Ü.).
    Joseph Frank, »Spatial Form in Modern Literature«, in Sewanee Review, 1945.
    Im Wald der Fiktionen, Hanser 1994, S. 95 - 99.
    Vgl. meinen Aufsatz »Jerusalem and the Temple as Signs in Medieval Culture«, in G. Manetti (Hg.), Knowledge through Signs, Paris, Brepols, 1996, S. 329 - 344.

Intertextuelle Ironie und mehrdimensionale Lektüre 1
    Ich bitte um Verzeihung, wenn ich in diesem Vortrag unter den Beispielen auch einige zitieren muß, die aus meiner Tätigkeit als Erzähler stammen, aber ich möchte hier einige Charakteristika des sogenannten postmodernen Erzählens behandeln, die manche Literaturkritiker und -theoretiker, insbesondere Brian McHale, Linda Hutcheon und Remo Ceserani 2 , nicht nur in meinen Romanen entdeckt, sondern auch in meiner Nachschrift zum >Namen der Rose< theoretisch behandelt gefunden haben. Diese Charakteristika sind die Selbstbezüglichkeit (auch Metanarrativität genannt), der Dialogismus (im Sinne von Bachtin, für den die Texte miteinander sprechen), die Doppelkodierung und die intertextuelle Ironie.
    Obwohl ich noch immer nicht genau weiß, was unter postmodern zu verstehen ist, muß ich zugeben, daß die genannten Charakteristika in meinen Romanen zu finden sind. Aber ich möchte sie zunächst genauer bestimmen und gegeneinander abgrenzen, da sie nicht selten als vier Aspekte ein und derselben Strategie verstanden werden.
    Selbstbezüglichkeit oder Metanarrativität, ob als Reflexion des Textes über sich selbst und seine Wesensart oder als Einmischung der Stimme des Autors, der sich Gedanken über das macht, was er erzählt, und womöglich den Leser auffordert, diese Gedanken zu teilen, ist sehr viel älter als die sogenannte Postmoderne. Im Grunde beginnt sie schon mit Homers »Singe mir, Muse ...«, und sie liegt vor, um einen uns näheren Autor zu nehmen, wenn zum Beispiel Manzoni sich darüber Gedanken macht, ob er in seinem Roman die Liebe thematisieren soll. Ich gebe zu, daß die metanarrative Strategie im modernen Roman deutlicher hervortritt, und mir selbst ist es untergekommen, daß ich, um die Selbstreflexion des Textes zu verschärfen, auf das zurückgegriffen habe, was ich »künstlichen Dialogismus« nennen würde, nämlich die Einführung einer alten Handschrift, über die der Erzähler reflektiert und die er, während er erzählt, zu entziffern und zu beurteilen versucht (aber so ist bekanntlich schon Manzoni vorgegangen).
    Auch der Dialogismus, besonders in seiner offenkundigsten Form als Zitatismus, ist keine Erfindung der Postmoderne, weder als Tugend noch als Laster, sonst hätte Bachtin nicht schon so lange vorher davon sprechen können. Im 26. Gesang des Purgatorio begegnet Dante einem Poeten, der »freimütig zu sprechen beginnt«:
    Tan m’abellis vostre cortes deman,
    Qu’ieu noi me puesc, ni voill a vos cobrire, leu sui Arnaut, que plor e vau cantan ...
    Daß dieser Arnaut der provenzalische Troubadour Arnaut Daniel ist, dürfte der zeitgenössische Leser leicht erraten haben, allerdings nur und gerade weil er als einer eingeführt wird, der Provenzalisch spricht (in Versen, die zwar von Dante stammen, aber der Tradition der Troubadourdichtung folgen). Leser, die nicht imstande sind, diese Form des intertextuellen Zitats zu erkennen (ob moderne oder zeitgenössische), sind vom Verständnis des Textes ausgeschlossen.
    Nun zur sogenannten Doppelkodierung (double coding). Der Ausdruck stammt von Charles Jencks, für den die postmoderne Architektur auf mindestens zwei Ebenen gleichzeitig spricht: zu den anderen Architekten und zu einer interessierten Minderheit, die sich mit spezifisch architektonischen Signifikanten auskennt, aber auch zu einem größeren Publikum oder zu den Bewohnern des Ortes, die sich für andere Dinge interessieren, wie den Komfort der Gebäude, die Traditionen und die Lebens-weisen. 3
    Das postmoderne Gebäude oder Kunstwerk wendet sich gleichzeitig an ein Elitepublikum, indem es »hohe« Kodes benutzt, und an ein Massenpublikum, indem es populäre Kodes benutzt. 3
    Diese Idee kann auf vielerlei Weise verstanden werden. In der Architektur sind uns allen Beispiele der sogenannten Postmoderne gegenwärtig,

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