Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind
abnehmen lassen. Vexille ist mir ergeben, soweit er sich überhaupt jemandem unterordnet, aber ich weiß, was er tun wird, wenn er den Gral hat: Er wird ihn stehlen. Und deshalb musst du ihn töten, bevor er dazu Gelegenheit hat.»
Charles runzelte die Stirn. «Das wird nicht einfach sein.»
«Darum schicke ich ja dich, Charles. Dich und deine mörderische Bande. Enttäusche mich nicht.»
In dieser Nacht fertigte Charles einen neuen Behälter für den falschen Gral. Er nahm einen Zylinder aus Leder, wie ihn die Armbrustschützen für ihre Bolzen verwendeten, schob den kostbaren Kelch hinein, geschützt durch ein Leintuch und Sägespäne, und versiegelte den Deckel des Zylinders mit Wachs.
Am nächsten Tag erhielt Gaspard seine Freiheit. Ein Messer schlitzte ihm den Bauch bis zur Kehle auf, sodass er langsam in einer Blutlache verendete. Yvette schrie so laut, dass ihre Stimme versagte und sie nur noch nach Luft ringen konnte, und sie leistete keinerlei Widerstand, als Charles ihr das Hemd vom Körper schnitt. Zehn Minuten später, als Zeichen der Dankbarkeit für den Genuss, den sie ihm bereitet hatte, verhalf er ihr zu einem schnellen Tod.
Dann wurde der Turm verschlossen.
Und Charles Bessières, den ledernen Köcher sorgsam an seinem Gürtel befestigt, führte seine Männer nach Süden.
I m Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, Amen.» Thomas murmelte die Worte halblaut und bekreuzigte sich. Doch irgendwie erschien ihm das Gebet nicht ausreichend, und so zog er sein Schwert, stellte es auf, sodass der Griff wie ein Kreuz aussah, und beugte das Knie. Er wiederholte die Worte auf Lateinisch. «In nomine patris et filii et spiritus sancti, amen.» Möge Gott mich verschonen, dachte er und versuchte sich zu erinnern, wann er zuletzt gebeichtet hatte.
Guillaume d’Evecque amüsierte sich über seine Frömmigkeit. «Hattest du nicht gesagt, es wären nur ein paar?»
«Sind es auch.» Thomas stand auf und schob das Schwert zurück in die Scheide. «Aber es kann nicht schaden, vor einem Kampf zu beten.»
D’Evecque schlug ein recht oberflächliches Kreuz und spuckte aus. «Wenn es nur ein paar sind, bringen wir die Bastarde um.»
Sofern die Bastarde überhaupt kamen. Thomas fragte sich, ob die Reiter kehrtgemacht und sich wieder nach Astarac gewandt hatten. Er wusste nicht, wer sie waren, und somit auch nicht, ob sie Feinde waren. Aus Berat kamen sie nicht, denn das lag nördlich, und die Reiter waren von Osten gekommen. Aber eines wusste er immerhin mit tröstlicher Sicherheit: Seine Männer waren in der Überzahl. Er und d’Evecque befehligten zwanzig Bogenschützen und zweiundvierzig Soldaten, und nach Thomas’ Schätzung waren die herannahenden Reiter nicht einmal halb so viele gewesen. Etliche von Thomas’ neuen Soldaten waren routiers , die sich der Garnison von Castillon d’Arbizon angeschlossen hatten, weil sie ihnen Gelegenheit zu Plünderungen verschaffte, und sie freuten sich über die Aussicht auf ein Gefecht, bei dem sie Pferde, Waffen, Rüstungen und vielleicht sogar ein paar einträgliche Gefangene erbeuten konnten.
«Bist du sicher, dass es keine coredors waren?», fragte d’Evecque.
«Absolut sicher», sagte Thomas entschieden. Die Männer auf dem Hügel waren zu gut bewaffnet und ausgerüstet für eine Räuberbande. «Sie trugen sogar ein Banner», fügte er hinzu.
«Oder vielleicht routiers ?»
Thomas schüttelte den Kopf. Er konnte sich nicht vorstellen, warum eine Bande von routiers in dieser verlassenen Gegend unterwegs sein sollte, und Banner trugen sie gewöhnlich auch nicht. Nein, die Männer hatten eher wie Soldaten auf Patrouille ausgesehen, und bevor er umgekehrt und zum Dorf zurückgaloppiert war, hatte er deutlich die Lanzenbündel auf den Packpferden gesehen. Routiers hätten nicht nur Lanzen auf den Packpferden, sondern auch Bündel mit Kleidern und sonstigem Hab und Gut. «Ich vermute, Berat hat Männer nach Astarac geschickt, nachdem wir dort waren», sagte er. «Vielleicht dachten sie, wir würden noch mal zurückkommen?»
«Es sind also Feinde?», fragte d’Evecque.
«Haben wir in dieser Gegend Freunde?», konterte Thomas. D’Evecque grinste. «Stimmt. Und du sagst, es sind zwanzig?»
«Vielleicht ein paar mehr, aber höchstens dreißig.»
«Vielleicht waren noch welche im Wald?»
«Wir werden es herausfinden», sagte Thomas. «Falls sie kommen.»
«Armbrustschützen?»
«Hab keine gesehen.»
«Na, dann hoffen wir mal, dass sie
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