Die Bücher von Umber, Band 3: Das Ende der Zeit

in Ordnung bringen. Erinnerst du dich noch an den Brief, den er für mich an der Stelle hinterlassen hatte, wo ich dich gefunden habe? Du sollst den Schaden wiedergutmachen. Die globale Katastrophe abwenden. Wer weiß, vielleicht hat der Gegenspieler sie ja überhaupt erst herbeigeführt. Oder Willy selbst, und jetzt hat er deswegen ein schlechtes Gewissen. Wir werden es nie erfahren, es sei denn, Willy taucht auf und erzählt es uns.«
    Hap folgte Umber auf das Hauptdeck und wäre fast in ihn hineingelaufen, als sein Vormund abrupt stehen blieb und nach oben blickte. Umber konnte so breit lächeln, dass man dabei alle seine Zähne sah, und nun kamen sie plötzlich alle zum Vorschein. »Hap, schau mal!«
    Ãœberall auf der Bounder waren weiße Segel gehisst. Am Fockmast und am Hauptmast wölbten sich riesige Segeltuchflächen, kleinere waren an den Toppmasten angebracht, drei dreieckige Segel erstreckten sich bis zu dem reparierten Bugspriet und weitere an Stellen, wo Hap noch nie zuvor Segel gesehen hatte.
    Sandar rief den Seemännern hoch oben im Tauwerk des Schiffs ohne Unterlass Befehle zu. Als er Umber und Hap an Deck erspähte, warf er die Arme in die Luft. »Haben Sie jemals so viele Segel gesehen, Lord Umber? Und schauen Sie nur, wie sie fliegt – zwei Knoten schneller als je zuvor. Wir werden die Grüne Insel im Nu erreichen!«
    Alle Seemänner an Deck und oben in der Takelage behielten Umber im Auge und unterdrückten nur mühsam ihr Grinsen. Hap stutzte kurz, doch dann bemerkte er den Grund für ihr Verhalten: Quer über das Deck des Schiffes waren zwei Leinen gespannt worden, die vollständig mit Wäsche behängt waren. Hemden, Hosen und Unterwäsche wölbten sich im Wind wie die Segel darüber. Umber zog die Augenbrauen hoch, als er es sah, dann beugte er sich vor und lachte schallend. Auf diesen Moment hatte die Mannschaft gewartet, und alle johlten los. Einige der Seeleute schüttelten sich derart vor Lachen, dass Hap Angst bekam, sie könnten den Halt verlieren und aufs Deck stürzen. »Ich habe Ihnen ja gesagt, dass ich meine Wäsche draußen aufhänge, wenn wir dadurch schneller vorwärtskommen!« rief Sandar Umber über den Lärm hinweg zu.
    Hap blieb das Lachen im Hals stecken, als er Balfour nach unten stapfen sah. Er wartete, bis Umber sich eine Lachträne aus dem Auge gewischt hatte, dann sagte er leise zu ihm: »Mit Balfour stimmt irgendetwas nicht.«
    Â»Ich weiß«, sagte Umber und wurde wieder ernst. In diesem Moment kam Oates vorbeispaziert, und Umber hielt ihn am Ärmel fest. »Oates, hast du eine Ahnung, worüber Balfour sich ärgert?«
    Â»Ja«, antwortete Oates.
    Umber ließ die Finger in der Luft kreisen, um ihn zum Weiterreden zu animieren, bis er irgendwann die Geduld verlor. »Herrgott noch mal, Oates! Würdest du mir bitte erzählen, was los ist?«
    Â»Ja, kann ich machen. Weißt du es denn nicht?«
    Â»Nein.«
    Oates legte den Kopf schief. »Dann weiß ich also etwas, was du nicht weißt?«
    Â»Ja, sehr richtig, aber daran lässt sich etwas ändern, oder?«
    Oates verschränkte die kräftigen Arme. »Er ärgert sich über dich , Umber.«
    Â»Ãœber mich?«, rief Umber. »Aber …«
    Â»Du hast Geheimnisse vor ihm.«
    Â»Ich habe ständig Geheimnisse«, protestierte Umber.
    Â»Ja, du hattest ständig Geheimnisse vor allen, aber jetzt ist es anders«, erwiderte Oates. »Balfour ist dein ältester Freund. Er war der erste Mensch, dem du begegnet bist, als du nach Kurahaven kamst, oder? Nachdem du von da weg bist, wo immer du herkommst. Er war dir all die Jahre treu. Aber jetzt hast du Hap zu deinem Liebling erkoren. Mit ihm teilst du Dinge, die du vor Balfour verheimlichst. Balfour ist der Meinung, dass er dein Vertrauen verdient hat. Das hat er auch, und das weißt du. Dein Verhalten ärgert ihn, und er kann nicht länger so tun, als würde es ihm nichts ausmachen. Hör zu, mir ist es egal, wenn du mir Sachen verheimlichst. Alles andere wäre ja auch dumm – schließlich kann ich den Mund nicht halten! Aber Balfour kann Dinge für sich behalten. Denk mal drüber nach, was er alles für dich getan hat. Wenn er nicht wäre, säßest du immer noch auf Aerie und würdest Trübsal blasen. Es war seine Idee, die Dracheneier zurückzubringen!«
    Umber presste