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Die Bücher von Umber, Band 3: Das Ende der Zeit

Die Bücher von Umber, Band 3: Das Ende der Zeit

Titel: Die Bücher von Umber, Band 3: Das Ende der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. W. Catanese
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war. Bei beiden Gelegenheiten war Willy geheimnisvoll, spöttisch und merkwürdig gut gelaunt gewesen. Er sprach in einem Singsang, der Hap ganz verrückt machte.
    Aber trotz alledem empfand Hap angesichts von Willys entstelltem Gesicht auch Mitleid.
    Lily sah Laurel an und machte mit beiden Händen feine, komplizierte Gesten in der Luft. Schließlich legte sie ihre Hand auf ihre eigene Stirn und riss sie wieder weg, als habe die Berührung wehgetan.
    Laurel nickte. »Ja. Und was geben wir ihm gegen das Fieber?«
    Lili kann nicht sprechen , begriff Hap. Er sah zu, wie sie einen der Körbe öffnete, in dem sich Dutzende farbiger Porzellangefäße befanden. Sie fuhr mit dem Finger über die Korkverschlüsse der Gefäße, nahm dann eins heraus und hielt es Laurel hin. Laurel nickte lächelnd. »Und den Weidenextrakt auch, glaube ich. Aber lass uns zuerst seine Wunden reinigen.«
    Â»Als ich das erste Mal von den Schwestern hörte«, warf Umber ein, »da waren sie Hebammen und Kräutersammlerinnen und lebten in den Hügeln oberhalb von Kurahaven.«
    Â»Manche nannten uns Hexen!«, sagte Laurel. »Können Sie sich das vorstellen?«
    Umber lachte. »Das waren Beleidigungen von den Quacksalbern und Aderlassern, die sich selbst für Ärzte hielten. Aber es gibt Fortschritte, Hap. Als ich unsere Medizinische Universität errichtete, stellte ich fest, dass die Heiler vom Land meistens eher bereit waren, sich mit den Ideen der modernen Medizin anzufreunden.«
    Â»Modern, in der Tat«, bekräftigte Laurel. Sie holte noch ein Gefäß aus dem Korb und hielt es Hap vor die Nase. Das Gefäß war aus Glas und mit braunem Pulver gefüllt. Ihr freundliches Gesicht wurde ernst. »Junger Mann, du hast bestimmt schon viele von Lord Umbers Neuerungen kennengelernt. Seine Schiffe, seine Gebäude, seine Druckerpresse. Seine Symphonien. Aber für das Medikament in diesem Glas würde ich sie alle hergeben. Hiermit kann ich Leute heilen, deren Blut faul geworden ist und deren Infektionen sonst zu großen Leiden und Tod führen würden. Ich habe es schon Hunderte Leben retten sehen. Es ist das Wunder aller Wunder, und doch ist es keine Zauberei. Weißt du, woher dieses Medikament kommt?«
    Hap schüttelte den Kopf. Er schwieg vor lauter Bewunderung.
    Laurel lächelte wieder. »Aus dem Schimmel, der dein Brot und dein Obst verdirbt!« Sie wandte sich abrupt ab, um ihrer Schwester zu helfen, die Willys Kopf zur Seite gedreht hatte und dabei war, eine klare Flüssigkeit in die offenen Wunden zu gießen. Die Flüssigkeit verwandelte sich in einen blubbernden Schaum, der leise zischte. Willy stöhnte leise auf, und Lily nahm seine Hand in ihre. Einen Augenblick lang dachte Hap, der Fädenzieher würde aufwachen, aber sein Körper erschlaffte gleich wieder – sogar als Lily mit einem Tuch die grausigen Augenhöhlen abtupfte.
    Â»Antibiotika«, sagte Umber zu Hap. »So nennt man diese Medikamente. Diese Substanzen sind nicht leicht herzustellen – Unreinheiten sind nach wie vor ein Problem. Aber wir werden besser.« Er trat näher an das Bett heran und sah Willy an. »Wird er überleben?«
    Lily warf Laurel einen Blick zu und zuckte kaum merklich mit den Schultern. Laurel wandte sich an Umber. »Wir sind uns nicht sicher. Er ist sehr krank.«
    Â»Was immer Sie tun können … bitte tun Sie es«, sagte Umber. »Ich muss unbedingt mit diesem Mann sprechen.«

18
    A ls Umber und Hap im großen Saal eintrafen, erblickten sie Oates, wie er die Brüder an den Vorderseiten ihrer Hemden hochhielt – in jeder Hand einen. Ihre Beine zappelten wild in der Luft. Balfour saß am Tisch und schaute zu, während er seinen Kopf hin und her wiegte.
    Â»Sie haben sich schon wieder gezankt«, erklärte Oates, als er Umber bemerkte.
    Umber warf den Jungen mit in die Hüfte gestemmten Fäusten einen strengen Blick zu. »Also gut, ihr unruhigen kleinen Monster. Wie heißt ihr?« Doch bevor sie antworten konnten, winkte er schon ab. »Wenn ich es mir recht überlege, will ich es gar nicht wissen. Hört zu: Ich war es nicht, der euch eine Belohnung versprochen hat, aber ich gebe euch trotzdem eine.«
    Â»Hurra!«, schrie der ältere Junge und schlug wie ein Vogel mit den Armen auf und ab.
    Â»Und ich lasse euch sogar nach Hause bringen. Eure Eltern sind bestimmt

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