Die Bücher von Umber, Band 3: Das Ende der Zeit
nicht weit weg, glaube ich«, erwiderte Hoyle. Ihre Wangen schwabbelten, als sie mit den Fingern darüberstrich. »Als ich entführt wurde, haben sie wahrscheinlich beschlossen, den Hafen zu verlassen, bevor der elende König neue Kapitäne ernennt. Eins kann ich über Umber auf jeden Fall sagen: Er ist kein besonders guter Geschäftsmann, aber er erweckt in den Leuten groÃe Loyalität.« Sie tätschelte Sophies Knie. »Keine Sorge, meine Liebe. Wir bringen dich hier heil und gesund raus.«
In der Nähe der Reederei Umber stiegen sie aus der Kutsche. Zwischen den hohen Marmorsäulen des groÃartigen Gebäudes standen zwanzig königliche Soldaten. Hoyle sah sie abschätzig an. »Ungeziefer«, murmelte sie.
Hap warf Sophie einen Blick zu, und sah, wie ihr Unterkiefer herabsank und ihre Augen sich weiteten. Sie starrte auf etwas in Haps Rücken. Er wirbelte herum. Ein groÃer Mann mit dunkler Kleidung kam direkt auf ihn zu. Der Fremde trug einen breitkrempigen Hut und hielt den Kopf gesenkt, so dass sein Gesicht verdeckt war. Panik fuhr Hap prickelnd in die Glieder. Innerlich schrie er auf: Der Vollstrecker! Doch noch ehe er seine Beine zum Sprung beugen konnte, hob der Mann den Kopf gerade so weit, dass Hap sein Gesicht erkennen konnte.
»Kapitän Sandar«, flüsterte Hap, der sich gerade noch zurückhalten konnte, den Namen laut zu rufen. Er hatte den Kommandanten der Bounder noch nie ohne seine leuchtend blaue Kapitänsuniform und ein schneeweiÃes Hemd gesehen.
Hoyle packte Sandar am Ãrmel. »Kapitän! Wo ist die Bounder ? Was ist mit unseren Schiffen passiert?«
Sandar grinste auf seine untersetzte, aber dennoch Respekt einflöÃende Arbeitgeberin herab. »Sie liegen alle auÃer Sicht vor Anker, nicht weit von der Bucht. Als die Leibwache des Königs Sie mitgenommen hat, dachten wir, dass die gesamte Flotte ein gutes Pfand wäre, um Sie zurückzubekommen.«
Hoyle schnaubte. »Nicht ich bin es, die wir zurückbekommen müssen, sondern Umber.«
»Lord Umber?« Sandars charmantes Lächeln verschwand. »Was ist geschehen?«
»Er ist von Larcombe, dem Schergen des Königs, gefangen genommen worden. Loden wollte Umber aus dem Weg haben, und jetzt hat er es geschafft.«
»Wir werden uns etwas einfallen lassen, um ihn zu befreien«, sagte Hap. Sophie hakte sich bei ihm unter.
Sandar zog eine Augenbraue hoch. »Nach allem, was ich über dich gehört und von dir gesehen habe, glaube ich sogar, dass du das schaffst, Happenstance.« Er sah zum Marktplatz hinüber, der zwischen dem Hafen und dem groÃen Palast lag. Dort erhob sich ein Geräusch wie das Summen von Bienen und Hap stellte eine Bewegung in der Menge fest. Die Menschen strömten zum Palast.
»Was ist da los?«, fragte Sophie.
»Lasst es uns herausfinden«, sagte Sandar.
»Geht ihr«, sagte Hoyle. »Ich spreche mit ein paar von unseren Geschäftspartnern und sehe zu, dass ich unsere Kassen vor den gierigen Griffeln des Königs in Sicherheit bringe.« Sie stampfte mit flatterndem Kleid davon.
Sandar führte sie in Richtung der Menschenmenge. Er tippte einem Mann auf die Schulter. »Entschuldigen Sie, mein Freund â wissen Sie, wo all diese Menschen hinwollen?«
»Zum Palast«, antwortete der Mann. »Haben Sie es nicht gehört? Der König hat Lord Umber ins Gefängnis geworfen!«
Hap sah Sophie an und erkannte in ihrer Miene die gleiche Ãberraschung, die auch er selbst verspürte. »Aber was machen sie denn dann vor dem Palast?«, fragte er.
Der Mann wirkte von dieser Frage verblüfft. »Ich ⦠Ich weià auch nicht. Aber es ist sicher nicht richtig. Nach allem, was Lord Umber für uns getan hat, meine ich. Ich nehme an, wir werden den König bitten, ihn freizulassen.«
Hap merkte, wie er eine Gänsehaut bekam. Um sie herum waren Dutzende weiterer Leute in Bewegung, und Menschen fanden sich in kleinen Gruppen zusammen, um die Neuigkeiten auszutauschen. »Haben Sie schon das mit Lord Umber gehört?«, fragte eine Frau im Vorbeigehen.
Sandars Gesicht nahm einen entschlossenen Ausdruck an und seine Augen blitzten grimmig. Neben ihm befand sich ein Stapel von zusammengebundenen Fässern. Er kletterte darauf und rief den versammelten Bürgern zu: »Wie kann der König es wagen, Lord Umber verhaften zu lassen? Leute, denkt daran, was
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