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Die Buecherfluesterin

Die Buecherfluesterin

Titel: Die Buecherfluesterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anjali Banerjee
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wenn ich zur Tür hereinkomme. Schließlich hatte ich eine lange Anreise.« Sie kehrt zurück in die Teeküche, wo sie Schal, Mütze und Fäustlinge vom Tisch nimmt. Dann will sie zur Tür.
    Tony zupft mich am Ärmel. » Hast du vielleicht eine Idee? Wir müssen uns nämlich rasch etwas einfallen lassen. Einmal hat sie ein Buch über Geldanlagen gesucht… Kannst du ihr nicht ein paar kostenlose Tipps geben?«
    » Soll ich etwa vor einer schnöseligen Autorin zu Kreuze kriechen, nur damit sie bleibt und ein paar Bücher signiert?«
    » Warum nicht? Die Kinder lieben sie.« Tony schaut aus dem Fenster und betrachtet die kleine Menschenmenge auf dem Gehweg. Währenddessen läuft Gertrude, wieder warm eingemummt, zu ihrem Auto. Ob ich ihr folgen soll? Sie schaut sich um und wirft uns einen finsteren Blick zu. Nein, lass sie gehen.

Kapitel 15

    E
     
ine Stunde später stapeln sich siebenundfünfzig Exemplare von Pyjamas und Wuschelpfoten auf dem Tisch.
    » Wir müssen Gertrude zurückholen«, sagt Tony.
    » Können wir die Bücher nicht umtauschen?«
    » Aber die Kinder lieben sie. Hast du die enttäuschten Gesichter gesehen, als du ihnen erklärt hast, dass Gertrude abgesagt hat.«
    Ich spüre einen Stich unter den Rippen. » Es gibt Schlimmeres als eine ausgefallene Signierstunde. Sie werden es überleben.«
    » Du bist so hartherzig. Ganz und gar nicht wie deine Tante.«
    Ich beiße die Zähne zusammen und konzentriere mich aufs Saubermachen. Wie hat meine Tante so viele Bücher auf so engem Raum untergebracht? » Ich habe niemals behauptet, dass ich bin wie sie.«
    » Warst du denn niemals Kind?«
    » Nein.« Ich stelle ein Buch mit dem Titel Innerer Friede für viel beschäftigte Menschen ins Regal. Warum ist ausgerechnet dieses Buch auf den Boden gefallen?
    » Gertrude bringt die Kinder zum Lachen. Lachst du nie?«
    Ich schlucke den Kloß in meiner trockenen Kehle hinunter. » Lachen wird viel zu wichtig genommen.«
    » Amüsierst du dich nie?«
    » Am Freitagabend habe ich sogar eine Verabredung, wenn du das als amüsieren bezeichnen willst.« Das hatte ich beinahe vergessen. Gibt es Connor wirklich? Was wird er von mir erwarten? Ich werde hier mit ihm allein sein.
    Als Tony die Augenbrauen hochzieht, verschwindet seine ganze Stirn hinter den zurückgekämmten Ponyfransen. » Du?«
    » Schau nicht so erstaunt. Er heißt Connor Hunt und ist Arzt und nur zu Besuch hier. Da ich nicht einmal weiß, wie ich ihn erreichen soll, kann ich nicht absagen.«
    » Ein Arzt! Und warum solltest du absagen wollen?«
    » Weil ich mich nicht mit Männern treffe. Aber ich habe mich diesmal einverstanden erklärt… Egal. Es war fast so, als hätte eine Stimme mir gesagt, dass ich mich mit ihm treffen soll, und ich war so dumm, auf sie zu hören.«
    Tony lässt ein Buch auf seinen Fuß fallen und zuckt zusammen. » Was hast du? Du hörst Stimmen?«
    » Nicht wirklich. Vielleicht war es ja der Wind.«
    Tony hebt das Buch auf. » Komm her und setz dich.« Er bugsiert mich in einen Lehnsessel neben einer schwenkbaren Lampe. Dann richtet er den Lichtkegel auf mein Gesicht.
    Ich halte mir schützend die Hand vor Augen. » Dreh das Ding weg.«
    » Ich suche dein drittes Auge.«
    » Ich bin nicht meine Tante. Sie glaubt an solchen Müll. Im Gegensatz zu mir.«
    Aber Tony hat die Augen weit aufgerissen und schüttelt den Kopf. » Mädchen, du hast es. Du besitzt das dritte Auge. Ganz sicher hast du Stimmen gehört. Deine Tante hört sie nämlich auch.«
    Ich schiebe ihn weg und stehe auf. » Die einzige Stimme, die ich höre, ist deine. Und falls du etwas auf meiner Stirn gesehen hast, war es vermutlich ein Pickel.«
    » Verzeihung?« Eine junge Frau mit großen Eulenaugen steckt den Kopf zur Tür herein. Sie hat ein rundes Gesicht mit starren Zügen und sieht aus, als könne sie wie eine Eule den Kopf um die eigene Achse drehen, ohne ihre Augen zu bewegen. » Arbeitet hier jemand?«
    » Sie.« Tony weist auf mich. » Sie hat das dritte Auge.«
    » Tony.« Nach einem warnenden Blick in seine Richtung lächle ich die Frau an. » Kann ich Ihnen behilflich sein?« Ich folge ihr in den Flur.
    Sie mustert mich argwöhnisch. » Haben Sie Diuretik?«
    » Diuretik?« Ich mustere sie verdattert. » Diuretika? Entwässerungsmittel? Die brauche ich eigentlich nicht. Ich glaube auch nicht, dass meine Tante so etwas führt. Vielleicht sollten Sie es in der Apotheke versuchen.«
    » Nein, nicht Diuretika. Es ist eher eine Wissenschaft als eine

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