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Die Buecherfluesterin

Die Buecherfluesterin

Titel: Die Buecherfluesterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anjali Banerjee
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Religion.«
    » Dianetik«, wirft Tony ein.
    Sie lächelt breit. » Genau, das habe ich gemeint.«
    Ich sehe sie erstaunt an. » Sie sagten doch…«
    Tony lotst die Frau zu einem Regal. » Manchmal kennen die Leute den richtigen Ausdruck nicht. Dann muss man raten.«
    Die Frau mit den Eulenaugen nickt begeistert. Als sie geht, hat sie zwei Bücher über Dianetik gekauft. Woher hätte ich das alles wissen sollen?
    Kurz vor Ladenschluss erscheint ein buckeliger Mann mit zerzaustem Haar, verschwindet im Salon und fängt an, zwanghaft die Bücher gerade zu rücken. Bei meinem Anblick zucken seine buschigen Brauen. » Wer sind Sie?« Sein Blick huscht hin und her.
    » Ich bin Jasmine. Ich helfe in den nächsten Wochen hier aus.« Als ich mich nach Tony umschaue, fehlt jede Spur von ihm.
    Der Mann zieht ein zerknittertes weißes Taschentuch heraus und wischt sich die Stirn ab. » Harold Avery. Für Sie einfach Professor.« Er steckt das Taschentuch wieder weg. Dann fängt er erneut an, die Bücher zu betasten und gerade zu rücken. » Ich reise nach… Indien. Welchen Reiseführer würden Sie mir empfehlen?«
    Am liebsten würde ich ihm sagen, dass ich seit Jahren nicht in Indien war, doch ich bin schon dabei, auf die Abteilung Reiseführer zuzusteuern. Ein goldenes Buch schimmert im Schein eines schräg hereinfallenden Sonnenstrahls. Magie im Mangohain, steht in roten Buchstaben auf dem Rücken. Der Duft von Mangos steigt mir in die Nase. Es muss das ungewöhnliche Rasierwasser des Mannes sein.
    Ich greife nach dem neuesten Indienreiseführer von Fodor’s.
    Der Professor runzelt die Stirn. » Langweilig.«
    » Fodor’s ist zuverlässig«, wende ich ein.
    » Ich suche nicht das Zuverlässige, sondern das Außergewöhnliche.« Der Fodor’s wandert wieder ins Regal. Seine Finger huschen über die Bücher wie winzige Kakerlaken.
    Ich drücke ihm einen Reiseführer nach dem anderen in die Hand, doch keiner findet Gnade vor seinen Augen.
    » Jasmine, springt dir vielleicht irgendein Buch entgegen?« Tony steht in der Tür. » Oder leuchtet es? Oder fällt es sonst irgendwie auf? Das ist bei Ruma immer so.«
    Professor Avery nickt zustimmend, als ob das in Buchläden so üblich wäre, dass Bücher einem entgegenspringen oder leuchten.
    » Eigentlich nicht.« Eine absurde Vorstellung, die mich beinahe zum Lachen bringt. » Was meinst du mit auffallen?«
    Neben mir ertönt eine dunkle Stimme. Ein Land zu riechen ist die erste Voraussetzung, um es zu verstehen.
    » Wer hat das gesagt?«, frage ich und blicke mich um. » Tony?«
    » Was gesagt?«, erwidert er.
    Ich sehe ihn argwöhnisch an. » Dass man ein fremdes Land durch seinen Geruch besser versteht. Den Duft von Mangos zum Beispiel.«
    » Ich war es nicht«, beteuert der Professor.
    » Rudyard Kipling«, verkündet Tony und starrt mich an.
    T.S. Eliot hat mich falsch zitiert, fährt dieselbe dunkle Stimme fort. Kipling? Das kann nicht sein. Tony und der Professor grinsen mich an, als wüssten sie etwas, das ich nicht weiß. Ich weiche vor der geheimnisvollen Stimme zurück in Richtung Tür, um mir den Fluchtweg freizuhalten.

Kapitel 16

    N
achdem der Professor mit leeren Händen gegangen ist, tätschelt Tony mir die Schulter. » Du hörst die Toten sprechen. Glückwunsch.«
    » Keine Ahnung, was für ein Spiel du da treibst«, entgegne ich, » aber bei mir kannst du damit nicht landen.« Draußen scharrt ein Föhrenzweig an der Fensterscheibe. Das hohe Kratzgeräusch klingt wie eine Stimme aus der Ferne.
    » Kipling hat mit dir gesprochen. Streit es nicht ab.« Tony schnappt sich ein Buch aus dem Regal und schwenkt es vor meinem Gesicht. Eine antike gebundene Ausgabe des Dschungelbuch.
    Ich mache einen Schritt rückwärts. » Was tust du denn da? Leg das Ding weg.«
    » Ruft das weitere Bilder in dir wach? Vielleicht Kiplings buschigen Schnurrbart, seine dichten Brauen? Die Geheimratsecken? Die spitzen Ohren?«
    Ich schubse das Buch zur Seite. » Keine Ahnung, wie Kipling ausgesehen hat.«
    » Aber er hat mit dir gesprochen.« Tony folgt mir aus dem Zimmer. Im Flur tanzt das Sonnenlicht, gefiltert von Buntglasfenstern. Tony wedelt noch immer mit dem Buch herum. » Huhu, Jasmine, die Geister sprechen.«
    » Nein, das bist du. Veranstaltest du das auch mit Tante Ruma? Das macht sie sicher halb wahnsinnig.« Aus reiner Gewohnheit ziehe ich mein Telefon aus der Gesäßtasche. Natürlich wie immer kein Empfang. Doch plötzlich erscheint ein Gesicht auf dem Display. Buschiger

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