Die Büchse der Pandora - Wer liebt Wen?
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Ethan ...", mitten im Satz brach er ab. Immer noch war sein Blick auf den
Tisch gerichtet.
Ich
holte tief Luft, versuchte den Aufruhr, den seine Worte in mir ausl ö sten, zu unterdr ü cken. Ethan, immer nur
Ethan. Ethan v ö gelte
meine Freundin ungeniert, er beherrschte Tim!
"Was
ist mit Ethan, was hat er dir damals ins Ohr gefl ü stert?" Unterdr ü ckter Zorn machte sich
breit und meine Stimme wurde lauter als gewollt.
Tim
blieb stumm, sah mich aber gequ ä lt an.
"Jetzt
rede mit mir, damit ich es verstehe, Tim, ich halte das so nicht mehr
aus!", rief ich aus und einige Leute drehten sich schon nach uns um.
Tim
rang mit sich, aber schlie ß lich nickte er und sortierte seine Gedanken.
Als er
schlie ß lich
sprach, waren seine Worte so leise, dass ich sie kaum verstehen konnte. Sein
Blick fixierte die Wand hinter mir, nicht aber meine Augen.
"Er
hat mich daran erinnert, dass er es gewesen ist, der mich in den USA gefunden
hat, als ich versuchte, meinem Leben ein Ende zu bereiten ..."
Das
was er gesagt hatte, wollte nicht in meinen Kopf. Er hatte WAS versucht? Er
hatte versucht sich umzubringen?
Ich
wei ß nicht
wie lange ich ihn einfach nur anstarrte, nicht f ä hig irgendetwas Sinnvolles von mir zu geben.
Die Ü belkeit,
die in mir aufstieg, nahm stetig zu.
"Wie
... was hast du ...", stammelte ich und die Bilder in meinem Kopf zeigten
mir die schrecklichsten Szenarien. Schwindel packte mich, das Atmen fiel mir
schwer. Das Gesagte brachte mich fast um den Verstand, dennoch unterdr ü ckte ich den Wunsch, Tim sofort
in meine Arme zu ziehen. Wut machte sich in mir breit, denn obwohl ich Ethan
dankbar sein musste, Tims Leben gerettet zu haben, war er ein moralischer
Schweinehund, ihn damit an sich zu binden.
Der
Kellner brachte das Essen, aber der Geruch verursachte bei mir Ü belkeit und ich schob es
erst mal zur Seite.
Auch
Tim stocherte nur mit der Gabel in seinen Nudeln.
Leise
sprach er weiter, versuchte mir zu erkl ä ren, was damals passiert war.
"Ich
war so ungl ü cklich,
dich verloren zu haben, dass ich es nicht mehr aushielt. Ich besorgte mir einen
gef ä hrlichen
Cocktail an Tabletten und ich nahm sie alle. Ethan rief mich an, als sie noch
nicht ihre volle Wirkung erreicht hatten, weil er mich zum Essen einladen
wollte. Er hatte schon ein paar Mal versucht, mich zu einem Date zu ü berreden, aber ich hatte
immer abgelehnt. Er merkte sofort, dass etwas nicht stimmte und hat sich sofort
auf den Weg gemacht, um nach mir zu sehen. Ich war bereits ohne Bewusstsein,
als er bei mir eintraf, die T ü r aufbrach und den Krankenwagen bestellte. Er hat mir das
Leben gerettet und er hat mir geholfen, es auch ohne dich lebenswert zu
finden", endete er und der letzte Satz riss ein tiefes Loch in meine
Brust.
"Hast
du ihm je den Grund genannt?", fragte ich leise, meine Stimme war kaum mehr
als ein Kr ä chzen.
"Nein,
er hat mich nicht gefragt, er war nur da! ... Er war immer da f ü r mich." Dankbar
klangen seine Worte.
"Liebst
du Ethan, oder bist du ihm zu Dank verpflichtet?", fragte ich ihn nun.
Eine Weile herrschte Stille, unangenehme Stille. Ich sp ü rte, wie er sich drehte und
wendete, nur um sich selbst nicht die Antwort eingestehen zu m ü ssen, doch schlie ß lich sch ü ttelte er den Kopf.
"Ich
liebe ihn nicht!", gestand er sich und mir ein.
Seine
Antwort hallte in mir wieder, lie ß mich zerspringen vor Erleichterung, vor Gl ü ck.
Tim
liebte Ethan nicht!
Er
liebte mich!
Kapitel 21
Ich
versuchte, mir die Freude ü ber seine Antwort nicht anmerken zu lassen, zu sehr hatte
er selbst mit der Erkenntnis zu k ä mpfen.
Das
Wissen um seinen Selbstmordversuch lag wie ein schwerer Stein in meinem Magen.
Er
hatte seinem Leben ein Ende machen wollen und ich war der Grund gewesen. H ä tte Ethan ihn nicht
gefunden, dann ...
Ich
wollte den Gedanken nicht weiter denken. H ä tte, w ä re, wenn! Die Fragen, die man sich mit diesen
Worten stellte, f ü hrten
zu nichts, egal wie man es drehte.
Ganz
egal, ob Ethan Tim das Leben gerettet hatte, gab es ihm nicht das Recht, Tim
auf ewig in seiner Schuld stehen zu lassen.
Was
mich am meisten ä rgerte,
war die Tatsache, dass er sich mit Helen vergn ü gte.
Helen!
Unangenehm rumorte mein Magen, bei dem Gedanken an sie. Jetzt, da ich wusste,
dass Tim Ethan nie geliebt hatte und nur aus Dankbarkeit bei ihm blieb,
erschienen mir meine Gef ü hle f ü r Helen auch in einem ganz
anderen Licht.
Was war
es, was
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