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Die Büchse der Pandora

Die Büchse der Pandora

Titel: Die Büchse der Pandora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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werden mich vielleicht für launenhaft halten – vielleicht bin ich es wirklich –, aber ich weiß, dass ich mich nicht geirrt habe! Es war der gleiche Mann!«
    »Welcher gleiche Mann?«
    »Der Mann, der schon vorher das Haus kaufen wollte! Oh, ich weiß, ich habe mich nicht geirrt!«
    »Aber warum sollte es denn nicht der gleiche sein?«
    »Verstehen Sie doch: Die beiden Männer traten ganz verschieden auf, verschiedene Namen und verschiedene Gestalt! Der erste war ganz jung, ein kecker junger Mann von ungefähr dreißig Jahren. Dr. O’Neill ist um die Fünfzig; er hat graue Haare, trägt eine Brille und geht gebückt. Aber als er mit mir sprach, sah ich einen Goldzahn rechts in seinem Unterkiefer. Man kann ihn nur sehen, wenn er lacht. Der andere Mann hatte den gleichen Zahn an der gleichen Stelle. Und dann schaute ich auf seine Ohren. Die Ohren des anderen Mannes waren mir aufgefallen, weil sie eine so merkwürdige Form hatten, fast ganz ohne Ohrläppchen. Dr. O’Neill hatte genau die gleichen. Beides kann doch nicht reiner Zufall sein, nicht wahr? Ich grübelte, und schließlich schrieb ich ihm, ich würde ihm in einer Woche Bescheid geben. Ich hatte vor einiger Zeit Mr Blunts Anzeige gelesen – in einer alten Zeitung, mit der wir den Küchenschrank ausgelegt haben. Ich schnitt die Anzeige aus und kam zu Ihnen.«
    »Sie haben richtig gehandelt. Die Sache muss untersucht werden.«
    »Ein sehr interessanter Fall, Miss Dean«, bemerkte Tommy. »Wir werden uns mit Vergnügen dieser Angelegenheit annehmen – nicht wahr, Miss Sheringham?«
    »Gewiss«, stimmte Tuppence zu. »Und wir werden den Dingen auf den Grund gehen.«
    »Ihr Haushalt, Miss Dean, besteht also aus Ihrer Mutter, Ihnen und einem alten Dienstmädchen. Können Sie mir über dieses Dienstmädchen nähere Angaben machen?«, fragte Tommy.
    »Sie heißt Crockett. Sie arbeitete acht oder zehn Jahre bei meiner Tante. Sie ist eine ältliche Frau, nicht sehr angenehm im Umgang, aber ein gutes Dienstmädchen. Sie spielt sich gern ein bisschen auf, weil ihre Schwester über ihrem Stand geheiratet hat. Sie hat einen Neffen, von dem sie immer behauptet, er sei ein ›richtiger Gentleman‹.«
    »Hm«, brummte Tommy. Er wusste nicht recht, wie er nun weiter vorgehen sollte.
    Tuppence hatte Miss Dean lange betrachtet; jetzt sagte sie kurz entschlossen: »Ich denke, das beste wäre, Miss Dean würde erst einmal mit mir zu Mittag essen. Es ist gleich ein Uhr. Dann können Sie mir noch mehr Einzelheiten erzählen.«
    »Gewiss, Miss Sheringham«, sagte Tommy. »Das ist eine glänzende Idee.«
    Als sie sich an einem kleinen Tisch in einem gemütlichen Restaurant in der Nähe der Agentur niedergelassen hatten, fragte Tuppence: »Eines möchte ich gern wissen: Gibt es einen besonderen Grund, warum Ihnen an der Aufklärung dieser Sache so viel gelegen ist?«
    Miss Dean errötete.
    »Ja, wissen Sie…«
    »Nun, heraus damit«, ermunterte Tuppence sie.
    »Es gibt zwei Männer, die – die mich heiraten wollen.«
    »Die alte Geschichte, vermute ich. Einer ist reich, und der andere ist arm. Und der Arme ist es, den Sie lieben!«
    »Wie machen Sie das bloß, dass Sie das alles wissen!«, murmelte sie.
    »Das ist wahrscheinlich ein Naturgesetz«, erklärte Tuppence. »Jeder erlebt das. Auch ich habe es erlebt.«
    »Verstehen Sie mich recht: Selbst wenn ich das Haus verkaufe, bringt es uns nicht genügend Kapital, um davon leben zu können. Gerald ist ein lieber Junge, aber arm, obwohl er ein ausgezeichneter Ingenieur ist. Wenn er ein kleines Kapital hätte, würde seine Firma ihn als Partner akzeptieren. Der andere, Mr Partridge, ist ein sehr guter Mann, glaube ich, und eben wohlhabend; wenn ich ihn heiraten würde, wären wir all unsere Sorgen los. Aber – aber – «
    »Ich weiß«, sagte Tuppence verständnisvoll. »Es ist einfach nicht das Gleiche. Wenn man es sich auch noch so oft einredet, was für ein guter und tüchtiger Mann er ist, und wenn Sie auch all seine Vorzüge zusammenzählen wie in einer Rechenaufgabe – so wirkt doch das alles eher abkühlend als ermutigend.«
    Miss Dean nickte.
    »Nun«, meinte Tuppence, »ich glaube, es ist das Beste, wenn wir hinausfahren und uns die Sache mal von der Nähe anschauen. Wie lautet die Adresse?«
    »›Rotes Haus‹, Stourton in the Marsh.«
    Tuppence notierte die Adresse.
    »Ich habe nicht nach den – Bedingungen gefragt«, sagte Miss Dean zaghaft.
    »Unser Honorar richtet sich nach dem Erfolg«, erklärte Tuppence

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