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Die Büchse der Pandora

Die Büchse der Pandora

Titel: Die Büchse der Pandora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Unverständliches, und die Beresfords verließen das Haus.
     
    »Ich hatte Recht«, sagte Tommy, als sie den Fahrweg hinunterschritten. »Die Crockett ist mit im Spiel. Hast du bemerkt, dass sie ganz außer Atem war? Sie muss über die Hintertreppe geflüchtet sein, nachdem sie den Krug und die Schüssel oben zerschlagen hatte. Wahrscheinlich hat sie manchmal heimlich ihren Neffen reingelassen, und der hat dann ein bisschen gepoltert, während sie die Ahnungslose spielte und mit der Familie bei Tisch saß. Dr. O’Neill wird zweifellos schon in den nächsten Stunden ein neues Angebot machen, da gehe ich jede Wette ein.« Seine Prophezeiung traf ein. Nach dem Abendessen brachte man ihnen ein Briefchen von Miss Dean.
    »Eben eine Nachricht von Dr. O’Neill. Er erhöht sein Angebot um einhundertfünfzig Pfund.«
    »Der Neffe scheint ja recht viel Geld zu haben!«, bemerkte Tommy nachdenklich. »Und ich sage dir, Tuppence, es ist kein kleiner Fisch, den er an Land ziehen will.«
    »Oh – Tommy! Wenn wir das Geheimnis nur entdecken könnten!«
    »Nun, lass uns weiterwühlen.«
    Sie waren gerade dabei, die Papiere in der großen Schachtel durchzusehen, ein mühsames Unternehmen, da alles ohne jede Ordnung oder Methode durcheinanderlag.
    »Was Neues, Tuppence?«
    »Zwei quittierte Rechnungen, drei nichts sagende Briefe, ein Rezept, wie man Kartoffeln konserviert. Und was gibt es bei dir?«
    »Eine Rechnung, ein Frühlingsgedicht und zwei Zeitungsausschnitte: Warum Frauen Perlen kaufen – eine sichere Vermögensanlage und Ein Mann mit vier Frauen – eine sel t same Geschichte.«
    »Es ist zum Weinen«, klagte Tuppence, und sie machte sich wieder an die Arbeit. Schließlich war die Schachtel leer. Sie sahen einander an.
    »Ich habe dieses Blatt hier zur Seite gelegt«, sagte Tommy und zeigte auf einen kleinen Briefbogen, »weil ich es sonderbar fand. Aber ich glaube nicht, dass es irgendetwas mit unserer Sache zu tun hat.«
    »Zeig her! Oh, es ist einer dieser komischen Verse – wie nennt man sie bloß? Anagramm, Scharade oder so ähnlich.« Sie las:
     
    Mein Erstes dient zum Spielen dir,
    doch nimmst du ihm das Ende hier.
    Mein Zweites ist von fünf das viert’.
    Mein Ganzes sich im Dunkeln birgt.
    Mein Drittes? Nun musst dich bequemen,
    die Frucht zur Hälfte nur zu nehmen.
     
    »Hm«, brummte Tommy kritisch. »Das hat kein großer Dichter verfasst!«
    »Ich weiß nicht, was du daran so sonderbar findest«, meinte Tuppence. »Vor fünfzig Jahren hatte jede Familie eine Sammlung solcher Rätsel und Scharaden. Man vertrieb sich damit die langen Winterabende vor dem Kamin.«
    »Ich sprach nicht von den Versen. Es sind die Worte, die darunter stehen und mir in diesem Zusammenhang sehr merkwürdig vorkommen.«
    » Lukas XI. 9.« , las sie. »Es ist ein Bibelzitat.«
    »Ja. Kommt dir das nicht sonderbar vor? Würde eine alte Dame mit religiösen Gefühlen normalerweise ein Bibelzitat gerade unter eine Scharade setzen?«
    »Ja, sonderbar in der Tat«, stimmte Tuppence nachdenklich zu.
    »Ich nehme an, dass du als Pfarrerstochter eine Bibel in deinem Gepäck hast?«
    »Stimmt! Das hast du nicht gedacht, wie? Warte einen Augenblick.«
    Tuppence rannte zu ihrer Reisetasche, nahm einen kleinen rot gebundenen Band heraus und kam zum Tisch zurück. Sie blätterte rasch. »Ich hab’s! Lukas, Kapitel XI, Vers 9. Oh, Tommy, schau!«
    Tommy beugte sich vor und las die Zeile, auf die Tuppence mit dem Finger wies:
     
    » Suchet, so werdet ihr finden.«
     
     
    »Das ist es!«, rief Tuppence. »Wir haben es! Löst das Rätsel und der Schatz gehört euch – oder vielmehr Monica.«
    »Na gut, versuchen wir, diese Geheimnachricht zu entziffern: ›Mein Erstes dient zum Spielen dir, doch nimmst du ihm das Ende hier‹ – was das wohl heißen mag? Einem Ball kann man doch kein Ende wegnehmen! Und dann: ›Mein Zweites ist von fünf das viert’‹ – reiner Unsinn!«
    »Das ist ganz einfach«, sagte Tuppence freundlich. »Man muss nur den Kniff herauskriegen. Lass mich versuchen.«
    »Mit Vergnügen!«
    Tuppence machte es sich im Lehnstuhl bequem und begann mit gerunzelter Stirne vor sich hinzumurmeln.
    »Wirklich ganz einfach!«, bemerkte Tommy, als eine halbe Stunde vergangen war.
    »Du hast leicht lachen! Unsere Generation ist für diese Hirngymnastik nicht mehr geeignet. Am gescheitesten wäre es, ich würde morgen nach London zurückfahren und irgendeine alte Tante fragen. Die liest das wahrscheinlich herunter wie ein

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