Die Büro-Alltags-Bibel
betreffenden Person infrage und wirkt deswegen latent demütigend. Nicht umsonst gelten Bürokräfte als
Weißkragenträger
, deren Hemden strahlend sauber sind und eben nicht riechen. Schon gar nicht penetrant. Wer dagegen schwitzt, hat Stress und ist entsprechend unsouverän. Starkschwitzer stehen folglich unter dem Generalverdacht, unsicher, unbelastbar und obendrein ungepflegt zu sein. Woher das Klischee kommt, ist schwer zu sagen. Fest steht aber: Schon ein feuchter Händedruck, tellergroße Schwitzmonde unter den Achseln oder Schweißfüße werden von den meisten Kollegen und Geschäftspartnern als unangenehm und peinlich empfunden. Für die Betroffenen kann das die Hölle sein: Entweder sie werden mit der Zeit gemieden oder isolieren sich ihrerseits – aus Scham.
Wohlgemerkt: Bei diesem Problem geht es nicht um vorübergehenden fiesen Mundgeruch, weil einer in der Kantine den Spaghetti aglio olio nicht widerstehen konnte. So etwas wird toleriert, solange es die Ausnahme von der Regel bleibt. Die Rede ist von wirklich auffälligem Körpergeruch nach Schweiß, Urin, Moder, 4711. Wie also sagt man einem Kollegen, dass er duftet wie ein Unfall in einer Chemiefabrik?
Wie schon vormittags im Zusammenhang mit peinlichen Situationen erwähnt, ist das Wichtigste hierbei Diskretion. Auch wenn über das Aroma jeder die Nase rümpft – sagen Sie es dem Betreffenden bitte nur unter vier Augen und so schonend wie möglich. Das heißt nicht, dass Sie lange um den heißen Brei herumreden sollten. Schließlich ist es rücksichtslos, anderen mit seinen Ausdünstungen Tränen in die Augen zu treiben. Aber unterstellen Sie vorerst nichts, was Sie nicht wissen, wie etwa mangelnde Hygiene. Halten Sie dem Stinker ein paar Notausgänge offen, indem Sie Alternativen anbieten: »Der Geruch könnte vielleicht von der Kleidung kommen. Ist das Kunstfaser? Womöglich sollten Sie die anders reinigen. Vielleicht hat es aber auch eine medizinische Ursache. Waren Siedeswegen schon einmal beim Arzt?« Entscheidend ist, dass Sie nicht wirklich eine Erklärung erwarten, sondern lediglich deutlich machen: Der Grund ist mir egal, nur stell das bitte ab!
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15.48 Uhr
Haste schon gehört …?
Warum Klatsch eine gute Sache ist ■ Warum Tratschmäuler keine gute Sache sind ■ Wie Sie mit Gerüchten und Intrigen umgehen sollten ■ Bei Mobbing hört der Spaß auf
»Wo immer in der Kommunikation
ein Vakuum entsteht,
werden Gift, Müll
und Unrat hineingeworfen.«
Cyrill N. Parkinson
Psst. Haben Sie schon gehört, dass Mitarbeiter wesentliche Informationen über ihren Arbeitgeber zu 63 Prozent via Flurfunk beziehen? Vermutlich nicht. Diesen Mittelwert habe nämlich ich errechnet – aus diversen Studien über den Wirkungsgrad von Bürogerüchteküchen. Damit ist er zwar wissenschaftlich kaum haltbar, dafür aber einprägsam. Und wo immer Ihnen dieser Wert künftig begegnet, haben Sie jetzt zugleich ein gutes Beispiel dafür, wie Gerüchte funktionieren und sich verbreiten.
Natürlich gibt es in den meisten Unternehmen auch einen offiziellen Kanal, über den wichtige Informationen zur wirtschaftlichen Lage, den mehr oder weniger desolaten Zustand der Expansionspläne oder die euphorische Verfassung des Managements kolportiert werden. Der inoffizielle funktioniert aber fast immer besser und schneller. Zum einen, weil er das kryptische Managerkauderwelsch um den Blabla-Faktor 100 reduziert, zum anderen, weil nur weitererzählt wird, was für die Belegschaft wirklich von Belang ist. Gerüchte sind eine Art Darwinismus für Informationen: Nur die starken überleben. Der Psychologie-Professor am Knox College, Frank McAndrew, der die Verbreitungswege von Gerüchten seit Jahren studiert, hat unter anderem herausgefunden, dass wir besonders gerne negative Gerüchte über Personen streuen, die im Status über uns stehen – egal, ob Manager, Mächtige oder andere Zelebritäten.
Es ist vielleicht
der
Treppenwitz der Weltgeschichte, dass die russische Herrscherin Katharina die Große im 18. Jahrhundert an den Folgen eines missglückten Koitus mit einem ihrer Lieblingspferde gestorben sein soll. Angeblich versagte damals das Gurtsystem, mit denen sie sich an den Bauch des Tieres hatte binden lassen. Eine bizarre Vorstellung – und natürlich völlig an den Pferdehaaren herbeigezogen. Katharina starb am 17. November 1796 in ihrem Bett – durch einen Schlaganfall. Gewiss, die Herrscherin war nicht völlig frei von Sünden, hatte mehrere Kinder
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