Die Büro-Alltags-Bibel
teilweise an ihr arbeiten. Denn wie man heute auf Manieren und Kleidung achtet, kann man auch die eigene Stimme als Teil des Erscheinungsbildes verstehen und sie entsprechend pflegen. Um ihrem Klang noch mehr Ausdruck und Gefühl zu verleihen, empfiehlt die Berliner Profisprecherin Irina von Bentheim (Sie kennen sie vielleicht als deutsche Stimme von Sarah Jessica Parker alias Carrie Bradshaw aus der Kultserie
Sex and the City
) vor allem Atemtraining: »Über die Atmung kann man seiner Stimme mehr Volumen geben und damit auch mehr Überzeugungskraft.« Wenn wir etwa nervös sind, dann atmen wir meistens viel zu viel ein und zu wenig aus. Der Effekt ist, dass die Lunge irgendwannvoll ist und nichts mehr hineinpasst. Die Brust fühlt sich dann an wie Beton, und es verschlägt einem sprichwörtlich die Sprache. Deswegen muss man sich – gerade bei Lampenfieber – zwingen, auszuatmen. Oft reicht es schon, vor dem ersten Satz ein paar Mal bewusst auszuatmen. Aber auch andere einfache Übungen helfen, die Stimmwirkung zu verbessern:
Summen. Atmen Sie durch die Nase langsam aus und wieder ein. Während die Luft ausströmt, summen Sie kräftig und laut ein »Mmmh«. Die Lippen berühren sich dabei kaum. Effekt: Die Stimme bekommt mehr Volumen und Resonanz im Mund. Gleichzeitig bekommen Sie mehr Klanggefühl.
Gähnen. Durch Gähnen senkt sich der Kehlkopf. Effekt: Der Resonanzraum wird größer, zugleich entspannt sich die Stimmmuskulatur. Die Stimme wird klarer, befreiter und teilweise tiefer.
Aufrichten. Entscheidend für unsere Stimme ist die Luftversorgung – und dabei nicht etwa die Brust-, sondern die Bauchatmung. Effekt: Wer unverkrampft sitzt oder steht, lässt dem Zwerchfell mehr Freiraum.
Entspannen. Stimmvolumen ist keine Frage von Anstrengung. Das Gegenteil ist richtig. Wenn Sie überzeugen wollen, pressen Sie Ihre Stimme nie raus, sondern lassen Sie sie aus dem Bauch strömen. Effekt: ein voluminöserer, tieferer Klang.
Trinken. Die sprichwörtlich geölte Stimme ist keine Binsenweisheit. Wer viel trinkt, hält seine Stimmlippen geschmeidig. Weiterer Effekt: Wasser neutralisiert das hässliche Schmatzgeräusch beim Öffnen des Mundes und hilft gegen Heiserkeit. Opernsänger essen übrigens gerne einen Apfel und gurgeln mit paraffinhaltigen Lösungen. Geschmackssache.
Wem das nicht hilft, der kann freilich auch Profis hinzuziehen. Die sind allerdings nicht billig: Zwei- bis dreitägige Seminare kosten rund 1500 Euro, eine Stunde Sprecherziehung bei einem Logopäden um die 70 Euro. Und bis man mit dem Training hörbare Erfolge erzielt, rechnen Experten mit 20 Stunden.
Wie man eine Stegreifrede hält
Lange Rede, kurzer Sinn: Für erprobte Redner wäre das der GAU schlechthin. Für die Zuhörer aber noch mehr. Weniger erprobte Präsentationsathleten fürchten dagegen kaum etwas mehr, als spontan eine Rede zu halten. Stellen Sie sich vor: Sie sitzen im Meeting, wollen dem avisierten Vortrag Ihres Kollegen zuhören, schlau dreinschauen und vielleicht etwas Neues lernen … als Ihr Chef Sie ad hoc bittet, eine kurze Präsentation Ihres aktuellen Projekts zu geben. Schon ist es passiert: Alle schauen erwartungsvoll zu Ihnen herüber – und schweigen. Wäre gut, wenn Ihnen jetzt etwas Passendes einfiele, jedenfalls mehr als das Gestammel, das Ihnen als Erstes in den Sinn kommt. Die Situation gleicht einem Nahtoderlebnis, ist aber – und das ist die gute Nachricht – zu meistern.
Eine Rede aus dem Stegreif zu halten, ist sicher nicht jedermanns Sache, aber auch keine Hexenkunst. Sollten Sie nicht ohnehin ein eloquenter Dampfplauderer sein, können Sie sich zumindest an ein paar Standardelementen im Aufbau orientieren. Das Ergebnis wird vielleicht kein mitreißender Impulsvortrag, aber auch kein peinliches Herumgelaber sein. Folgendes ist zu tun:
Machen Sie eine kurze rhetorische Pause, um sich zu sammeln. Das ist völlig legitim und muss Ihnen überhaupt nicht peinlich sein. Im Gegenteil: Es erhöht die Wirkung Ihres Vortrags. Überlegen Sie sich kurz, wie Sie Ihre Stegreifrede aufbauen wollen: als Argumentation (Sie schildern das Projekt anhand von Pro- und Kontra-Argumenten), als Chronologie (Sie beginnen beim Projektstart und enden beim Status quo), als Highlight-Analyse (Sie beschränken sich auf wenige Bereiche, heben dabei aber vor allem auf die Vorzüge ab).
Dann beginnen Sie Ihren Vortrag idealerweise mit einer kurzen Einführung: Stellen Sie sich gegebenenfalls kurz vor, bedanken Sie sich für die
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