Die Büro-Alltags-Bibel
zusammen, gab eine Eiskugel hinein und bot das Konstrukt seinem Nachbarn als Lösung an. Voilà, durch die noble Geste hatte Hamwi nicht nur das Waffeleis erfunden, sondern wurde auch noch zu einem reichen Mann.
Ein anderes weltweit erfolgreiches Nahrungsmittel wurde auf ähnliche Weise geschaffen: Ende des 19. Jahrhunderts suchte der Schweizer Chocolatier Daniel Peter händeringend nach einem Weg, eine neue Schokolade auf der Basis von Milch zu kreieren. Er wollte so Geschmack und Textur seiner Schokolade verbessern. Doch normale Milch mischt sich nicht ohne Weiteres unter die Kakaomasse. Glücklicherweise traf er den Apotheker Henri Nestlé, der gerade ein Milchpulver für Säuglingsnahrung entwickelt hatte – aus gesüßter Kondensmilch. Genau das war es, was Peter brauchte – und auch bekam. Seitdem erfreut sich die Menschheit an leckerer Vollmilchschokolade. Und wie reich die Hersteller damit geworden sind, muss ich Ihnen sicher nicht erzählen.
Dass sich die gute Tat auszahlt, ist sogar wissenschaftlich verbürgt. Der Fachbegriff dafür lautet
reziproker Altruismus
, zu Deutsch: Wie du mir, so ich dir. Der U S-Ökonom Vernon Smith untersucht dieses Verhalten bereits seit den Sechzigerjahren und erhielt 2002 dafür den Wirtschaftsnobelpreis. Das Experiment, das inzwischen zu den Klassikern der Spieltheorie gehört, ging so: Seine Probanden sollten zunächst Geld in eine Gemeinschaftskasse einzahlen und den Fonds durch Geschäfte vermehren. Der Gewinn wurde anschließend an alle zu gleichen Teilen ausgezahlt. Der Clouwar allerdings, dass die Teilnehmer einzahlen konnten oder auch nicht – von der Ausschüttung profitierten trotzdem alle. Klar, was jetzt passierte: Obwohl der Fonds die höchsten Gewinne erzielte, wenn alle einzahlten, gab es den höchsten Einzelprofit für egoistisches Schmarotzen. Und so spielten zu Beginn zwar noch vier Fünftel der Teilnehmer fair, zahlten ein, während der Rest frech mitkassierte. Doch die Ehrlichen waren die Dummen und verhielten sich schon bald ebenfalls eigennützig. So schmolz der Profit Runde um Runde und erreichte zum Schluss einen Tiefststand. Wie die Stimmung im Raum. Daraufhin führte Smith Sanktionen ein. Die Mitspieler konnten Trittbrettfahrer jetzt bestrafen und vom Gewinn ausschließen. Prompt verbesserte sich das Ergebnis. Die Sanktionen sorgten für wachsendes Gemeinwohl.
Der Effekt ist nichts anderes, als was wir einen guten Leumund nennen oder auch vergleichbar mit dem Händler-Feedback auf eBay: Nur wer fair ist und eine entsprechende Reputation besitzt, macht auch künftig gute Geschäfte. Es ist ein gerne übersehener Fakt, dass sich im Alltag Ethik und Selbstlosigkeit in Maßen auszahlen – vorausgesetzt freilich, unmoralisches Handeln wird sanktioniert.
Natürlich gibt es auch Menschen mit einem ausgeprägten Helfersyndrom. Die beraten und retten alle und überall – und manchmal meinen sie auch bloß, dass sie eine Hilfe wären. Am anderen Ende der Skala stehen jene, die nur helfen, wenn es sich für sie lohnt. Entweder leisten sie Vorschub, um sich damit über den Empfänger zu erheben oder weil sie sich für den Gefallen ein lohnendes Gegengeschäft erhoffen. Mit beiden Helfern ist einem wenig geholfen. Allzu offensichtlicher Egoismus führt letztlich immer in die Isolation und damit ins berufliche Aus. Kaum ein Kollege wird mit einem rücksichtslosen Ellbogentyp gerne zusammenarbeiten, geschweige denn ihm vertrauen. Beides sind aber wichtige Voraussetzungen, damit Teams funktionieren. Selbst der Florentiner Machtstratege Niccolò Machiavelli, sonst eher bekannt als Vertreter kaltschnäuziger Machtstrategien, forderte einst ungewohnt lieblich: »Ein Fürst muss milde, rechtschaffen, aufrichtig und gottesfürchtig erscheinen und es auch sein.« Wie wahr.
Eine Studie der Yale-Universität zeigte vor einiger Zeit, dass Manager, die ihre Mitarbeiter respektvoll und wenig aggressiv behandelten,nicht nur beliebter sind, sondern dass sich dieses Verhalten positiv auf die Umsatzentwicklung auswirkte: Jeder Prozentpunkt, um den sich das Arbeitsklima verbesserte, brachte ein halbes Prozent mehr Umsatzerlös.
Verstehen Sie mich bitte nicht falsch: Das soll kein Plädoyer für Opportunismus aus Profitgier werden, Motto: Sei netter, dann wirst du reicher. Wem es allein ums Geld geht, der verwechselt Ursache mit Wirkung. Diverse Studien belegen ohnehin eindeutig, dass das Streben nach Geld eher demotiviert. Experimente der U S-Psycho login Theresa Amabile
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