Die Büro-Alltags-Bibel
von der Brandeis-Universität etwa zeigen, dass Menschen Ziele weniger wertschätzen, sobald diese mit dem Motivator Geld versehen werden. In einem Versuch forderte sie etwa 72 Studenten auf, Poesie zu schreiben. Einige wurden mit der Aussicht auf Geld und Ruhm geködert, andere durch die Aussicht, mit Worten zu spielen und sich selbst auszudrücken. Das Ergebnis war eindeutig: Die durch den Mammon motivierten Autoren schrieben nicht nur weniger, sondern auch weniger gut. Menschen, die nur ans Geld denken, setzen auch andere Prioritäten: Sie stufen Arbeit höher und Beziehungen niedriger ein, so wiederum eine Studie von Richard Ryan von der Universität von Rochester, New York. Studenten, die sich dem Ruhm und Reichtum verschrieben, schilderten ihre Beziehungen zu Freunden und Partnern negativ, für sie waren Menschen oft nur Mittel zum Zweck. Traurig.
Umgekehrt will ich nicht verhehlen, dass Hilfsbereitschaft durchaus nützliche Effekte hat. Nur sollten die nicht der Antrieb sein. So wirkt etwa der persönliche Leumund, den sich Hilfsbereite praktisch nebenbei erarbeiten, äußerst positiv auf zahlreiche Bereiche im Berufsalltag. Eine Untersuchung von Melinda Tamkins von der Columbia-Universität in New York kam zum Beispiel zu dem Fazit, dass beruflicher Erfolg weniger davon abhängt, was man weiß oder wen man kennt, sondern vor allem von der eigenen (positiven) Popularität im Unternehmen. So gelten beliebte Kollegen als besonders motiviert, seriös und entschieden und wurden entsprechend häufiger befördert sowie besser bezahlt. Falls Sie sich gerade fragen, wie man denn bitteschön so beliebt wird, bieten auch hierbei Tamkins’ Studien eine Empfehlung: Beliebt war, wer einfach nett zu den Kollegen war, Hilfe anbot und gute Stimmung verbreitete.
Untersuchungen aus ganz unterschiedlichen Bereichen kommen übrigens zu vergleichbaren Ergebnissen:
Unter ebenso freundlichen wie fröhlichen Menschen liegt die Scheidungsrate nur halb so hoch wie im Bevölkerungsdurchschnitt, so eine Studie der Universität Toronto. Hilfsbereite Menschen haben zudem schneller Kontakt und finden leichter einen Ehepartner.
Personaler, die gut gelaunt sind – etwa, weil sie auf nette, hilfsbereite Bewerber treffen –, bewerten diese in Jobinterviews besser als ihre miesepetrigen Kollegen, so eine Studie der Erasmus-Universität in Rotterdam.
Mit Geld kann man zwar weder Liebe, (echte) Freunde noch Gesundheit kaufen. Aber wie Studien des Harvard-Psychologen Daniel Gilbert zeigen, verdienen nette Menschen langfristig mehr. Wie es scheint, macht das Gefühl, ein guter Mensch zu sein, produktiver und motiviert, sich stärker zu engagieren.
Nette Menschen leben gesünder. Eine Studie der Universität von Michigan fand heraus, dass ältere Menschen, die anderen helfen – entweder durch ehrenamtliche Tätigkeit oder indem sie einfach nur gute Freunde oder Nachbarn sind – im Vergleich zu selbstsüchtigen Altersgenossen ein um 60 Prozent geringeres Risiko haben, vor der durchschnittlichen Lebenserwartung zu sterben.
Anderen Menschen zu helfen, kann ein unglaublich befriedigendes und nachhaltiges Gefühl hinterlassen. Zudem zeugt die edle Tat nicht nur von menschlicher Größe – sie beweist ebenso, dass man es kann. Sie dokumentiert Kompetenz, Kraft, reichhaltiges Wissen und einen großen Erfahrungsschatz. Wie jede Medaille hat aber auch diese eine Kehrseite: Denn wer um Hilfe bittet, muss damit zugleich seine eigene Unfähigkeit und Ohnmacht – zumindest in diesem Punkt – ertragen können. Entsprechend schwer fällt vielen das Eingeständnis, Hilfe zu brauchen. Hinzu kommt, dass das Um-Hilfe-Bitten im Job nicht ganz ungefährlich ist. Wer seinen Posten gerade erst angetreten hat, darf vielleicht noch vorurteilsfrei um Rat und Tat fragen. Wird dieser Zustand jedoch chronisch, nährt das die Zweifel an seiner Kompetenz. Und von einer Führungskraft erwartendie Leute ganz einfach, dass sie weiß, was zu tun ist und deshalb Rat vorzugsweise spendet und nicht erbittet. Aber ist das richtig?
Ich halte das für einen gefährlichen Denkfehler. Gerade dieses Klischee von den hilfsbefreiten Bossen hat in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder dazu geführt, dass Manager Entscheidungen trafen und dabei, so gut es eben ging, die eigene Unsicherheit hinter eine Fassade aus Überzeugung, Stolz und einer Weil-ich-es-kann-Attitüde verbargen. Also wurde lieber auf eigene Faust analysiert, organisiert und exekutiert und allenfalls heimlich ein
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