Die Büro-Alltags-Bibel
Laufburschenjob.
Rechte Flanke. Nur im Sprichwort sitzt zur Rechten des Chefs automatisch seine rechte Hand. Eher nimmt dort ein eifriger Zustimmer und Schleimer Platz. Hier sucht er dann vor allem die Nähe zum Herrscher, um von dessen Aura und Gunst zu profitieren. Die Gruppe oder das Thema sind für ihn zweitrangig.
Linke Flanke. Auch hier sucht jemand die Nähe zum Chef und drückt damit Verbundenheit aus. Die linke Seite deutet aber auf jemanden hin, der unabhängig bleiben und seine eigene Sicht behalten will. Zugleich dokumentiert diese Person ihren Machtanspruch, denn ihre Position ist die nächste zum Kopfende. Oft sitzt hier der Kronprinz.
Das Mittelfeld. Dieser Platz ist perfekt für alle, die mit den Kollegen Blickkontakt halten, aber auch gesehen werden wollen. Entsprechend sitzen hier häufig Extrovertierte, aber auch Moderatoren, die zwischen beiden Tischseiten vermitteln. Ungünstig ist dieser Platz erst, wenn jemand dabei gegen das Fenster schauen und andere Teilnehmer deshalb im Gegenlicht anblinzeln muss. So geblendet gerät seine Erscheinung leicht ins Zwielicht, er wirkt irritiert und unsicher.
Die Ecke. Wo die Tischmitte eine Bühne bietet, ist die Außenposition der bessere Ort für Kollegen, die sich lieber in der Gruppe verstecken, die Introvertierten. Hier lehnen sie sich zurück, beobachten, hören zu, warten ab. Das muss kein Handicap sein. Oft sagen die Eckensitzer wenig, aber was sie sagen, ist dafür durchdacht. Nicht selten hocken hier Analytiker ohne größeren Führungsanspruch.
Der Gegenpol. Was für die Wurst gilt, trifft auch auf Sitzungstische zu: Sie haben zwei Enden. Und dem Boss gegenüber platzieren sich meist seine ärgsten Kritiker. Sie bilden damit nicht nur ein verortetes Gegengewicht, sondern machen ebenso deutlich: Sie haben einen ähnlich großen Überblick wie der Chef – nur seitenverkehrt und mit weniger Macht.
Der Restposten. Im Grunde sitzt dieser Meetingteilnehmer gar nicht am Tisch, sondern daneben oder dahinter. Im günstigsten Fall verrät das jemanden, der das große Ganze im Blick behalten will und nach einer übergeordneten Perspektive strebt. Im anderen hockt dort jemand, der zu spät gekommen ist undeinen Platz von der Rundenresterampe nehmen musste. So oder so: Wer hier sitzt, ist sicher nicht die Alpha-Person in der Konferenz.
Wer diesen Sitzcode kennt, kann davon gleich zweifach profitieren. Einmal, indem er das Verhalten seiner Mitstreiter besser durchschauen und beurteilen kann. Er kann so aber auch aktiv seine eigene Rolle innerhalb der Gruppe oder des Unternehmens beeinflussen und neu definieren. Autoritäre Chefs, die zum Beispiel vom Kopfende zur Mitte des Tisches rücken, wirken automatisch volksnäher. Rutscht der smarte Analytiker wiederum aus seiner stillen Ecke zur Linken des Chefs, steigt sein Status unmittelbar, und er wird stärker als Co-Manager wahrgenommen.
So werden die täglichen Konferenzen besser (erträglich)
Damit Meetings wirklich funktionieren, müssen sie sich von den typischen Schwafelrunden wegentwickeln, in denen der Wert eines Beitrages an dessen Dauer sowie der Anzahl der verschossenen Worthülsen und gedroschenen Phrasen bemessen wird. Der erste und einfachste Schritt dazu ist, auf die ebenso überflüssigen wie zermürbenden Anmoderationen zu verzichten, die jeden Zuhörer wahlweise in den Wahnsinn oder ins Wachkoma treiben. Die schlimmsten sind:
»Grundsätzlich ist es ja so …«
– (dass die Sonne morgens aufgeht und abends unter.)
»Also, um ehrlich zu sein …«
– (war bisher etwa alles gelogen?)
»Wenn Sie mich fragen …«
– (nein. Keiner fragt.)
»Machen wir uns nichts vor …«
– (wir nicht, du vielleicht!)
»Jetzt mal im Ernst …«
– (echt jetzt, kein Scherz?)
»Man müsste, man sollte, man könnte …«
– (ja, wäre toll …)
»Ich würde mir wünschen, dass …«
– (auf solche Einleitungen künftig verzichtet wird.)
Ich bin mir sicher, Ihnen fallen noch so manch andere Beispiele ein. Aber Vorsicht: Einige dieser Floskeln können mehr als unnötigesHerumgelaber enthalten. Möglicherweise lauern hinter den augenscheinlich netten Umgangsformen der Kollegen doch sublime Gemeinheiten.
Nicht, dass ich Sie dazu anstiften wollte, die folgenden Bosheiten an Ihren Kollegen auszuprobieren. Aber es schadet auch nicht, sich die Botschaften dahinter bewusst zu machen und manch vermeintlich nette Phrase dechiffrieren zu können. Oder positiv ausgedrückt: Wer seine Kollegen beim nächsten
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