Die Büro-Alltags-Bibel
Treffen nicht düpieren will, sollte folgende Sentenzen vermeiden:
»Sie haben da wirklich gute Arbeit geleistet!«
Klingt nett und ist es auch, wenn das Lob vom Chef kommt und der das ehrlich meint. Kommt es jedoch vom Kollegen, ist Vorsicht geboten. Wer lobt, stellt sich über den Gelobten, er besitzt offenbar Beurteilungshoheit. Womöglich will sich der Huldiger also nur profilieren.
»Fakt ist: …«
Wer so beginnt, impliziert, dass sich das Folgende auf harte, nachprüfbare Tatsachen stützt. Damit sagt derjenige auch: Der Käse davor war allenfalls eine Vermutung, ein Eindruck, eine Fabel. Also nicht der Rede wert.
»Was ist eigentlich mit XY? Krause, können Sie dazu etwas beitragen?«
Ein Klassiker. Der Fragende offenbart einen wunden Punkt, aber statt die Lösung mitzuliefern, spielt er den schwarzen Peter direkt an Krause weiter. Der kann dabei nur verlieren: Weiß er nichts, ist er blamiert. Glänzt er durch eine gute Idee, war es der andere, der ihm das Wort erteilt hat. Welch Weitblick! Richtig gemein wird die Taktik, wenn derjenige schon vorher weiß, dass Krause davon keine Ahnung hat oder seinen üblichen Vorschlag machen wird, der – wie ebenfalls bekannt – völlig unreif ist.
»Was Krause versucht zu sagen, ist …«
Bravo! Hier geriert sich einer nicht nur als empathischer, hilfsbereiter Kollege, sondern auch noch als begnadeter Zuhörer. Obendrein bereichert er die Runde mit den klaren Worten, um die der simple Herr Krause leider verlegen war. Ziemlich link.
»Die Details interessieren mich weniger. Was ist der Kern der Sache?«
Wer so fragt, degradiert den anderen zum technikverliebten Kleingeist. Nur er hat den Überblick über das große Ganze –oder ist zumindest daran interessiert. Eine noble Geste, die den Kollegen ziemlich winzig aussehen lässt.
»Vermutlich haben Sie recht.«
Eine fiese Attacke. Natürlich glaubt so jemand nicht eine Sekunde daran, dass der andere recht hat. Aber er signalisiert Toleranz und Offenheit, während er gleichzeitig die Glaubwürdigkeit und Reputation des anderen untergräbt.
»Anfangs habe ich es auch so gesehen …«
Der erste Satzteil klingt nur verständnisvoll. Tatsächlich geht es darum, den anderen alt und ewiggestrig aussehen zu lassen. Denn die unausgesprochene Fortsetzung lautet: …
a ber intellektuell bin ich längst weiter!
Neben dieser verbalen Kommunikation gibt es klassischerweise noch die nonverbale. Und damit meine ich nicht die oben schon erwähnte Sprache der Sitzordnung. Eines der stärksten Signale geht bereits vom Besprechungsstart selbst aus: der Pünktlichkeit. »Unpünktlichkeit ist die Höflichkeit der Könige«, lautet ein altes Bonmot. Leider versammeln sich in Büros eine Menge Könige. Die Leute kommen zu spät zur Arbeit, zum Essen, sie sind säumig bei Projektabschlüssen und natürlich erscheinen sie auch zu spät zum Meeting. Entschuldigt wird das gerne damit, dass nur der Deutsche ein solcher Pedant sei, kein anderer Arbeitsschaffender im globalen Dorf nehme die Zeit so ernst wie die teutonische Bürokratenseele. In Lateinamerika zum Beispiel sei immer noch pünktlich, wer zu einer Verabredung eine Stunde später erscheine – mehr oder weniger. Mag sein. Aber Lateinamerika ist weit weg und hierzulande bleibt das Versäumnis ein Ärgernis. Und nicht mal nur bei uns: Eine Umfrage des Personaldienstleisters Randstad hat etwa für die USA erfragt, dass 54 Prozent der Arbeitnehmer regelrecht vor Wut kochen, wenn sich die Leute notorisch verspäten. Getoppt wird das nur durch das Ärgernis Klatsch und Tratsch (60 Prozent).
Die Gründe, warum sich einer verspätet, variieren natürlich. Bei dem einen ist es Überheblichkeit, beim Chaoten dagegen mangelndes Zeitmanagement oder eine chronische Fehleinschätzung: Seit 20 Jahren fährt er denselben Weg zur Arbeit, früher brauchte er dafür eine halbe Stunde. Dass die Verkehrsdichte seitdem drastisch gestiegen ist, auf der Strecke seit Kurzem eine Baustelle liegt, sieht er nicht und plant es auch nicht ein. Seine Entschuldigung:der Stau! Eine wirkliche Entschuldigung ist das aber nicht, allenfalls eine Erklärung.
Um es klar zu sagen: Unpünktlichkeit ist kein Schicksal, sondern unverschämt, eine – more or less – subtile Form von Arroganz. Sie sagt: »Anderes ist mir wichtiger, und ich bin so wichtig, dass ich euch warten lassen kann. Ich muss mein Verhalten nicht euch anpassen, sondern umgekehrt.« So wird die Bummelei obendrein zur Macht- und Dominanzstrategie für jene,
Weitere Kostenlose Bücher