Die Büro-Alltags-Bibel
Informationsgesellschaft mit ihren Möglichkeiten des global vernetzten Arbeitens – sogar unabhängig von einem festen Büro – befreit uns vom Takt der Maschinen und schafft wieder Platz für den Powernap. Nur nutzt das kaum einer wegen des schlechten Images. Oder eben nur heimlich, hinter blickdichten (Toiletten-)Türen.
Closet Napper
heißen solche Leute im Fachjargon.
Wobei, das muss man einräumen, ein paar positive Beispiele gibt es ja schon. Die Stadtverwaltung der Gemeinde Vechta etwa führte den Powernap bereits im Jahr 2000 ganz offiziell ein, bezog dafür zunächst nur Spott, weil es das Klischee vom schlafenden Beamten amtlich machte. Mittlerweile gibt es aber auch beim Chemiekonzern BASF eigens ein paar spezielle Schlafräume für die Mitarbeiter und ihr Nickerchen zwischendurch. Ebenso bei der Baumarktkette Hornbach. Selbst bei der Lufthansa darf auf dem Pilotensessel ganz offiziell genapt werden – allerdings abgesprochen, damit der kurzzeitige Abflug des Kapitäns ins Reich der Träume die Sicherheit an Bord nicht gefährdet.
Tipps für den Powernap
Für nicht gerade wenige Menschen ist das spontane Entspannen am Nachmittag allerdings harte Arbeit. Zu hoch liegt bei ihnen noch der Stresspegel, zu viele Termine drängen sich zu dicht aneinander und sorgen für ein schlechtes Gewissen. Aber davon sollten sie sich frei machen. Zumal sich, wer mittags schlummert, in bester Gesellschaft befindet: Bekennende Tagesschläfer waren beispielsweise der englische Premier Winston Churchill, Albert Einstein, John F. Kennedy und die Eiserne Lady Margaret Thatcher. Napoleon Bonaparte soll angeblich sogar hoch zu Ross geschlafen haben. Und selbst Microsoft-Gründer Bill Gates gab zu, in seinen kreativen Zeiten als Programmierer regelmäßig Naps unter seinem Schreibtisch abgehalten zu haben.
Der Leiter des schlafmedizinischen Zentrums der Universität Regensburg, Jürgen Zulley, erforscht den Schlaf seit nunmehr 34 Jahren und warnt davor, die ganze Sache verspannt anzugehen. Um sich beim Powernap zu erholen, müsse man nicht einmal einschlafen, »dösen reicht schon«, sagt Zulley. Denn wer zu tief wegsackt, schläft sich sprichwörtlich müde und fühlt sich nach dem Aufwachen erst recht zerschlagen. Als
Sleep Inertia
kennen Fachleute diese Schlaftrunkenheit, die manchmal eine halbe Stunde und länger anhalten kann.
Etwa 20 bis 30 Minuten sind laut Schlafmedizinern die optimale Dauer für ein Nickerchen. Danach sind die Sinne geschärft, der Körper entspannt und der Geist arbeitet konzentrierter und motivierter. Wer länger die Augen zuklappt, sollte dann schon eineinhalb bis zwei Stunden schlummern (was im Büro eher unüblich ist), weil der Körper erst in dieser Zeitspanne einen kompletten Schlafzyklus durchlaufen kann: Schon nach rund 15 Minuten fallen wir in den
Deltaschlaf
. Dabei schiebt das Gehirn die gemachten Erfahrungen und gelernten Informationen aus dem Zwischenspeicher (Hippocampus) in den Langzeitspeicher (Neokortex). Es entsorgt den Infomüll, um Platz für neue Informationen zu schaffen. Nach etwa 90 Minuten folgt der
RE M-Schlaf
– die Phase, in der sich die Augen unter den geschlossenen Lidern schnell bewegen (
Rapid Eye Movement
). In dieser Traumphase speichern wir vor allem prozedurale Fertigkeiten, also Techniken wie Fußball spielen,Radfahren, Malen. Wenn wir länger wegdämmern, sollte die RE M-Phase unbedingt abgeschlossen sein, bevor wir uns wecken lassen, sonst … genau:
Sleep Inertia
.
Natürlich kann solches Dösen niemals regelmäßige Bettruhe ersetzen. Soll es auch nicht, schließlich bringt es schon genug andere Vorteile. Damit der Powernap seine volle Wirkung entfalten kann, sollten Sie sich an folgenden Empfehlungen orientieren:
Trinken Sie vor dem Wegdämmern ruhig eine Tasse Espresso oder Kaffee. Das Koffein darin wirkt nicht so schnell, dass es das Einschlafen hemmt. Es gibt Ihnen aber genug Schubkraft bei der anschließenden Erweckung.
Als Einschlafhilfe atmen Sie drei- bis fünfmal langsam und tief durch. Wenn Sie können, dunkeln Sie Ihr Büro etwas ab und sorgen Sie dafür, dass Sie sich während des regenerativen Naps wirklich entspannen können und nicht unterbrochen werden. Schließen Sie zum Beispiel die Bürotür und die -fenster, stöpseln Sie das Telefon aus und deaktivieren Sie den Signalton Ihres E-Mail -Postfachs. Vor allem: Schalten Sie auch geistig ab. Grübeln ist beim Nickern absolut tabu.
Wählen Sie sich für den nachmittäglichen Energieschlaf
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