Die Büro-Alltags-Bibel
von der Universität Albany entdeckt: Wer ausschließlich durch die Nase atmet oder sich einen kühlen Wickel von 4 Grad Celsius an die Stirn klatscht, ist nahezu immun gegen den solidarischen Gähnreiz. Amüsant ist vor allem seine Schlussfolgerung daraus: Gähnen kühle ebenfalls das Hirn. Da die grauen Zellen bis zu einem Drittel aller Kalorien sowie den Großteil des Sauerstoffs im Blut verbrauchen, entsteht dort viel Wärme. Beim Gähnen werde also vor allem kühle Luft angesaugt – als eine Art biologische Klimaanlage. Na ja.
Was beim Kurzschlaf passiert
Rein biologisch betrachtet ist das Nickerchen am Nachmittag durchaus sinnvoll. Immer wieder preisen Wissenschaftler dessen positive Wirkung. Zum Beispiel, dass ein 2 0-minütiger Kurzschlaf am Nachmittag deutlich mehr Kraft gibt als morgens 20 Minuten Schlaf dranzuhängen. Eine Studie um Avi Karni von der Universität Haifa enthüllte, dass der Kurzschlaf das Erinnerungsvermögen stärkt. Dabei prägt sich frisch Gelerntes in unser Langzeitgedächtnis ein. Bei einer Studie der medizinischen Hochschule in Athen mit 23 500 Probanden kam dagegen heraus, dass schon eine halbe Stunde Mittagsschlaf das Herzinfarktrisiko um 37 Prozent senken kann. Versuche am Wiener Institut für Schlaf-Wach-Forschung offenbarten gar: Wer nur rund drei Minuten schlummert, ist hinterher aufmerksamer; wer zehn Minuten döst, hat beim Aufwachen prompt bessere Laune. Und das U S-Fachmagazin
Archives of Internal
Medicine
veröffentlichte einmal eine Studie, wonach regelmäßiger Mittagsschlaf das Leben geradezu verlängern soll. Nur kriegt man davon vielleicht nicht allzu viel mit, weil man ja die Zeit verpennt. Aber gut.
Wen das noch nicht überzeugt, der könnte sich ein Beispiel an der als überaus penibel bekannten U S-Raumfahrtbehörde NASA nehmen. Selbst die empfiehlt seit geraumer Zeit den strategischen Kurzschlaf, auch
Powernap
genannt. Bei Versuchen mit Piloten merkte man dort sehr schnell, dass schon ein 3 0-minütiger Nap das Reaktionstempo der Cockpitbesatzungen um 16 Prozent steigerte und gleichzeitig ihre Aufmerksamkeitsausfälle um 34 Prozent verminderte. Weitere Untersuchungen bestätigten schließlich, dass sich nach einem Schlafintermezzo selbst die Fähigkeit, unter Druck richtig zu entscheiden, deutlich verbesserte, ja sogar Lösungen für unsere Probleme finden wir danach leichter, jedenfalls steigt die Wahrscheinlichkeit nach einem Nickerchen von 23 auf 59 Prozent, wie der Lübecker Schlafforscher Jan Born herausfand.
Der Mensch ist zum Schlafen gemacht. Natürlich nicht die ganze Zeit, aber in Intervallen sehr wohl. Die meisten Säugetiere schlafen tagsüber immer wieder für kurze Perioden, wobei sich die intensivsten Müdigkeitsschübe beim Menschen auf den frühen Tag, so zwischen 2 und 4 Uhr morgens und den frühen Nachmittag zwischen 13 und 15 Uhr verteilen – und das unabhängig davon, ob wir mittags etwas essen oder nicht. Allerdings können sich diese Phasen individuell verschieben, je nachdem, welcher Chronotyp Sie sind. Bei den
Lerchen
(siehe auch Kapitel um 7.00 Uhr), also jenen Menschen, die in der Regel gegen 6 Uhr aufstehen und ab 22 Uhr wieder ins Bett kriechen, tritt das Mittagstief üblicherweise zwischen 12 und 14 Uhr auf. Bei den
Eulen
hingegen – sie schlafen morgens gerne mal bis 9 Uhr und bleiben dafür bis 1 Uhr auf – kommt diese Phase meist erst zwischen 13 und 15 Uhr. Aber sie kommt.
Angesichts solch zahlreicher Argumente wundert man sich schon, warum sich der Mittagsschlaf hierzulande nicht recht durchgesetzt hat. Woanders ist er deutlich populärer. In Japan zum Beispiel kennt man die Tradition des Nickerchens als
Inemuri
, in Spanien heißt es schlicht
Siesta
. Und in China besitzen die Menschen laut Artikel 43 der chinesischen Verfassung zumindest einen Anspruch, der ihnen das gelegentliche Abschalten am Arbeitsplatz garantiert. In Deutschland dagegen legen sich allenfalls Greise und Babys mittags kurz auf die Ohren – jedenfalls, ohne dass die anderen sie deshalb für träge oder tatenlos halten.
Warum machen wir das? Eine Theorie dazu besagt, das sei eine Folge der Industrialisierung. In landwirtschaftlich geprägten Gesellschaften konnte man noch am Feldesrand rumschlummern und der Amsel beim Zwitschern zuhören, während das Gemüse von alleine wuchs. Seit das Gros der Menschen aber in Schichtdiensten und am Fließband ackerte, war für Pausen kaum noch Zeit. Dabei ist dieses Bild längst überholt. Die moderne
Weitere Kostenlose Bücher