Die Büro-Alltags-Bibel

Titel: Die Büro-Alltags-Bibel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jochen Mai

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zwischen penetrantem Eigenlob ohne Substanz und sublimer Selbstpromotion. Dieses ständige Werben für sich erfordert Fingerspitzengefühl, sonst driftet es in Wichtigtuerei ab. Letztere ist so ärgerlich wie peinlich, Ersteres dagegen fördert Aufmerksamkeit und Aufstieg. Und das ist keinesfalls so schwer, wie manche vielleicht meinen – es gilt eben nur die feine Grenze zur Prahlerei nicht zu überschreiten. Achten Sie zum Beispiel auf kleine, aber nicht unwichtige Dominanzgesten. Kollegen, die Sie nicht ausreden lassen oder Ihre Sätze vervollständigen, sollten Sie umgehend (aber charmant) in die Schranken weisen: »Darf ich bitte erst noch meinen Gedanken beenden?« Dasselbe gilt für die Bewertung von Vorschlägen: Wer Ihren Vorschlag analysiert und beurteilt, betrachtet das Ganze aus einer höheren Perspektive. Sprich: Er degradiert Sie subtil. Machen Sie das also ruhig auch mit seiner Analyse (»Das ist ein guter Punkt, den Sie da entdeckt haben, allerdings haben Sie vergessen …«) und mit den Ideen der anderen Kollegen – und sei es nur, dass Sie diese als richtig und logisch loben.
    Schleimen hat zwar etwas Ekliges, ist aber eine der erfolgreichsten Karrierestrategien. Das bestätigten etwa Chad Higgins von der Universität von Washington in Seattle und sein Kollege Timothy Judge von der Uni von Florida in Gainesville. In ihren Experimenten bekamen Studenten, die den Personalern im Bewerbungsgespräch schmeichelten, häufiger einen Job als jene, die nur mit ihren Kompetenzen warben.
    Albern? Mitnichten. Büropsychologie funktioniert nun mal genau so. Und die anderen tun es schließlich auch. Nicht gleichzuziehen, hieße sich bewusst kleiner zu machen. Begegnen Sie Kollegen wie Konkurrenten also mindestens auf Augenhöhe. Sagen Sie Ihre Meinung, bringen Sie sich in Meetings regelmäßig ein, machen Sie Vorschläge und verweisen Sie dabei subtil auf Ihre bisherigen Erfahrungen und Erfolge aus vergangenen Projekten, die Sie verantwortet haben. So bleiben diese in Erinnerung und Sie wirken ebenso teamorientiert wie kompetent. Glauben Sie mir, Psychologie gezielt anzuwenden, steigert Ihren Status unmerklich, aber stetig.
    So setzen Sie sich in Szene – ohne aufdringlich zu wirken
    Die Psychologin Petra Wüst gilt als Koryphäe auf den Gebieten des
Self Branding
und der
Eigen-PR
und leitet im schweizerischen Basel seit einigen Jahren eine entsprechende Beratungsfirma. 2008 veröffentlichte sie ein Buch mit dem Titel
Gezielt einmalig: 22 Tipps für eine überzeugende Selbst-PR
, in dem sie unter anderem zeigt, welche Faktoren helfen, wenn man seine Eigenmarke aufbauen beziehungsweise sein persönliches Profil formen und etablieren will. Nicht alle ihre 22 Punkte haben mich seinerzeit überzeugt, manche finde ich gar tautologisch, wie etwa Tipp 15: »Mach dir einen Namen.« Andere der dort aufgeführten Rezepte sind aber durchaus sinnvoll und haben sich in der Praxis schon oft als nützlich erwiesen. Die wichtigsten davon sind:
Seien Sie ein Original. Ich nehme an, Charles Lindbergh kennen Sie? Er war der erste Mensch, der den Atlantik im Alleinflug überquert hat. Das war 1927. Aber kennen Sie auch den zweiten Überflieger aus dem Jahr 1931? Er war der bessere Pilot, flog schneller über das Meer und verbrauchte obendrein weniger Sprit. Aber wer kennt schon Bert Hinkler? So ist das in fast allen Dingen: Der Erste schreibt Geschichte, der Zweite ist allenfalls sein besserer Nachahmer. Die meisten Menschen halten daran fest, dass der Erste auch der Beste sein muss, wenngleich das häufig ein Trugschluss ist. Versuchen Sie deshalb, wo immer Sie können, das Original und ein Pionier zu sein. Dahinter steckt nichts anderes als die geballte Macht eines Alleinstellungsmerkmals.
Vereinen Sie Gegensätze. Tamara Raich ist Model und Bodyguard. Eine schöne Frau, die auch noch ballern kann: hart und zart – eine ebenso exklusive wie explosive Mischung.
Paradessenz
wird die scheinbar schizophrene Strategie in der Fachsprache genannt, bei der man versucht, augenscheinlichwidersprüchliche Qualitäten in einem Produkt oder einer Person zu vereinen. Damit erzeugen Sie ebenso Spannung wie Aufmerksamkeit. Und natürlich fasziniert die Menschen eine solche Attraktion. Der zweite Vorteil: Wenn Sie mehrere Eigenschaften derart integrieren, erreichen Sie deutlich mehr Zielgruppen als mit nur einer. Suchen Sie also die Essenzen, für die Sie stehen – Stärken, Charakterzüge, Fähigkeiten – und überlegen Sie, ob und wie Sie