Die Burg Der Abenteuer
gewesen wäre. Sie war fest entschlossen, Philipp aus dem Wege zu gehen, solange er die Kröte bei sich hatte.
Philipp zuckte verächtlich die Achseln. »Das kannst du doch nicht! Kiki wird Jack Gesellschaft leisten, und wir werden ihn jeden Tag besuchen kommen. Wollen wir jetzt nicht mal die unteren Zimmer des Schlosses ein wenig untersuchen?«
Die Kinder gingen über den Burghof zurück und betraten die unteren Räume des weitläufigen Gebäudes. Sie erwarteten, dort ebenso wie oben nur große und leere Zimmer vorzufinden. Aber was für eine Überraschung erlebten sie!
Eine merkwürdige Sache
Durch den breiten Torweg betraten die Kinder die gro-
ße Halle. Ihre Schritte klangen unheimlich durch den lee-ren Raum. Von draußen ertönte wieder der Schrei der Adler.
»Es waren wahrscheinlich die Adlerschreie, die die Dorfleute hier gehört haben«, meinte Jack und ging auf eine Tür zu, die aus der Halle hinausführte. Er öffnete sie
— und blieb überrascht stehen.
In dem Zimmer standen Möbel! Sie waren morsch und alt, und die Kinder wunderten sich, warum man sie hier zurückgelassen hatte. Schweigend starrten sie in den verlassenen und dumpf riechenden Raum, der anscheinend früher als Wohnzimmer gedient hatte. Außer vier Fensterschlitzen besaß er noch ein breites Fenster, durch das die Sonne hereinschien. Auf Sofas, Sesseln und Ti-schen lag eine dicke Staubschicht, und überall hingen Spinnweben und riesige Netze, die im Laufe der Jahre von vielen fleißigen Spinnen gewebt worden waren.
Dina schüttelte sich. Flüsternd und auf Zehenspitzen wagten sich die andern in das Zimmer hinein, aber sie folgte ihnen nur zögernd. Als Lucy leise auf einen Pol-sterstuhl klopfte, erhob sich eine Staubwolke und nahm ihr fast den Atem. Philipp befühlte mit spitzen Fingern ei-ne Decke, die auf einem Sofa lag. Sie war so mürbe, daß sie sofort in Stücke zerfiel.
»Was für ein unheimliches, altes Zimmer!« sagte er. »Ich fühle mich hundert Jahre zurückversetzt. Hier hat die Zeit stillgestanden. Warum hat man wohl alles so stehen lassen?«
Neugierig öffneten die Kinder die Tür zu dem nächsten Zimmer. Dieses war ganz leer, aber in dem dritten, das kleiner war, standen wieder Möbel. Auch hier hingen überall Spinnweben von der hohen Decke. Dieser Raum war augenscheinlich einmal als Eßzimmer benutzt worden, denn an der einen Wand stand ein großes Büfett.
Darin befand sich altes Porzellan und allerlei Gerät aus Silber. Es mußte wohl Silber sein. Jetzt waren die Känn-chen und Soßenbehälter so trübe und blind, daß nichts mehr von dem früheren Glanz zu sehen war.
»Das wird ja immer sonderbarer!« rief Lucy. »Was hat das nur zu bedeuten?«
»Wahrscheinlich hat der böse, alte Mann, von dem Tassie uns erzählt hat, diese Zimmer hier benutzt«, sagte Jack. »Vielleicht fuhr er eines Tages fort und kam nicht mehr zurück. Und niemand wagte sich hier herein. Vielleicht weiß auch keiner etwas davon, daß hier noch Möbel stehen. Es ist wirklich sonderbar!«
Der kleine Fuchs schnüffelte überall in den Zimmern herum, wirbelte große Staubwolken auf und fing an zu husten. Aber Kiki gefiel es hier anscheinend gar nicht. Er blieb unbeweglich auf Jacks Schulter sitzen und sagte die ganze Zeit über keinen Ton.
Dann kamen sie in die Küche. Dies war ein riesiger Raum mit einem großen Herd, auf dem ein Kessel und ein paar eiserne Bratpfannen standen. Philipp versuchte eine davon hochzuheben, aber sie war zu schwer.
»Die Köche müssen früher sehr starke Männer gewesen sein«, sagte er. »Seht mal, da an dem alten Abwaschtisch ist eine Pumpe! Sicher wurde das Wasser damit heraufgepumpt.«
Sie gingen zu dem Abwaschtisch hinüber. Die altmodische Pumpe hatte einen Schwengel, den man auf-und niederbewegen mußte, um das Wasser von unten her-aufzupumpen. Plötzlich starrte Philipp wie gebannt darauf hin. Dann glitten seine Augen zu einer Wasserpfütze auf dem Fußboden und blieben verwirrt darauf gerichtet.
»Was ist los, Philipp?« fragte Jack.
»Ach, nichts Besonderes. Aber wo kommt das Wasser her? Die Pfütze kann höchstens ein paar Tage alt sein, sonst wäre sie doch längst ausgetrocknet.«
Jack sah zur Decke empor. Vielleicht befand sich dort ein Riß, durch den das Wasser getropft war. Aber an der Decke war nichts zu sehen. Verständnislos blickte er wieder auf die Pfütze hinunter. Dann streckte er seine Hand nach der Pumpe aus. »Wir wollen mal sehen, ob Wasser heraufkommt. Vielleicht ist das
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