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Die Burg der Könige

Die Burg der Könige

Titel: Die Burg der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Pötzsch
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Versprechen«, erwiderte er trotzig. »Sie schmieren uns Honig ums Maul und schicken uns zurück in unsere Katen, nur um uns danach noch gründlicher auszunehmen.« Er wandte sich an die Umstehenden, von denen seine beiden Leibwachen am eifrigsten nickten. »Sie haben Angst! Das wollen uns diese Verhandlungen zeigen. In die Hosen scheißen sich die hohen Herren, diese Äbte, Ritter und Grafen! Gerade jetzt dürfen wir keinen Zollbreit zurückweichen!«
    »Und wenn sie nun wirklich verhandeln wollen?«, warf Mathis ein.
    Der Jockel sah ihn spöttisch an. »Glaubst du das? Glaubst du, sie verzichten freiwillig auf ihre fetten Pfründe, auf ihren Zehnt?«
    »Sicher nicht auf alles. Aber vielleicht sollte man sich wenigstens anhören, was sie zu sagen haben.«
    »Ha, natürlich!«, lachte Jockel höhnisch. »Geh nach Memmingen ins Schwabenland und hör ruhig zu. Lass dich einlullen, während sie ihre Landsknechte sammeln.« Vertraulich senkte er seine Stimme. »Sie brauchen Zeit, verstehst du nicht, Mathis? Zu viele der kaiserlichen Söldner kämpfen noch in Italien. Der Adel verhandelt, während er hinterrücks bereits unseren Untergang plant. Aber das lassen wir uns nicht gefallen! Wir sind keine dummen Lämmer, die man zur Schlachtbank führt. Wir sind Kämpfer, und wir werden gewinnen!«
    Mittlerweile waren immer mehr neugierige Bauern von den Feuern zu ihnen herübergekommen. Die Leibwachen stießen ein paar von ihnen, die ihrem Anführer zu sehr auf den Pelz rückten, herrisch zurück. Vereinzelt waren Hochrufe zu hören.
    »Wir müssen ein Zeichen setzen!«, wandte sich der Jockel nun laut an die Menge. »Wir müssen diesen Pfeffersäcken, diesen Äbten und Herzögen zeigen, dass wir uns nicht ein­lullen lassen! Lasst uns unseren Verbündeten, die schon bald hier sein werden, beweisen, aus welchem Schrot und Korn wir sind! Seid ihr dazu bereit?«
    Die Menge johlte, zuerst zögerlich, dann immer lauter, und der Jockel fuhr fort, während seine Augen wild funkelten: »Dann lasst uns Kloster Eußerthal niederbrennen! Die fetten Pfaffen dort sind uns schon lange ein Dorn im Auge. Diese Gegend braucht nur einen einzigen Funken, um den Brand zu entfachen, und Eußerthal wird dieser Funke sein! Wir wollen unseren Freunden ein würdiges Willkommen bereiten. Ein Kloster als Heimat eines Bauernhaufens! Die Kirche unser Stall und der Weinkeller des Abts unser Wirtshaus. Na, wie gefällt euch das?«
    Die Männer lachten und grölten, viele hielten ihre Spieße und Sensen in die Höhe, ein wogendes stachliges Feld, das sich über die ganze Waldlichtung ausbreitete.
    »Hoch, Schäfer-Jockel! Hoch!«, riefen sie, und ihr Anführer nickte befriedigt. Dann sah er hinüber zu Mathis, und ein leises Lächeln huschte über sein Gesicht.
    »Das wolltest du doch, Mathis«, sagte er, nun wieder mit ruhiger Stimme. »Einen geschützten Ort für unser zukünftiges Heer. Ich danke dir, dass du mich auf diesen Gedanken gebracht hast. Wenn du so weitermachst, ernenne ich dich noch zu meinem Stellvertreter.«
    Mathis schloss kurz die Augen. Es war sinnlos, sich jetzt noch an die Menge zu wenden. Selbst die zunächst skeptischen Dahner und Wilgartswiesener Abgesandten waren in den allgemeinen Jubel mit eingefallen. Mit seinem Vorstoß hatte der Jockel innerhalb weniger Augenblicke wieder die Führung übernommen, die ihm kurzzeitig zu entgleiten drohte.
    Kloster Eußerthal war im Gegensatz zu den Burgen der Gegend leicht einzunehmen und trotzdem gut zu verteidigen. Es würde ihnen Schutz bieten, und die Eroberung war ein deutliches Zeichen an das Umland, dass der Kampf angefangen hatte. Und wollte er nicht selbst, dass es endlich losging?
    Doch dann musste Mathis an die vielen Mönche dort denken. Abt Weigand mochte ein Schwein sein, aber was war mit dem gutmütigen Bruder Jörg vom Torhaus, dem Mathis früher oft neue Hufeisen für die beiden Klosterpferde vorbeigebracht hatte? Was mit den vielen jungen Novizen? Wenigstens Pater Tristan war auf dem Trifels in Sicherheit. Mathis zuckte zusammen.
    Oder werden wir vielleicht bald auch den Trifels angreifen? Was wird dann mit Agnes?
    »Tod den Pfaffen, nieder mit den Palästen!«, hallte es über den Platz. Sogar der alte Ulrich Reichhart hatte sich den Sprechchören angeschlossen. Nur Mathis blieb stumm.
    Er ließ den Hammer auf das endlich glühende Stück Eisen sausen, während ihn der Schäfer-Jockel argwöhnisch musterte.
    ***
    Am nächsten Tag stand Friedrich von Scharfeneck am Rande des

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