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Die Burg der Könige

Die Burg der Könige

Titel: Die Burg der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Pötzsch
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da draußen so weitermachen, haben wir bald kein Lager für unseren Haufen mehr , dachte Mathis. Vernagelte Schafschädel!
    Er bog nach links ab und stand schon bald vor dem Portal zum Kreuzgang. Der von Säulen umstandene quadratische Hof war das Verbindungsstück zwischen dem Hauptgebäude und der Kirche. Mathis betrat den lauschigen Platz, in dessen Mitte ein marmorner Brunnen sprudelte. Steinerne Bänke luden zwischen den Säulen zum Verweilen ein. Einen kurzen Augenblick schien das Kämpfen und Morden ganz fern zu sein, dann ertönte von irgendwoher ein langgezogener Schrei, und die Mönche jammerten und fielen erneut auf die Knie.
    »Hinüber in die Kirche!«, befahl Mathis. »Sie werden es nicht wagen, euch dort ein Leid anzutun. Dort könnt ihr meinetwegen beten, aber jetzt macht schon!«
    Er rannte durch den Kreuzgang auf eine niedrige Tür zu, öffnete sie und scheuchte die verängstigten Zisterzienser in die Kirche. Das Eußerthaler Gotteshaus war ein dreischiffiger Bau mit Glasfenstern, durch die es nun rot leuchtete. Mathis brauchte einen Augenblick, um zu erkennen, dass der Schein nicht vom Morgenrot, sondern von Feuern stammte. Die Bauern hatten tatsächlich die umliegenden Wirtschaftsgebäude, die Kornspeicher und Scheunen angezündet. Von fern waren Jubelschreie zu hören.
    Sie zünden ihr neues Zuhause an! Morgen, wenn die Feuer erloschen sind, werden wir wieder frieren und hungern.
    Als Mathis den Kopf zum Altar wandte, sah er dort plötzlich den fetten Eußerthaler Abt stehen. Weigand Handt galt als schlechter Verwalter, der seinen Posten nur aufgrund seiner hohen Geburt erhalten hatte. Er war der drittgeborene Sohn eines Grafen aus dem Badischen und nutzte das Kloster eifrig zur eigenen Bereicherung. Nur Pater Tristans ordent­liche Buchführung hatte ihn bislang vor Schlimmerem bewahrt. Gerade sammelte Pater Weigand in einem Sack diverse silberne Kerzenständer, Goldpokale und mit Brokat und Edelsteinen verzierte Schmuckschatullen.
    »Lasst den Sack fallen, wenn Euch Euer Leben lieb ist!«, fuhr Mathis ihn an.
    Der schmerbäuchige Abt zuckte zusammen. Als er erkannte, wer ihn angesprochen hatte, verzog sich sein Mund zu einem mitleidheischenden Lächeln.
    »Ah, der junge Geschützmeister!«, krächzte er. »Nun, ich hätte nicht erwartet, dich hier anzutreffen, nach allem, was wir für dich getan haben.« Er duckte sich wie ein gehetztes Tier. »Sicher wirst du dafür sorgen, dass man mich ziehen lässt, nicht wahr?«
    »Wenn Ihr den Sack hierlasst, will ich ein gutes Wort für Euch einlegen«, erwiderte Mathis zögerlich.
    Der Abt sah ihn erschrocken an. »Das … das sind heiligste Reliquien«, stammelte er und fuhr sich nervös mit der Zunge über die fleischigen Lippen. »Sie müssen vor den Flammen ge­rettet werden. Willst du dich etwa gegen Gott stellen, Bursche?«
    Mathis lächelte schmal. »Ich wusste gar nicht, dass silberne Kerzenleuchter Reliquien sind. Und was ist mit den Münzen dort in Eurem Sack? Hat die vielleicht der heilige Petrus einst ausgegeben?« Er deutete auf den prall gefüllten Beutel, aus dem immer wieder frischgeprägte Goldgulden klimpernd zu Boden fielen.
    »Äh, das … das sind die Spenden frommer Menschen«, stotterte der Abt, »ich …«
    »Dann sollen sie anderen frommen Menschen zugutekommen. Stellt den Sack ab.«
    Abt Weigand ließ die Schultern hängen. Kurz schien er Mathis’ Befehl Folge leisten zu wollen, doch plötzlich schulterte er den schweren Beutel und rannte auf eine Tür seitlich des Altars zu. Mathis zögerte. Sollte er dem Abt nachlaufen und die Mönche ihrem Schicksal überlassen? Während er noch überlegte, erklangen von jenseits der kleinen Tür Wimmern und schließlich ein gellender Schrei, der jäh verstummte.
    Der Pforte flog auf, und herein traten der Schäfer-Jockel und seine zwei Leibwachen. Die Hemden der beiden Landstreicher waren nass von Schweiß und Blut, ihre Gesichter rußgeschwärzt, so dass sie wie leibhaftige Teufel aussahen. Jannsen wischte seinen langen Dolch am Mantel ab, während Paulus soeben den Sack des Abts schulterte. Der Schäfer-Jockel stand dazwischen mit verschränkten Armen und grinste Mathis an.
    »Nun schau an, der Mathis hier in der Kirche«, säuselte er, und seine feine Stimme hallte in dem weiten Bau wider, so dass sie auch für die weiter entfernten Mönche gut zu verstehen war. »Hast halt einen Riecher dafür, wohin so eine fette Ratte wie der Abt gekrochen sein könnte. Mein Kompliment.« Er

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