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Die Burg der Könige

Die Burg der Könige

Titel: Die Burg der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Pötzsch
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stirnrunzelnd ein. »Trotzdem wäre es gut, wenn wir eine Zeitlang irgendwo untertauchen könnten. Es sind verdammt viele, und bei dem vielen Schnee kommen wir im Wald nur schlecht voran. Irgendein Versteck …«
    »Ich weiß eines«, unterbrach ihn Agnes plötzlich. Sie hatte sich erhoben und wrang ihre nassen Haare aus. »Es ist vielleicht nicht sonderlich gemütlich, aber wenigstens sind wir dort vorläufig sicher. Wenn auch der Geruch zu wünschen übrig lässt.« Grimmig blickte sie Mathis an, doch schließlich seufzte sie tief. »Mathis Wielenbach, du bist ein Sturkopf, ein gefährlicher Aufrührer und eigentlich unausstehlich. Aber aus irgendeinem Grunde mag ich dich trotzdem. Wenn ihr zwei also unbedingt in meiner Nähe sein wollt, dann kommt meinetwegen mit.«
    Ohne ein weiteres Wort verschwand sie zwischen den Bäumen.

KAPITEL 16
    Venedig, am selben Tag
    n einer billigen Kaschemme unweit des Canal Grande starrte ein Mann auf den geöffneten Brief in seiner Hand und unterdrückte einen Fluch. Seine Lippen bewegten sich leicht, so als würde er sich jedes einzelne Wort einprägen. Schließlich hielt er das Stück Papier über eine Kerze, in einer hellen zischenden Flamme ging es in Rauch auf. Das zerbrochene Siegel tropfte auf den wackligen Tisch, der von vielen Messerkerben gezeichnet war.
    »He, was fällt dir ein, hier herumzuzündeln!« Der fette, nach Schweiß stinkende Wirt näherte sich dem Fremden, in der Hand schwang er drohend einen irdenen Krug. »Brennst mir noch den ganzen Laden ab, Lümmel. Raus hier, sonst …«
    Der Wirt brach ab, als der Mann den Kopf hob, so dass er nun dessen Gesicht unter der Kapuze erkennen konnte. Es war pechschwarz, und eine Reihe weißer Zähne glänzte dar­in wie eine Perlenkette in einem tiefen Teich.
    »Ich suche ein schnelles Pferd«, sagte der Mann lächelnd, ohne auf die Drohung seines Gegenübers einzugehen. »Wo finde ich das? Der Preis spielt keine Rolle.«
    »Äh, drüben am Campo Santa Margherita, bei der neuen Poststation, da gibt es einen, der mit Pferden handelt«, erwiderte der Wirt unsicher. »Dort könnt Ihr sicher …«
    »Gut«, unterbrach ihn der Mann mit dem schwarzen Gesicht. »Und nun bring mir Wein, und zwar in einem gewaschenen Glas. Aber nicht diesen Fusel! Ich weiß, dass du besseren Wein hast. Also, bei Gott, belüg mich nicht.« Er ließ eine silberne Münze über den Tisch rollen, die der Wirt geschickt auffing.
    »Zu … zu Befehl, Herr.«
    Caspar wartete, bis der Dicke verschwunden war, dann zog er eine zerknitterte Karte hervor, die gemeinsam mit dem Brief geschickt worden war und in krakeligen Linien die Hauptstraßen des Habsburger Reichs zeigte. Er runzelte die Stirn und fuhr einige der Strecken mit dem Finger nach. Wenn er noch heute losritt und das Pferd öfter wechselte, konnte er in zehn Tagen den Wasgau erreichen, die tiefen Wälder, die zahllosen Hügel und Täler, die winzigen Dörfer und die tumben, ungebildeten Tölpel, die darin vegetierten. Wie er diese Gegend hasste! Caspars Hand krallte sich um die Landkarte, die im nördlichen Teil weitaus weniger Linien zeigte als im Süden. Es war, als hätte sich dort oben seit den Zeiten der Römer nichts geändert – Barbaren, Urwald und ewiger Streit zwischen den verfeindeten Stämmen. Wie hell und licht waren dagegen Städte wie Granada, Paris, Lissabon oder eben Venedig. Hier ließ es sich leben! Hier waren schwarzhäutige Menschen keine Teufel, sondern galten oft als Gelehrte. Doch sein Auftraggeber hatte beschlossen, ihn zurück in die Wildnis zu schicken. Dabei hatten Caspars gesamte bisherige Erkundungen ergeben, dass die Legende nichts weiter als eine hübsch erfundene Geschichte war. Nun musste er erneut im Sumpf wühlen. Und das, obwohl er bis zum Hals in Arbeit steckte! Caspar wusste: Er war einer der Besten, und es gab durchaus noch andere Aufträge. Doch dieser war der wichtigste von allen. Wenn er dabei versagte, würde sich das schnell herumsprechen.
    Außerdem zahlte dieser Auftraggeber einfach zu gut.
    »Äh, der Wein, Herr. Aus Portugal. Das Beste, das ich …«
    Mit einer ungeduldigen Handbewegung brachte Caspar den Wirt zum Schweigen und scheuchte ihn zum Tresen zurück. Als er schließlich an dem vollen Glas nippte, nickte er anerkennend. Damit ließ sich schon eher nachdenken als mit dem sauren Gesöff, das sonst hier serviert wurde.
    Schnell ordnete er seine Überlegungen. Diesmal würde er allein reisen. Im Grunde gab es ohnehin nur einen Ort, den es sich

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