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Die Burg der Könige

Die Burg der Könige

Titel: Die Burg der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Pötzsch
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auf«, sagte plötzlich einer von ihnen und hielt eine flackernde Laterne in die Höhe. »Puh, heilige Mutter Maria, der ist wi-wi-wirklich schwarz wie die Nacht! Da sind wir K-K-Köhler ja die reinsten Engel dagegen.«
    »Hans, du Dummkopf!«, meldete sich der Zweite, dem ein großes Furunkel auf der Nase saß. »Das ist kein Dämon, das ist ein Mohr! Weißt du das denn nicht? Südlich von Rom schauen die alle so aus. Das hat mir mal ein Pilger erzählt. Da unten scheint die Sonne so heiß, dass sie den armen Menschen das Gesicht verbrennt. Am Ende sehen sie aus wie ein Stück Kohle.«
    »I-i-ist das wahr?«
    »Dämon oder Mohr, was schert’s mich!«, krähte der dritte Köhler. Er hatte verfilzte graue Haare und war der Älteste von ihnen. Wie die anderen beiden trug er zerrissene Beinlinge und ein ebenso zerfetztes Lederwams, das vor Dreck und Ruß nur so starrte. Grinsend wedelte er mit einem Beutel, den Caspar unschwer als den seinen erkannte.
    »Dieser schwarze Teufel war jedenfalls der beste Fang, den wir je gemacht haben. Schaut euch nur seine feinen Kleider an, dafür gibt’s auch noch was! Lasst uns ihn schleunigst abstechen und seine Leiche vergraben, und dann zurück zum Meiler, bevor noch seine Kumpane auftauchen. So wie der aussieht, hat der sicher Helfer in der Nähe.«
    »Oder andere T … T … Teufel«, murmelte der Bursche mit der Laterne, ein klapperdürrer Jüngling von vielleicht sechzehn, siebzehn Jahren, der nicht der Hellste zu sein schien.
    Stöhnend kämpfte Caspar gegen seine Fesseln an, doch es war aussichtslos. Er war benommen und verletzt, sein rechter Arm schien gebrochen, und Blut rann ihm von der Stirn in die Augen. Während er an dem Seil zerrte, bemerkte er plötzlich, wie die drei Köhler einen ängstlichen Schritt nach hinten machten.
    »Und w … w … wenn er nun wirklich ein Dämon ist?«, fragte Hans ängstlich.
    »Ach was!«, warf der Zweite ein. »Ich hab’s dir doch gesagt, das ist bloß ein Mohr. Wenn er ein Dämon wäre, würde er wegfliegen. Ich stech den jetzt ab und …«
    »Rührt mich nicht an, sonst reiß ich euch mit in die Hölle!«, zischte Caspar, als er das erhobene Messer vor sich sah. Es war seine letzte winzige Chance, und er wollte sie nicht ungenutzt verstreichen lassen. »Ha, ich bin ein Abgesandter Satans!«, schrie er aus Leibeskräften und rollte mit den Augen. »Meine Rache wird fürchterlich sein! Filho da puta! «
    Er ließ ein paar hässliche Flüche folgen, und der picklige Köhler senkte stirnrunzelnd den Dolch. Ratlos sahen sich die drei Männer an.
    »Ich sag’s doch, d … d … das ist ein Dämon!«, stotterte Hans erneut. »Schaut nur, wie er spuckt und geifert. L … l … lasst uns nur schnell von hier verschwinden!«
    »Ein Dämon, der vom Pferd fällt und blutet, das gibt es nicht«, meldete sich nun der Älteste nachdenklich. »Der Beelzebub würde einfach davonfliegen, da hat der Heiner recht. Allerdings, wenn er nun doch …« Er zögerte, plötzlich breitete sich ein Grinsen auf seinem schmutzigen Gesicht aus.
    »Ha, ich sag euch, was wir machen. Wir prüfen ihn, ganz so wie bei einem Gottesurteil.«
    »Gottesurteil?« Der picklige Heiner sah den Alten ratlos an.
    »Na ja, eher ein Teufelsurteil. Wenn er wirklich zurück in die Hölle will, dann muss er doch durch die Erde, nicht wahr?« Die anderen zwei nickten, und der Grauhaarige fuhr mit erhobenem Zeigefinger fort. »Also graben wir ihn ein. Dann werden wir ja sehen, ob er im Boden verschwindet.«
    Er wandte sich an den Jüngsten, der noch immer schlotternd weiter hinten stand.
    »Hans, hol deine Hacke. Und das Holzkreuz. Man kann nie wissen, was so einem schwarzen Teufel alles einfällt.«

KAPITEL 19
    13. Mai, Anno Domini 1525,
    Festung Pizzighettone bei Cremona
    st alles zu Eurer Zufriedenheit, Exzellenz?«
    Großmarschall Charles de Lannoy deutete aufmunternd auf die duftenden Speisen, die als Abendbrot auf dem Tisch standen. Mit hoch­gezogener Augenbraue wartete der Vizekönig von Neapel auf eine Antwort des französischen Königs.
    »Danke, danke bestens.«
    Franz I. setzte sich und betrachtete lustlos die gegrillten Wachteln, die Fischpastete in Form einer Forelle und das glasierte Konfekt, das in einer silbernen Terrine gereicht wurde. Trotz des verführerischen Angebots griff er nur zu dem Krug Madeirer und schenkte sich einen Pokal bis oben hin voll.
    »Ihr solltet wirklich nicht so viel trinken«, bemerkte Lannoy kopfschüttelnd. »Das tut Eurer Gesundheit nicht

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