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Die Burg

Die Burg

Titel: Die Burg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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kämen aus der Unterschicht und wären nicht einmal in der Lage, korrektes Englisch zu sprechen, geschweige denn zu schreiben. Der «Haufen» sei ein Sammelbecken für arbeitslose Herumtreiber. Die paar «anständigen» Leute in der Gruppe hätten offenbar eine falsche Vorstellung von sozialem Gewissen. «Charity» wäre natürlich gute englische Tradition, aber, bitte, man musste doch darauf achten, wem man sie zuteil werden ließ.
    Astrid war immer noch so empört über so viel Borniertheit, dass sie am Kreisverkehr die Ausfahrt nach Kleve verpasste und eine Ehrenrunde drehen musste. Sie dachte an den Abend im Lager, an die Herzlichkeit der Leute und an Ruth und Toni, die mit ihnen befreundet gewesen waren. Bei der nächsten Gelegenheit fuhr sie an den Straßenrand und wählte Helmuts Nummer. «Ich möchte gern kurz bei Jasper und Matthias vorbeifahren. Geht das in Ordnung?»
    «Ja, mach das. Ich wollte auch schon hin, aber ich komme hier einfach nicht weg», antwortete Toppe. «Ich hoffe, dass sich Tonis Bruder um die beiden kümmert, auch wegen der Beerdigung.»
    «Sind die Leichen schon freigegeben?»
    «Ja, Arend hat die Obduktionen abgeschlossen. Die Einzelheiten erspare ich dir lieber, aber auf jeden Fall waren sie sofort tot.»
    «Ich weiß», sagte er leise, als sie nichts darauf erwiderte, «das ist kein wirklicher Trost. Ist bei deinem Gespräch mit Connor etwas rumgekommen?»
    «Nein», sagte sie hitzig, «außer dass der Typ ein echtes Arschloch ist. Aber das erzähle ich dir heute Abend. Und bei dir?»
    «Hendry bleibt weiter in Gewahrsam. Der Suchtrupp am Kermisdal hat außer einer Menge Müll bis jetzt nichts zutage gefördert, und die Kripo in Worcester braucht Zeit. Mit denen läuft es übrigens gut, völlig unkompliziert. Aber ich glaube nicht, dass es der Junge war. Unser Attentäter hat sich nicht einfach nur um ein paar Gramm Semtex vertan, der wollte ein Fanal setzen.»
    «Ja», sagte sie, «wofür auch immer. Ist Norbert inzwischen aufgetaucht?»
    «Nein, aber er hat angerufen. Ulli hat geglaubt, sie hätte Wehen, aber im Krankenhaus hat es sich wohl als falscher Alarm herausgestellt, und sie haben sie wieder nach Hause geschickt.»
    Sie hörte das Lächeln in seiner Stimme und schmunzelte. «Norbert dreht wirklich ganz schön am Rad.»
    «Ich werde mir etwas einfallen lassen. Im Augenblick ist er beim Stadtmanager, der inzwischen vernehmungsfähig ist. Vielleicht bekommt er ja endlich heraus, wen dieser Jäger alles auf die Ehrentribüne eingeladen hatte und wer abgesagt hat.»
     
    Thorstens Geburtstag – endlich ist auch er dreizehn geworden.
    Er weiß, der Kleine wartet auf ihn drüben bei den Klos, aber es wird einfach nicht ruhig im Schlafsaal.
    Irgendjemand wichst.
    Er schwitzt in seinen Klamotten unter dem dicken Federbett, tastet nach dem Geschenk. Den Gameboy hat er schon vor Monaten im Laden mitgehen lassen, als er in den Ferien bei seinen Alten war.
    Thorstens sehnlichster Wunsch, er würde sich überschlagen.
    Endlich still, er läßt sich lautlos zu Boden gleiten und robbt los.
    Thorsten wartet, strahlt über das ganze süße Gesicht, als er ihn sieht.
    Kichern, Küsse, er wird hart. Streicheln.
    Für einen Moment springt ihm sein Alter mitten ins Hirn, aber er kickt ihn weg, blendet den Pissoirgestank aus, stöhnt – so gut. «Du … ich …»
    «Wir», flüstert Thorsten und legt den Kopf in den Nacken.
    «Na, da schau her!» Das Schwein drückt auf den Lichtschalter. «Zwei Schwulis an unserem Institut! Ist das zu fassen?» Es grinst.
    «Nicht fertig geworden? Das ist wirklich schade.» Es grinst noch mehr. «Wascht euch die Hände, das ist ja ekelhaft!»
    Der Kloß in seiner Kehle ist so groß, dass er würgen muss, aber da ist Thorsten, zerrt an seinem Reißverschluss, leichenblass.
    Das Schwein rubbelt sich mit der flachen Hand über Schenkel und Schritt. «Wollen doch mal sehen, was der Direx zu eurem perversen kleinen Stelldichein sagt. Hast du nicht schon genug Minuspunkte, Coolman?»
    Das Schwein packen, den Schädel gegen die Wand schmettern, dass ihm das Grinsen aus dem Gesicht klatscht.
    Aber da steht Thorsten, zittert wie ein junger Hund und hat wieder angefangen zu weinen.
     
    «Ich finde es richtig schade, dass wir uns ausgerechnet unter so scheußlichen Umständen kennenlernen», sagte Peter Cox mutig. Er hatte sie gar nicht überreden müssen, Penny war gern mit ihm auf einen Kaffee in die Kantine gekommen, in der es, seit die Soko im Haus war, zuging wie

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