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Die Burg

Die Burg

Titel: Die Burg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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und rennt, reißt die Tür auf.
    Thorsten, die Hose bauscht sich um seine Knöchel, Blut, der Lappen im Mund, Blut, die Augen starr, ohne Tränen.
    Das Schwein rammt ihm ein letztes Mal seinen Prügel hinein, brüllt, schaut über die Schulter und grinst.
    Der 27. Mai.
     
    Er setzte sich auf, schüttelte ein paarmal den Kopf, um das Bild zu vertreiben.
    Seine Kiefer schmerzten, das T-Shirt klebte ihm am Leib, er zitterte vor Kälte.
    Wo war seine Armbanduhr? Zwanzig vor fünf. Viel zu früh, um aufzustehen, aber er durfte nicht wieder einschlafen. Er wusste, welches Bild ihn heimsuchen würde, und die wimmernde Wut kam wieder hoch.
    Seine Augen hatten sich an das Dämmerlicht gewöhnt, das die Straßenlaterne ins Zimmer schickte. Mit steifen Gliedern tappte er zum Fenster und spähte hinaus.
    Gegenüber im Schweinebau war alles dunkel.
    Vor neun Uhr morgens regte sich dort nichts. Irgendwann zwischen neun und zehn kam das Schwein heraus, lief zum Bäcker hinüber, kaufte zwei Brötchen und ein Croissant und verschwand dann wieder in seiner Bude. Um halb zwölf tauchte es wieder auf, öffnete die Garage neben dem Haus, holte seine Karre heraus, machte das Tor wieder zu und fuhr zur Arbeit. Die Garage …
    Vorgestern war er um halb elf in einem bunten Trainingsanzug aus der Haustür gekommen, zum Wald hochgelaufen und gejoggt, vierzig Minuten lang, am Mittwoch auch, dieselbe Runde, gestern nicht. Der Wald …
    Sein Atem hatte die Scheibe beschlagen, er schloss die Augen.
    Auch wenn er nicht schlief, das Bild war da:
     
    Thorsten pendelt am Balken, aus seinem nackten Hintern fließt Blut, ein Strom von Blut, sammelt sich auf dem durstigen Boden, Staubkörner tanzen in der Luft.
    Irgendjemand hat mit schwarzer Tinte 2. Oktober über das ganze Bild geschmiert.
     
    Er ballte die Hände. Er wusste nicht einmal, ob es ein Balken gewesen war, an dem Thorsten sich erhängt hatte. Seine Eltern hatten ihn gefunden.
     
    «Verdammte Hacke», stöhnte Ackermann, «die Beerdigungen! Da fährt doch die ganze Prominenz vor.»
    Astrid schaute Toppe an. «Ruths und Tonis Beerdigung ist am Freitag um elf. Es wird keine Messe und keinen Gottesdienst geben, sie waren beide aus der Kirche ausgetreten. Aber der evangelische Pastor wird in der Friedhofskapelle ein paar Worte sagen. Die Todesanzeige stand heute in den Zeitungen, also können wir davon ausgehen, dass viele Leute kommen.»
    «Der Bürgermeister auf jeden Fall», nickte Toppe. «Er war mit Toni befreundet. Die Parteigenossen werden da sein, vielleicht auch ein paar grüne Landespolitiker.»
    «Un’ ihr meint, da könnt’ der Attentäter wieder zuschlagen? Mit ’ner Bombe?» Ackermann schob die Brille hoch und wischte sich das Gesicht.
    «Wir können es jedenfalls nicht ausschließen», antwortete Toppe. «Das bedeutet, wir müssen sofort alles absuchen, den gesamten Friedhof, die Leichenhalle und die Kapelle, den Weg des Trauerzugs und das ganze Areal ab sofort strengstens überwachen. Und alle Friedhofseingänge, bis auf das Haupttor, bleiben ab jetzt geschlossen, sodass die Beerdigungsgäste nur auf einem Weg den Friedhof betreten und zur Kapelle gelangen können. Dort richten wir eine Schleuse mit Metalldetektoren ein.»
    «Videokameras wären vielleicht nicht schlecht», überlegte Astrid. «Dann sehen wir, wer sich in den nächsten zwei Tagen am Friedhof herumtreibt.»
    «Könnt’ auch nich’ schaden, wenn wir die ganze Beerdigung filmen», ergänzte Ackermann und goss sich noch einmal Tee ein. «Weiß übrigens jemand, wann dieser Hornung beerdigt wird?»
    «Ich kümmere mich gleich darum.» Toppe hielt ihm seinen Becher hin. «Mir auch noch etwas, bitte.»
    «Augenblick mal!» Cox räusperte sich aufgeregt. «Wenn wir damit rechnen, dass der Täter es noch einmal versucht, brauchen wir schleunigst Sitzwachen in den Krankenhäusern. Denn dann ist auch jeder, der auf dem Podium gestanden und – entschuldigt bitte – aus Versehen überlebt hat, immer noch ein mögliches Ziel.»
    Es dauerte eine Weile, bis sie alles Notwendige in die Wege geleitet hatten und sich wieder bei Cox im Büro einfanden.
    Ackermann tigerte rastlos hin und her. «So, wie ich dat seh, können wir im Moment nix anderes tun als davon ausgehen, dat einer von denen auf dem Podium gemeint war. Ich mein, wir brauchen doch ’n Ausgangspunkt.»
    «Ja, natürlich.» Toppe hockte sich auf die Fensterbank. «Also gut, wer sind diese neun Personen, die auf der Tribüne gestanden haben? Hat einer

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